Top-Wirt 2022: „War immer ein Mensch, der viel ausprobiert hat“
Um 21 Uhr würde es gehen. Da sei es ein wenig ruhiger, sagt Josef Floh, Wirt in Langenlebarn (Bezirk Tulln), wenn man einen Interviewtermin mit ihm ausmachen möchte. Doch wirklich ruhig wird es bei ihm nie so recht. Für Freundinnen und Freunde exzellenter Kulinarik ein Gewinn.
Nun wurden Elisabeth und Josef Floh bereits zum zweiten Mal als „Top-Wirte Niederösterreich 2022/23“ ausgezeichnet. „Es war schon ein sehr freudvolles Gefühl und das sage ich jetzt im Fußballer Jargon: Selbst, wenn man hin und wieder was gewinnt – wir waren 2005 ja schon einmal Top-Wirte – ist es doch wieder etwas anderes und ehrenvoll und mit großer Freude verbunden“, meint Josef Floh.
All das sei aber ohne seinem Team nicht möglich, betont der Wirt. „Das ist einfach diese Wertschätzung unserer Mannschaft gegenüber, die uns sehr, sehr wichtig ist, weil das so eine Struktur hat, dass man das nicht alleine schaffen kann. Man braucht viele tolle helfende Hände.“
Respekt im Team
Respekt und Wertschätzung seien für die Familie Floh seit jeher wichtig gewesen. Und zwar den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Gästen, aber auch den Lieferanten und Lebensmitteln gegenüber, sagt Floh. Um den Erfolg des Betriebs erklären zu können, müsse man jedoch weiter zurückschauen.
Als Floh vor 28 Jahren den Betrieb der Eltern übernommen hat, habe er begonnen, sich damit auseinanderzusetzen, wer die Menschen hinter den Produkten, die verarbeitet werden, sind. Grundsätzlich habe zu Beginn der Pandemie ein großes Umdenken stattgefunden. „Auf einmal wurde hinterfragt, wo was herkommt, weil viel nicht lieferbar war. Da hat sich der Weg, den wir schon lange beschreiten als 100 Prozent richtig erwiesen. Wir hinterfragen, sind ehrlich authentisch und offen. Das ist ein wesentlicher Teil unserer Geschichte.“
„Wir holen die Produkte zu 80 Prozent selbst ab“, wirft Elisabeth Floh ein. „Wenn man weiß, wie das Gemüse am Feld wächst und wie lange es braucht, dass es zu uns kommt. Dem gegenüber haben wir eine große Wertschätzung.“
Etwas Neues
Zusätzlich war es das Credo der Flohs, nie stehen zu bleiben. „Ich war immer ein Mensch, der gern viel ausprobiert und neu entdeckt hat“, sagt Josef Floh. Da habe er etwa eine Zeit lang eine erfolgreiche Veranstaltungsreihe organisiert: „Bei solchen Plänen war ich immer der Erste, der gesagt hat ,Stopp, mach’ ma wieder was Neues.“
Elisabeth Floh bezeichnet sich selbst als die Dame im Hintergrund. Sie managt viel, braucht das Scheinwerferlicht nicht unbedingt und berät ihren Mann: „Ein Schritt zurück geht für ihn nicht. Manchmal muss ich ihn auch bremsen. Er sprießt vor Ideen. Das Management zwischen Wirtshaus und Familie sei nicht immer so leicht. „Manchmal fühlt man sich wie ein Jongleur auf der Bühne.“
Auf ebendieser gibt es einen Podcast der Gastwirtschaft, den Josef Floh betreibt, in dem er Gespräche mit Menschen führt, die ihn persönlich inspirieren und beeindrucken – wie etwa Josef Zotter oder Johannes Gutmann.
Auch Kochbücher hat Floh bereits geschrieben, darunter „Der kleine Floh“, zwei Teile gibt es schon. Als zweifacher Vater habe sich das Thema aufgedrängt: „Es gab eine Anfrage zu einem Buch, wie das ausschauen könnte. Mein damals halbjähriger Sohn war bei dem Termin mit dabei. Da war es dann eigentlich logisch. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Bildung ein wesentlicher Schlüssel unserer Gesellschaft ist, was Lebensmittel betrifft.“ Man müsse Kindern vieles zeigen und anbieten. Es sei klar, dass einem Kind nicht immer alles schmeckt. „Aber, wenn man sehr früh mit verschiedenen Nahrungsmitteln in Berührung kommt, wird sich das nachhaltig manifestieren.“
Was sich übrigens als seine Lieblingsspeise manifestiert hat? „Einkorn-Risotto mit Karotten. Da geht nicht viel mehr drüber.“
Kommentare