Tod im Brunnen: Obduktion ergab CO2-Vergiftung

Im Bild: Die Unfallstelle.
Wie sich das tödliche Gas in dem Brunnenschacht gebildet hat, ist noch unklar.

Nach dem Tod von drei Menschen in einem Brunnenschacht in der Marktgemeinde Schönbach (Bezirk Zwettl) ist "mit hoher Wahrscheinlichkeit von Kohlendioxid-Vergiftung auszugehen". Das hat nach Angaben von Markus Haindl, Sprecher der Landespolizeidirektion NÖ, die am Dienstagabend durchgeführte Obduktion der Leichen ergeben. Die beiden Männer und eine Frau seien erstickt.

Es handle sich um ein vorläufiges Ergebnis der Autopsie, betonte Haindl. Blutuntersuchungen stünden noch aus. Um die vorliegenden Untersuchungen zu objektivieren, würden in Absprache mit der Staatsanwaltschaft Krems zusätzliche Messungen in dem Brunnenschacht bzw. der Quelleinfassung durchgeführt. Offen sei, wie sich das CO2 gebildet hat.

Beisetzung am Freitag

Die drei Opfer der Tragödie in einem Brunnen im Waldviertel werden am Freitag beigesetzt. Die Begräbnisfeierlichkeiten finden in der Kirche der Marktgemeinde Schönbach (Bezirk Zwettl) statt.

Die Verabschiedung von Josef H. (54), Barbara G. (26) und Günther G. (33) beginnt laut Homepage des Pfarrverbandes St. Josef im Waldviertel mit dem gemeinsamen Gebet um 14.00 Uhr. Bereits am Donnerstag (19.30 Uhr) wird in der Kirche eine Betstunde abgehalten.

Bei dem tragischen Unfall waren am Sonntagabend ein 54 Jahre alter Mann, seine 26-jährige Tochter und der Schwiegersohn (33) ums Leben gekommen (mehr dazu unten).

Noch immer stehen die Bewohner der Gemeinde Schönbach im niederösterreichischen Waldviertel unter Schock. Seit am Sonntag ein 54-jähriger Landwirt, seine 26-jährige schwangere Stieftochter und deren 33-jähriger Mann in einem Brunnenschacht ums Leben gekommen sind (siehe Bericht unten), fragen sich alle: "Wie soll die Familie das ertragen?".

Tod im Brunnen: Obduktion ergab CO2-Vergiftung
Porträt Josef Honeder, Ölgemälde von Danuta Strzalkowski
Unabhängig davon laufen die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft, um die Ursache für das Drama festzustellen. Franz Hütter, Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems, erhofft sich Antworten von der Obduktion, die am Dienstag durchgeführt wurde, sowie von einem Gutachten.

Derzeit geht man davon aus, dass die Opfer erstickt sind. Während manche an Gärgase glauben, hat ein Fachmann eine naheliegende Erklärung parat: Hermann Haertl aus Wien war lange allgemein beeideter Gerichtssachverständiger für Brunnenbau und Berufsgruppensprecher für das Brunnenmachergewerbe. Obwohl schon in Pension, hat er die Berichterstattung über den Unfall interessiert verfolgt.

Anreicherung

Tod im Brunnen: Obduktion ergab CO2-Vergiftung
DI Hermann Haertl, Sachverständiger für Brunnen
Als mögliche Erklärung für das Unglück im Brunnen sieht er eine Anreicherung von Kohlendioxid: "Wenn jemand in dieser Tiefe zwei bis drei Stunden lang arbeitet, atmet er so viel CO2 aus, dass sich der untere Bereich des Brunnens damit füllt. Weil das CO2 schwerer als Luft ist, sinkt es zu Boden und verdrängt damit den Sauerstoff. Deshalb hat man früher, als Brunnen noch händisch gegraben wurden, mit einem Schlauch Luft in Bodennähe eingeleitet, damit so etwas nicht passiert." Die Wahrscheinlichkeit, dass Kohlenmonoxid eingedrungen sei, hält Haertl für gering.

Für den kommenden Freitag ist das Begräbnis der Unfallopfer vorgesehen. Ein in Öl gemaltes Porträt von Josef H. wird nun zur wertvollen Erinnerung für seine Hinterbliebenen. Das hatte ihm eine Künstlerin geschenkt, deren Familie der gelernte Zimmermann beim Hausumbau unterstützte.

Es ist eine schreckliche Tragödie, die sich Sonntagabend in Fichtenhöfen in der Gemeinde Schönbach (Bezirk Zwettl) ereignet hat. Die Entstehung von Kohlendioxid in einem Brunnen forderte drei Todesopfer.

Tod im Brunnen: Obduktion ergab CO2-Vergiftung
Karte Waldviertel, Lokalisierung Grafik 1041-14-Unfaelle.ai, Format 42 x 82 mm
Am frühen Abend soll Josef H. aus Fichtenhöfen zum Schwammerlsuchen aufgebrochen sein. Als er längere Zeit nicht nach Hause gekommen ist, soll sich seine Frau Sorgen gemacht und sich auf die Suche nach ihm begeben haben. Dann soll die Frau bemerkt haben, dass der Schacht zum Brunnen, der zur Landwirtschaft der Familie gehört, offen stand. Ihr Mann lag bewusstlos in acht Metern Tiefe. Die Frau alarmierte die Rettung, ihre Tochter Barbara und den Schwiegersohn. Zunächst stieg auch die Tochter in den Brunnen hinab, ihr Ehemann verständigte noch die Feuerwehr, dann stieg auch er in den Brunnen.

Dabei dürften sich das junge Ehepaar ebenfalls eine Vergiftung mit Kohlendioxid zugezogen haben. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr zogen die leblosen Körper unter Atemschutz und per Flaschenzug aus dem Brunnen. Notärzte reanimierten alle drei Personen. Doch die beiden Männer im Alter von 54 und 33 Jahren starben noch am Unglücksort.

Die 26-jährige Tochter bzw. Ehefrau im Alter wurde mit dem Notarzthubschrauber Christophorus 2 abtransportiert. Laut Angaben von Notruf 144 NÖ verstarb die Frau auf dem Weg ins Spital. Sie war laut Einsatzkräften schwanger, das Paar hatte erst 2012 geheiratet. „Das ist eine furchtbare Katastrophe“, sagt Ewald Fröschl, Bürgermeister von Schönbach. Er hat zugesagt, die hinterbliebenen Angehörigen „so gut es geht zu unterstützen“.

Spendenkonto eingerichtet

So sollen Zivildiener in der Landwirtschaft der Familie zur Unterstützung herangezogen werden. Die im Juli 2010 gegründete "Initiative Schönbach" für in Not geratene Gemeindebürger werde den Hinterbliebenen - es handelt sich um die Ehefrau des 54-Jährigen und den 87 Jahre alten Vater - ebenfalls Hilfe leisten. Nicht zuletzt haben der Verein und die Gemeinde ein Spendenkonto (AT18 3299 0000 0300 3555) eingerichtet.

Die Hinterbliebenen wurden am Sonntagabend von einem Kriseninterventionsteam versorgt. Das Gas dürfte durch einen Gärprozess im Brunnen entstanden sein (siehe Zusatzbericht unten). Die Leichen sollen am Dienstagabend obduziert werden, ein Ergebnis wird für den Mittwoch erwartet.

Kohlendioxid (CO2) ist geruchlos, schwerer als Luft, unsichtbar, im gesamten Raum verteilt und hoch gefährlich. Die Gesundheitsgefahr wird stark unterschätzt, warnt die AUVA. Gärgas führt jedes Jahr zu tödlichen Arbeitsunfällen. Die berühmte brennende Kerze im Weinkeller ist kein geeignetes Mittel zur Verhütung von Unfällen.

Gärgase können Körperfunktionen stark beeinträchtigen, die gefährlichen Prozesse laufen so rasch ab, dass den Betroffenen kaum Zeit zum Reagieren bleibt, berichtet Bernd Toplak, stellvertretender Leiter des Unfallverhütungsdienstes der AUVA-Landesstelle Wien. Schon eine geringfügig erhöhte Kohlendioxid-Konzentration bewirkt eine Beeinträchtigung wie zum Beispiel Schläfrigkeit.

Bei einer Bergung von CO2-Opfern kann nur von Umluft unabhängiger Atemschutz schützen. Atemschutzfilter (Partikelfiltermasken, Gasfilter, usw.) helfen nicht.

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