Tischlermeister ist jetzt "Ois Wuascht"
Im Sommer letzten Jahres hat Hermann O. Ledermüller, Tischlermeister aus dem Bezirk Zwettl, im KURIER beklagt, dass er seit zwei Jahren erfolglos nach einem Tischler suche, auch einen Lehrling finde er nicht. „Früher war es so, dass du zehn Bewerber hattest und dir zwei oder drei aussuchen konntest, heute musst du froh sein, wenn du irgendeinen bekommst“, erzählte er damals.
Diese Sorgen plagen den 54-Jährigen jetzt nicht mehr. Er hat Zollstab und Hobel gegen Schürze und Grillzange getauscht.
Vor genau einer Woche hat er „Ois Wuascht im Gwöb“, einen Würstelstand in der Zwettler Innenstadt, eröffnet. Gemeinsam mit seiner Frau Dagmar Ledermüller schupft er dort Pommes, Bratwürstel, Käsekrainer und Co. Wie es ihm geht? „Super herrlich, alles easy cheesy“, sagt er, steckt eine Wurst ins Hotdogbrötchen, dreht sich um und wendet eine Bratwurst.
An diesem Mittwoch Nachmittag ist einiges los, Currywürste, Leberkässemmeln, Gemüseburger gehen pausenlos über die Theke, dazu eine Frucade, ein Bier oder ein Spritzer. Einige Gäste machen eine Kaffeepause. „Wir haben schon erwartet, dass es gut geht, aber das...“, grinst Gattin Dagmar und eilt zur piepsenden Fritteuse – Pommes sind fertig. „Ketchup dazu?“
Nachfolgersuche
Ende 2021 hat Ledermüller beschlossen, die Tischlerei, die sein Großvater 1947 gegründet hatte, zuzusperren. „Es ging nicht mehr, ich habe kein Personal gefunden, wirtschaftlich war das nicht mehr tragbar“, meint er. Zuletzt hatte er drei Mitarbeiter, normalerweise seien es um die sieben gewesen. „Mitte der 1990er waren wir sogar 14 mit den Lehrlingen“, schildert der Unternehmer.
Nach dem Entschluss, seine Tischlerkarriere zu beenden, habe er versucht, junge, engagierte Tischler zu finden, die sich selbstständig machen wollten. Er habe seine Tischlerei in Moidrams auf zehn Jahre mit Kaufoption vermieten wollen – aber auch diese Suche blieb erfolglos. Schlussendlich hat er die Halle verkauft – die Tischlerei ist Geschichte.
Warum er jetzt einen Würstelstand betreibt? „Ich wollte das immer schon – was Kleines in der Gastronomie. Und jetzt fange ich einmal ganz, ganz klein an“, sagt er, außerdem habe Zwettl ein Würstelstand gefehlt. Mit einer Zange hält er die heiße Wurst und zerteilt sie mit dem Messer. Wo er denn nun dieses Handwerk gelernt hat? „Das ist wie tanzen, entweder man hat’s im Blut oder nicht“, scherzt Ledermüller.
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