Zumindest bis Istanbul war der junge Mann aus dem Bezirk Bruck an der Leitha in Begleitung eines Gleichaltrigen. Dieser blieb in Istanbul. Doch zu dem laut Chats verabredeten Attentat in der türkischen Metropole kam es nicht. Auch dieser Unbekannte dürfte, wie damals Beran A. in Dubai, kalte Füße bekommen und in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht haben.
Mutter schlug Alarm
Nachdem der Anschlag in Mekka bekannt geworden war, wurde der Mann laut Tomanek als Zeuge vernommen. Und auch Hasan E. dürfte vor der Tat in Mekka kein Unbekannter für die heimischen Ermittler gewesen sein. Der eigene Bruder soll im Vorfeld bei der Polizei Alarm geschlagen haben, behauptet Tomanek. Auch die Mutter habe sich an den Deradikalisierungsverein Derad in Deutschland gewandt. Dieser dürfte wiederum die heimischen Ermittler gewarnt haben. Dem Bruder hatte Hasan E. eine kryptische Nachricht hinterlassen, was im Falle seines Todes zu tun sei.
Elf Tage zu spät
All diese Warnungen kamen allerdings zu spät, war am Montag vonseiten der DSN zu erfahren. Denn die Hinweise über eine möglichen Anschlag langten das erste Mal am 22. März 2024, also elf Tage nach dem Messerangriff in Mekka, bei der DSN ein. Zu dem Zeitpunkt saß Hasan E. längst in Saudi-Arabien in einer Zelle.
Computer sichergestellt
Nachdem Österreich von den Behörden in Saudi Arabien über den blutigen Zwischenfall in Kenntnis gesetzt wurde, stand die Polizei wenig später vor den Türen der Angehörigen in Österreich. "Der Bruder von Hasan hatte den PC des Verdächtigen daheim“, erklärt Tomanek. Laut seinen Angaben wurde der Computer erst vor wenigen Tagen sichergestellt. Er bekrittelt, warum das nicht schon früher passiert ist.
"Hätte man die Chats von Hasan ausgewertet, wäre die Sache mit Taylor Swift nie Thema geworden“, so der Anwalt.
Staatsschutz will mitlesen
Damit bringt Tomanek genau das zum Ausdruck, was Verfassungsschützer und Innenministerium seit Jahren fordern. Wie der aktuelle Fall zeigt, werden gerade Terroranschläge von Islamisten in verschlüsselten Chats geplant. "Die Täter tauschen sich darin aus“, so die DSN.
Deshalb dränge man seit Jahren darauf, in Echtzeit verschlüsselte Messengerkommunikation von Gefährdern überwachen zu dürfen. "Solange wir das nicht können, werden wir immer einen Schritt hinterher sein“, meint man beim Staatsschutz.
Hasan E. wurde nach einem Suizidversuch mittlerweile in ein anderes Gefängnis in Saudi-Arabien verlegt. Eine Delegation der österreichischen Botschaft in Riad hatte ihn an seinem 20. Geburtstag im Spätsommer besuchen dürfen.
Verfahren auch in Österreich
Zum Gesundheitszustand des jungen Mannes liegen gegenwärtig keine Informationen vor. Dasselbe gilt für den Ermittlungsstand gegen den 20-Jährigen. Die Ermittlungen werden dem Vernehmen nach direkt vom saudischen Staatsschutz geführt. Formal ist auch in Österreich ein so genanntes Inlandsverfahren gegen Hasan E. wegen versuchten Mordes, terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation anhängig.
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