WC-Stampfer mit Österreich-Fahne sorgt für Wirbel in St. Pölten

WC-Stampfer mit Österreich-Fahne sorgt für Wirbel in St. Pölten
Zum Abschluss des "Tangente"-Festivals ließ der Auftritt einer Performance-Gruppe die ÖVP zürnen. Die FPÖ erstattet sogar Anzeige.

Eine Performance im Rahmen des Festivals für Gegenwartskultur "Tangente" sorgt für Aufregung in den sozialen Medien und bei der St. Pöltner Volkspartei.

Von 3. bis 5. Oktober veranstaltet das Kollektiv "God´s Entertainment" Aktionen zum Thema Demokratie am Rathausplatz und erntet dafür Kritik. 

Am Donnerstag fuhr die Künstlertruppe mit einem 40 Tonnen Sattelschlepper vor den Rathausplatz und nahm Materialien für eine künstlerische Intervention mit. Sie gaben dort unter anderem einen Chorauftritt der Stimmenlosen und lachten bei der Performance unter dem Motto "Wir lachen, um nicht weinen zu müssen!". Am Heck des Lastwagens sparten sie auch nicht mit Kritik an Wahlplakaten und formten Slogans der FPÖ um oder schredderten Flyer der Partei. 

Im Anschluss platzierten sie dann mitten auf dem Platz einen Toiletten-Stampfer, auf dem die Österreich-Fahne angebracht war. 

Kritik seitens ÖVP und FPÖ 

Der St. Pöltner Volkspartei gefiel die Aktion gar nicht. „Wer glaubt, der Demokratie einen Dienst zu erweisen, indem er auf Steuerkosten die Symbole unseres Staates verunglimpft, ist weder künstlerisch, noch politisch begabt, sondern sorgt für mehr von jener Spaltung, die unser Land nicht braucht. Der WC-Pömpel als Fahnenständer sind schlicht deplatziert und spaltend.“

Auch FPÖ-Stadtrat Klaus Otzelberger beschwerte sich über die Aktion und sagte: "Wenn einem die Argumente fehlen, handelt man so. Dieses Verständnis von Kunst ist seltsam und geschmacklos." Er habe auch schon Beschwerden von Bürgerinnen und Bürger erhalten und erstattet eine Anzeige. 

Verteidigung des Künstlerkollektivs

Die Künstlerinnen und Künstler erklärten ihren Auftritt, der nur wenige Besucher anlockte, zuvor so: Unter dem Motto "Zusammen oder getrennt?" wolle man sich der Stimmung nach der Nationalratswahl widmen. Ob nun alles so bleibe oder sich alles ändere wurde nicht nur für die Performance sondern auch in der Politik mit dem Ausgang der Abstimmung entschieden. Wählerinnen und Wähler hätten letztlich dazu beigetragen, wie die künstlerische Auseinandersetzung im Zuge der Tangente vor Ort umgesetzt werde, hieß es.

Zu ihrer Verteidigung sagten sie: "Zur Eröffnung der Installation auf dem St. Pöltner Rathausplatz lachten 25 in Österreich lebende Menschen ohne österreichischen Pass zusammen im Chor die Trauer über den Zustand der Gegenwart davon. Ein Teppich, der dem österreichischen Reisepass nachgebildet ist, wurde gereinigt."

Den WC-Stampfer, auf dem sie die Fahne gehisst hatten, begründeten sie mit den Themen Reinigung und Österreich. Das Schreddern der Wahlwerbung solle zur Entsorgung dieser dienen. Die Performance solle zum demokratischen Mitmachen einladen. 

Das Festival für Gegenwartskultur, das mit dieser Woche endet, möchte zahlreiche Menschen mit einem vielfältigen Programm ansprechen. Von 30. April bis 5. Oktober wurde die Landeshauptstadt zum kulturellen Zentrum diverser Konzerte, Ausstellungen und Performances. 

Von Stefanie Grasberger

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