Strom für den Nachbarn durch Energie-Gemeinschaften

Strom für den Nachbarn durch Energie-Gemeinschaften
Künftig kann jeder private Produzent in Niederösterreich seinen Strom auch selbst verkaufen.

Wer durch Niederösterreich fährt, dem fällt rasch auf, dass Fotovoltaik-Anlagen (PV) immer stärker das Landschaftsbild prägen. Dabei steht man erst am Beginn einer rasanten Entwicklung. 42.300 PV-Systeme sind derzeit in NÖ aktiv, im Vorjahr kamen 4.800 neue Anlagen dazu. Heuer rechnen die Experten mit bis zu 14.000 zusätzlichen Solargeneratoren, das wären nur in einem Jahr dreimal so viele wie 2019 errichtet wurden.

Die eigene Stromerzeugung, die die Umwelt schont, wird also immer populärer. Eine neue Initiative des Landes Niederösterreich könnte diesen Trend sogar noch befeuern.

"Überschuss-Strom"

Gemeinsam mit der EVN wurde nun die „Energie Zukunft Niederösterreich GmbH“ gegründet. Diese neue Servicestelle soll sogenannte Erneuerbare Energiegemeinschaften – Vereine oder Genossenschaften, die Erneuerbare Energie gemeinsam erzeugen und verbrauchen – unterstützen und forcieren. „Der Strom, der vor Ort nicht verbraucht wird, wird nicht als Überschuss-Strom ins überregionale Netz eingespeist, sondern mit den Nachbarn geteilt“, erklärt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.

Strom für den Nachbarn durch Energie-Gemeinschaften

Pernkopf (li.) und Mittermayer präsentierten das Projekt

Damit könne etwa jeder, der bislang den durch seine Fotovoltaik-Anlage am Dach erzeugten Strom auch selbst verbrauchen musste, diesen auch an seinen Nachbarn verkaufen, was eine weitaus größere Nutzung des Sonnenstrom-Potenzials mit sich bringe, so der ÖVP-Politiker. „Wir sind uns sicher, dass Energiegemeinschaften einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und auch zur Versorgungssicherheit darstellen werden“, meint Pernkopf.

Kein Geschäftsmodell

Die neue Gesellschaft mit Sitz in Heiligenkreuz soll dabei jenes Know-how zur Verfügung stellen, damit die neuen Ökostrom-Gemeinschaften auch funktionieren. Betont wird, dass die künftigen Anlagen nicht gewinnorientiert betrieben werden dürfen. „Die Energie-Gemeinschaften sollten kein Geschäftsmodell sein, sondern der Optimierung des Einsatzes der Erneuerbaren Energie dienen“, erklärt dazu EVN-Vorstandsdirektor Franz Mittermayer.

Pilotprojekt

Dass die Initiative funktionieren kann, zeige ein Pilotprojekt im Gölsental, wo 60 Haushalte mittels eines Kleinwasserkraftwerkes mit Energie versorgt werden. Die Nutzer können dabei über ein Online-Portal alle wichtigen Werte abfragen.

Insgesamt stehe das Unternehmen vor großen Herausforderungen, berichtete Mittermayer. Denn derzeit gebe es im EVN-Netz 40.000 Fotovoltaik-Anlagen, er erwarte sich aber eine Verzehnfachung. Dafür werde man in den kommenden Jahren rund eine Milliarde Euro investieren, so der Manager.

Info: www.enu.at

Kommentare