Pernkopf: „Bauern dürfen nicht auf ihrem Holz sitzen bleiben“
Die Waldbesitzer stehen derzeit enorm unter Druck. Die Schäden durch den Borkenkäfer sind groß, das geschlägerte Holz wird von der Industrie nicht im erhofften Maße abgenommen. Nicht zuletzt wegen Billigimporten aus dem Ausland. Mit einer Gesetzesnovelle will das Ministerium künftig Sägewerke dazu zwingen, in erster Linie heimisches Holz zu verarbeiten. Die Industriellenvereinigung (IV) NÖ spricht von einem Anschlag auf die freie Marktwirtschaft. Für Stephan Pernkopf (ÖVP), Landeshauptfrau-Stellvertreter und Bauernbundobmann, ist es aber ein notwendiger Schritt, um den Forstwirten und den Landwirten unter die Arme zu greifen.
"Angriff auf die Marktwirtschaft"
Ziel des Landwirtschaftsministeriums ist es, der holzverarbeitenden Industrie vorzuschreiben, den Bedarf verpflichtend aus heimischen Schadholzlagern zu amtlich fixierten Preisen zu decken. IV-Landespräsident Thomas Salzer reagiert empört: „Die einseitige Belastung ist ein Angriff auf die freie Marktwirtschaft. Den forstwirtschaftlich entstandenen Schaden hätte einzig und allein die Industrie zu tragen.“ Er sieht so sogar Arbeitsplätze in Gefahr. Präsident Salzer: „Durch solche Gesetzesentwürfe erschüttert man das Vertrauen in den Standort.“
Pernkopf beruhigt
Warum eigentlich, Stephan Pernkopf
Als gerechtfertigten Schritt sieht Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf im KURIER-Gespräch dieses Ansinnen von Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). „Man muss hier ganz klar einen kühlen Kopf bewahren“, sagt Pernkopf. Aber es könne nicht sein, dass in der schwierigen Corona-Zeit, in der alle zusammenhelfen, den Bauern erklärt werde, dass ihr Schadholz nicht abgeholt werde, weil die Lager voll seien. Und gleichzeitig würden im Waldviertel rund 230 Lkw mit Holz aus dem Ausland hereinkommen. Pernkopf: „Das versteht ganz einfach niemand, ich auch nicht. Deswegen ist die Idee und die Bitte, wenn es heuer wieder die Borkenkäfersituation gibt, zuerst das Schadholz aus der Region abzunehmen.“ Und: „Ich glaube, es hat in Zeiten wie diesen niemand Verständnis, dass unsere Bauern auf dem Holz sitzen bleiben.“
Es gehe da nicht nur um Eigeninteressen. Vielmehr sei der Wald die Kühlanlage im Sommer, er sorge für sauberes Wasser und für saubere Luft. „Dann wird es doch opportun sein, wenn die Sägewirtschaft – mit der wir übrigens ein gutes Gesprächsklima haben – soweit ist, dass sie zuerst Holz aus der Region nimmt und erst dann, wenn auch noch weiteres Holz gebraucht wird, dieses von weiter weg, etwa aus Tschechien, holt“, sagt Pernkopf. Nachsatz: „Das ist der Sinn und der Zweck dieser Maßnahme und die werden wir auch durchziehen.“
Es müsse nicht dazu kommen, dass auf diese gesetzliche Ermächtigung auch zurückgegriffen werde. Pernkopf: „Es geht hier um das gegenseitige Verständnis. Wenn das Zusammenwirken zwischen Waldbesitzern und Industrie funktioniert, wird es ja nie ein Problem geben.“
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