Sterbehilfe oder Mord wegen Millionenerbe? Anwalt von Promi-Winzer packt aus

Sie war eine zehn bis 12 Millionen Euro schwere Pensionistin (71), er ein umtriebiger steirischer Promi-Winzer, der finanziell unter den Folgen einer Millionenpleite litt.
Waren die Geldsorgen des 57-jährigen Steirers tatsächlich Motiv genug für einen als Sterbehilfe getarnten Mord?
Ermittlungen ins Rollen gebracht
Geht es nach der Staatsanwaltschaft St. Pölten und den Ermittlern des NÖ Landeskriminalamtes, haben sie einen perfiden Anschlag auf eine wohlhabende Frau aus dem Bezirk St. Pölten aufgedeckt.
Wie vom KURIER berichtet, sitzt der Promi-Winzer mit bekanntem Namen seit seiner Festnahme am 15. Juli in der Justizanstalt St. Pölten in U-Haft. Pflegebetreuer und die Tochter der im März 2025 verstorbenen 71-Jährigen hatten die Ermittlungen nach einem schweren Verdacht ins Rollen gebracht.
Die tote Niederösterreicherin hatte den Winzer vor fast zehn Jahren über ihre Leidenschaft zum Reitsport kennengelernt. Nach der Trennung von ihrem Mann war sie mit dem Steirer eine Liaison eingegangen.
Kein Kontakt zur Tochter
Zu der Zeit war das Verhältnis zwischen der Frau und ihrer Tochter stark zerrüttet. Sie hatten jahrelang kaum Kontakt, auch deshalb, weil die 71-Jährige dem Winzer bereits einen Teil ihres beträchtlichen Vermögens auf dem Papier überschrieben hatte. Unter anderem auch ihr Anwesen in Niederösterreich.
Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall war die 71-Jährige halbseitig gelähmt und auf fremde Hilfe angewiesen. Sie benötigte rund um die Uhr Pflegebetreuung. Aus dieser Situation heraus hatte sie sich Ende 2024 dazu entschieden, eine Sterbeverfügung zu treffen. Dauerhaft schwer oder unheilbar Kranke, die Beihilfe zum Suizid in Anspruch nehmen wollen, können eine solche Verfügung erwirken. Der 57-jährige Winzer war dadurch befugt, das tödliche Medikamentenpräparat für die bettlägerige Frau aus der Apotheke zu besorgen.
Allerdings habe sich die Situation für die schwer kranke Frau Anfang des Jahres geändert, erklären Angehörige. Die Pensionistin hatte sich mit ihrer Tochter ausgesöhnt und sei nicht mehr sterbewillig gewesen.
Deshalb kam es für die Beteiligten überraschend, als die 71-Jährige im März 2025 starb. Wie die Mordermittlungen ergaben, hatte zu dem Zeitpunkt der 57-jährige Winzer die todbringenden Tabletten besorgt.
Der grausame Verdacht: Der 71-Jährigen soll die letale Dosis als vermeintlicher Magenschoner untergejubelt worden sein. Dies sei aus Pietätsgründen passiert, wie Verteidiger Michael Dohr erklärt. "Niemand stellt einer Sterbenden die Tabletten hin und sagt, da ist das Gift“, so Dohr.

Rechtsanwalt Michael Dohr
Testament neu aufgesetzt
Wie im Zuge der Verlassenschaft bekannt wurde, ist das Testament der wohlhabenden Frau kurz vor ihrem Tode noch geändert worden. "Es wurde 2025 ein neues Testament aufgesetzt, das ist richtig. Allerdings völlig ident mit dem bestehenden Testament aus dem Jahr 2022“, so der Anwalt. In beiden Papieren sei der 57-Jährige allein Begünstigter und die Tochter der Niederösterreicherin aus dem Nachlass gestrichen, meint der Verteidiger.
Finanzielle Schieflage
Noch ein Indiz war Kriminalisten und der Staatsanwaltschaft aufgefallen. Anscheinend wegen seiner desaströsen finanziellen Situation, hatte der Winzer bereits versucht, die auf ihn überschriebene Liegenschaft der Frau im Bezirk St. Pölten zu verkaufen.
Allerdings war an der Adresse ein lebenslanges Wohnrecht für die Schwerkranke grundbücherlich eingetragen. "Es war sein gutes Recht, etwas zu verkaufen. Denn er hat schon 2022 einen Großteil des Besitzes von der Frau geschenkt bekommen“, meint Dohr, der die Vorwürfe als haltlos bezeichnet.
Der 57-Jährige steht außerdem im Verdacht, zu einer weiteren, sehr wohlhabenden Frau ebenfalls eine enge Beziehung geführt zu haben. Auch diese Umstände werden aktuell noch geprüft.
"Es wird versucht, ihn als Heiratsschwindler hinzustellen“, sagt Dohr, der das Sterbeverfügungsgesetz stark kritisiert: „Jeder, der das tödliche Medikament besorgt, kann rasch in Verdacht geraten.“
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