Skandaldeponie in St. Pölten: Nun liegen brisante Behördenunterlagen vor

Mülldeponie von oben.
Beim illegal deponierten Material soll es sich um 90.000 Kubikmeter handeln. Eine Räumung könnte über 15 Millionen Euro kosten.

Nicht aus der Verantwortung entlassen will die Umweltorganisation Greenpeace die verantwortliche Betreiberfirma im Deponieskandal von St. Pölten. Mit bislang nicht veröffentlichen Daten aus der Behördenuntersuchung über das illegal deponierte Material soll aufgezeigt werden, wie schwerwiegend die Verstöße des Abfallbetriebs Zöchling gewesen sein dürften.

Greenpeace hat den mutmaßlichen Müllbetrug im Dezember 2024 aufgedeckt, worauf die Behörde die Deponie sperrte. Das Publikmachen der behördlichen Untersuchungen ist wohl auch eine Reaktion auf ein von Zöchling zum Wochenbeginn präsentiertes Gutachten.

Wie berichtet, hat der Forscher Roland Pomberger, der Leiter des Lehrstuhls für Abfallverwertungstechnik und Abfallwirtschaft an der Montanuniversität Leoben eine 135-seitige Expertise erstellt. Als Grundaussage wurde von Zöchling kolportiert, dass weder eine akute noch eine generelle Umweltgefährdung von der Deponie "Am Ziegelofen" ausgehe. Der Wissenschaftler widerlege anderslautende Behauptungen, die gegen das Unternehmen vorgebracht worden seien, ließ Zöchling mitteilen.

Greenpeace wartet nun aber mit brisanten neuen Details auf. Insgesamt sollen über Jahre rund 90.000 Kubikmeter Abfall illegal deponiert worden sein. Darunter hätten sich unbehandelte schwermetallhaltige Industrieabfälle sowie unbehandelter Restmüll mit italienischer Beschriftung befunden.

Die Kosten der Nachbehandlung der Falschdeponierung würden jedenfalls auf bis zu 15,3 Millionen Euro geschätzt. Greenpeace fordert weiterhin eine vollständige Räumung der Deponie und eine sachgerechte Behandlung des illegalen Abfalls. Im ausgegrabenen Material sollen sich Big-Bags mit stark Schwermetall-belasteten Industrieabfällen und hohem BTEX-Gehalt gefunden haben. BTEX (Benzol-, Toluol-, Ethylbenzol- und Xylolverbindungen) sind Boden- und Grundwasserschadstoffe, bei denen die Grenzwerte um das 33-Fache überschritten worden sein dürften. 

Schutzausrüstung

Bevor man derartigen Industriemüll deponieren darf, muss er in Spezialanlagen stabilisiert werden. Beschäftigte müssen beim Umgang damit eine spezielle Schutzausrüstung tragen. In der Deponie in St. Pölten seien diese Abfälle hingegen augenscheinlich unbehandelt verscharrt worden, kritisiert Greenpeace.

“Der toxische Mix, der über Jahre auf der Deponie in St. Pölten illegal eingegraben wurde, muss dringend vollständig geräumt und fachgerecht behandelt werden. Nicht zuletzt hat es in den letzten Wochen wiederholt auf der Deponie gebrannt – je schneller geräumt wird, desto besser für Mensch und Umwelt“, sagte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster

Behörde

Wie der KURIER zum jüngsten Gutachten aus der zuständigen NÖ-Abteilung für Umwelt- und Anlagenrecht erfuhr, besteht auch die NÖ Behörde weiterhin auf der Räumung des illegalen Materials. Möglich wäre, das Deponiegut stückweise aufzubaggern und an Ort und Stelle unter Behördenaufsicht zu behandeln und zu trennen, sagte Abteilungschef Leopold Schalhas.  

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