St. Pölten: Hundeführer gegen Maulkorb-Erlass

St. Pölten: Hundeführer gegen Maulkorb-Erlass
Der FPÖ-Vorschlag löse Bissattacken-Problem nicht, heißt es beim Verein Rettungshunde Niederösterreich.

Er hat angekündigt, in Niederösterreich „durchgreifen“ zu wollen. Eine generelle Beißkorbpflicht ist für Niederösterreichs Tierschutz-Landesrat Gottfried Waldhäusl ( FPÖ) der einzig gangbare Weg, um Hundeattacken künftig zu verhindern. Anlass für den Vorstoß war der Angriff eines Rottweilers in Wien, der ein kleines Kind das Leben kostete. „Nur durch eine generelle Beißkorbpflicht kann das größtmögliche Maß an Sicherheit erreicht werden“, so Waldhäusl, immerhin habe es im Vorjahr in Österreich 3600 Hundebisse gegeben.

Eine der einsatzstärksten Rettungshunde-Einheiten des Landes läuft gegen Waldhäusls Vorschlag nun Sturm: „Man legt auch nicht jedem Menschen Handschellen an, damit die wenigen Kriminellen unter uns anderen keine Schmerzen zufügen oder Menschen töten können.“ Laut dem Verein Rettungshunde Niederösterreich spricht vieles gegen die allgemeine Beißkorbpflicht auf öffentlichen Plätzen. Die Hundeführer wären von einer solchen Regelung deshalb voll betroffen, da ihre Tiere nicht als Diensthunde – wie etwa jene der Polizei – gelten, die in Ausübung ihrer Pflicht von jeglicher Beißkorbpflicht ausgenommen sind.

Fakt sei, dass viele Unfälle im privaten Umfeld passieren. Sie könnten durch eine derart rigorose Maßnahme nicht verhindert werden. 2017 seien knapp 17 Prozent aller Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren durch Hundebisse verletzt worden. Es obliege der Verantwortung der Hundebesitzer, Kinder zu schützen.

Ausbildung

„Wenn Kinder die Möglichkeit bekommen, den richtigen Umgang mit Hunden zu lernen, ist das von unbezahlbarem Wert für ein harmonisches und sicheres Miteinander“, sagt Karin Kuhn, Ausbildungsleiterin für Rettungs- und Therapiehunde. „Deswegen leisten Schul- und Therapiehunde tagtäglich einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft. Um aber ein erfolgreicher Rettungshund zu werden, und damit Menschenleben retten zu können, ist ein Hundeleben ohne Maulkorb notwendig“, sagt Kuhn. Die Ausbildung der Hunde finde nämlich nicht nur auf speziellen Trainingsplätzen, „sondern auch in vielen Sequenzen im Alltag“ statt. Dabei sei vor allem Interaktion wichtig. „In der Körpersprache der Hunde kommt ein Maulkorb aber nicht vor“, sagt Kuhn. „Er behindert im Kommunizieren untereinander.“ Eine der für Rettungshunde nötigen Anzeigemethoden ist das Apportieren. Um dies zu üben, müsse im Alltag freudiges Tragen von gefunden Dingen ermöglicht werden – ein Beißkorb mache das unmöglich.

Kuhn schlägt statt genereller Beißkorbpflicht Alternativen vor: So solle etwa der Hundeführschein für Listenhunde (Tiere, die per Gesetz als gefährliche oder potenziell gefährliche Hunde angesehen werden, Anm.) jährlich neu abgelegt werden, „da sich das Wesen verändern kann“. Außerdem regt der Rettungshundeverein an, die Körpersprache des Hundes in Lehrpläne von Schulen und Kindergärten aufzunehmen.

Angesprochen auf den nö. Vorschlag der generellen Beißkorbpflicht, sieht Markus Wolf, Präsident des Blinden-und Sehbehindertenverbands Österreich, keine Probleme. Blindenhunde, wie generell Assistenzhunde, seien nämlich Diensthunden gleichzusetzen. „Hier besteht generell keine Beißkorbpflicht. Grundsätzlich ist in diesem Bereich alles gut geregelt“, sagt Wolf.

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