Spitalsreform: Was auf die fünf Kliniken der Thermenregion zukommt

Die Zahl der Organspenderaten und -transplantationen geht in Österreich zurück.
Die Menschen werden mehr, und sie werden deutlich älter. Der demografische Wandel speziell im prosperierenden Industrieviertel stellt die fünf Krankenhaus-Standorte und zwölf Pflege- und Betreuungszentren der Thermenregion mit ihren über 8.000 Mitarbeitern vor enorme Herausforderungen.
Bei der dringend notwendigen Gesundheitsreform gebe es deshalb keine Tabus, hat die Politik bereits weit reichende Strukturveränderungen angekündigt. Wenn nach einem monatelangen Reformprozess demnächst der Gesundheitspakt 2040+ für Niederösterreich vorgestellt wird, steht auch die Streichung bzw. Zusammenlegung von Abteilungen in Krankenhäusern im Raum.
In der Thermenregion steht aber keines der vier Krankenhäuser an fünf Orten in Frage (Baden-Mödling, Wiener Neustadt, Neunkirchen, Hochegg), verspricht Silvia Bodi, seit 2022 Geschäftsführerin der Gesundheit Thermenregion GmbH.
Ärztin wurde Managerin
Wie die Anästhesistin, Intensivmedizinerin und studierte Gesundheitsmanagerin im Gespräch mit dem KURIER erklärt, brauche es durch das Bevölkerungswachstum in der Thermenregion in Zukunft "jedes einzelne Bett“.
Die älter werdende Bevölkerung sei besonders an Klinikstandorten wie Baden-Mödling oder Wiener Neustadt massiv spürbar. "Das wirkt sich deutlich auf die Arbeitsintensität in den Häusern aus“, erklärt Bodi. Besonders die angespannte Personalsituation in den Landesspitälern ist auch in der Thermenregion ein heißes Eisen.

Silvia Bodi ist seit 2022 Geschäftsführerin der Gesundheit Thermenregion GmbH
Acht Ärztinnen verließen Abteilung
Zum Jahreswechsel war die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wiener Neustadt in die Schlagzeilen geraten, weil nahezu zeitgleich acht Ärztinnen und Ärzte das Haus verließen. Während Mitarbeiter intern die Lage als "personellen Super-GAU“ bezeichneten, spricht Bodi von Panikmache. Die Hälfte der Medizinerinnen waren nicht vollzeitbeschäftigt. "Ab September ist die Abteilung wieder voll, es wurden alle Stellen nachbesetzt. Anderswo haben wir größere Personalprobleme.“
Andere Fachrichtungen bereiteten der Geschäftsführerin wesentlich mehr Kopfzerbrechen als die Gynäkologie in Wiener Neustadt. Bodi nennt beispielsweise die Abteilung Orthopädie & Traumatologie des Landesklinikums Baden-Mödling. Dort musste der Ambulanzbetrieb bereits vor eineinhalb Jahren wegen Personalmangels deutlich eingeschränkt werden. Nach einem längeren Prozess habe man aber endlich neue Bewerber, erklärt Bodi.
Wesentlich schwieriger stellen sich Nachbesetzungen in Instituten wie der Radiologie oder Pathologie dar. "Wir bilden die Fachkräfte aus und dann gehen sie in die Privatwirtschaft. Das ist nur schwer in den Griff zu bekommen“, schildert Bodi.
Krebsdiagnose
Als Erfolgsmodell bezeichnet die Geschäftsführerin den in der Thermenregion angesiedelten Schwerpunkt für Onkologie. Das Tumorboard in Wiener Neustadt verbindet alle onkologischen Fachrichtungen.
Das Onkologie-Informationssystem (OIS) der niederösterreichischen Kliniken gilt als umfangreichstes Tumordokumentationssystem im deutschsprachigen Raum. "Jeder Krebspatient ist mit all seinen Befunden in diesem System elektronisch erfasst. Die Fachärzte können Einsicht nehmen und damit ihre Therapie- oder Operationsentscheidungen treffen. Es ermöglicht auch eine Befundung, wenn der Patient in einem anderen Haus ist“, spricht die Geschäftsführerin der Gesundheit Thermenregion GmbH von einem "irren Datenschatz“.
Bettensperren in Pflegezentren
In wenigen Tagen gebe es einen Lichtblick, was die Betreuung der Klienten in den zwölf Pflegezentren der Region anbelangt. In einigen Häusern gibt es wegen des akuten Personalmangels Bettensperren.
Von den 41 vietnamesischen Pflegekräften, die aktuell an der IMC Hochschule in Krems ihre Ausbildung erfahren, werden 29 ab April in der Thermenregion eingesetzt. Sie haben ein Jahr lang in Hanoi Deutsch studiert und absolvieren nun das Ausbildungsprogramm in NÖ.
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