Denkbar ist, dass Community Nurses, also wohnortnahe Gesundheits- und Krankenpfleger, in die Rolle der Landärzte schlüpfen. Digital vernetzt mit Medizinern könnten sie so mögliche Behandlungen diskutieren und per Knopfdruck Heilung bringen.
Zukunftsmodelle dieser Art werden seit Monaten hinter verschlossenen Türen diskutiert. 50 Experten beraten darüber, welche Weichenstellungen es braucht, um eine optimale Gesundheitsversorgung in Niederösterreich garantieren zu können.
Tabus gibt es keine. Es geht auch um die mögliche Zusammenlegung von Abteilungen in Spitälern, über die Notwendigkeit mancher Rettungsstandorte, neue Primärversorgungszentren und vieles mehr.
„Aktuell sind die Hälfte der Arbeitssitzungen von den Fach- und Expertengruppen abgeschlossen“, heißt es dazu aus dem Büro von Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).
Es geht um viel Geld
Im Hintergrund geht es freilich auch ums Geld. Denn für die Gesundheitsversorgung im größten Bundesland gibt es von 2024 bis 2028 zusätzliches Geld in der Höhe von 437,4 Millionen Euro aus dem Finanzausgleich.
Geld fließt nicht nur für die Spitäler, sondern auch für den niedergelassenen Bereich. Allerdings ist diese Finanzierung auch an Bedingungen geknüpft. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) verlangt eine Strukturreform in den Spitälern, eine Stärkung der Versorgung im niedergelassenen Bereich und eine forcierte Digitalisierung.
Welche Maßnahmen, die von den Experten vorgeschlagen werden, tatsächlich in die Umsetzung kommen, hängt aber von der Politik ab. Für den gesamten Gesundheitsbereich sind gleich mehrere Landesräte zuständig: Schleritzko, Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), Christoph Luisser (FPÖ) und Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).
Die SPÖ bestimmt mit
Politisch heikel ist der Reformprozess allemal. Denn seit Monaten übt die SPÖ heftige Kritik an der Landesgesundheitsagentur (LGA). „Ein Verwaltungsmonster, das um 30 Millionen pro Jahr mehr verschlingt als die vorherige Verwaltungsstruktur, muss auch liefern. Im Gesundheitsbereich ist jedoch durch die Existenz der LGA nichts besser, sondern alles schlechter geworden“, sagte der rote Landesparteichef Sven Hergovich.
Allerdings müssen auch die Sozialdemokraten liefern. Mit Bernhard Rupp, Wolfgang Walentich, Günter Steindl, Josef Sattler und Bernadette Höhrhan sitzen auch SPÖ-Vertreter in jenen Runden, die einen „Gesundheitspakt“ für NÖ auf den Weg bringen sollen. Und auch in der LGA ist die SPÖ mit Rupp und Walentich als Aufsichtsräte vertreten, der ehemalige SPÖ-Bürgermeister von Krems, Reinhard Resch, wirkt hier als Beirat.
Ob dieser Pakt am Ende tatsächlich einen "Mehrwert für die Patienten" in NÖ bringen wird, so wie es FPÖ-Landesrat Luisser hofft, wird man vermutlich aber erst in einigen Jahren wissen.
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