Begrüßungsfest: Vietnamesische Hilfe für die Pflege in Niederösterreich

Begrüßungsfest: Vietnamesische Hilfe für die Pflege in Niederösterreich
Nach einem Intensivsprachkurs in Hanoi und ersten Einblicken in medizinisches Wissen, beginnen 41 Vietnamesinnen und Vietnamesen ihre Ausbildung in Krems.

Positive Aufregung ist im Veranstaltungssaal des IMC Krems zu spüren. Denn am Montagvormittag wurden die 41 jungen Menschen, die in Niederösterreich einen neuen Lebensabschnitt beginnen, offiziell begrüßt.

Es ist die erste Gruppe aus dem neuen Ausbildungsprogramm zur Pflegeassistenz, das vom International Nursing Center (INC) – einer Tochtergesellschaft der IMC Hochschule für Angewandte Wissenschaften Krems – gegründet wurde.

Begonnen hat der Bildungsweg offiziell mit einem intensiven Sprachtraining an der Hanoi University. Das praxisnahe Lernprogramm beginnt nun im März. Unterrichtet wird in der Piaristengasse sowie in den „Health Labs“ am Campus.

Markus Golla, Prokurist des INC und Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft am IMC Krems, erinnert sich in seiner Begrüßungsrede daran, dass er sehr schnell von dieser „Vision“ begeistert gewesen sei. Man habe nun eine echte Win-win-Situation, denn „diese Menschen verfolgen ihren Traum, während wir qualifizierte und hoch motivierte Pflegekräfte gewinnen, die dringend benötigt werden und eine Lücke füllen, die wir allein mit heimischen Fachkräften nicht schließen könnten“, erklärt Golla.

Er beschreibt auch, warum man nicht bereits ausgebildete Pflegekräfte aus dem Ausland abwirbt. Denn die Weltgesundheitsorganisation warnt davor, dass jene Personen dann in ihren Heimatländern fehlten und man so in eine globale Gesundheitskrise schlittern würde. Daher habe man sich bewusst für einen ethisch korrekten Weg entschieden (siehe Faktenbox).

Begrüßungsfest: Vietnamesische Hilfe für die Pflege in Niederösterreich

Eine Delegation aus Vietnam war für die Begrüßungsfeier nach Krems gekommen.

Auszubildende

Und dieses Projekt wird gerne angenommen. Die Vorfreude auf die Ausbildung und das Leben in Krems ist bei den künftigen Pflegekräften nicht zu übersehen. Dass die Pflege-Auszubildende Thi Phuong Tran (im Bild links) erst seit dem Sommer 2023 Deutsch lernt, kann man sich im Gespräch mit ihr eigentlich nicht vorstellen, so gut spricht sie bereits. Sie sei begeistert vom medizinischen Bereich und der Arbeit mit Menschen. „Wir können dann jeden Tag mit ihnen reden, wenn sie einsam sind oder ihre Kinder vermissen“, sagt Phuong Tran. Auf diese Soft Skills sei man auch in Hanoi schon vorbereitet worden. Besonders gefreut habe sie, dass sie in Österreich so viel nachfragen könne. Man spreche mit ihr auf einer Ebene.

Aktuell arbeiten laut Daten des Landes NÖ rund  15.000 Pflegekräfte in den  Spitälern und Pflegezentren des Landes  – so viele wie noch nie. Künftig baucht es aber noch weit mehr Menschen in diesem Bereich. Alleine in NÖ werden bis  zum Jahr 2030 9.500 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.

Die Gründe dafür sind laut Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) vielfältig. Einerseits sei da die Demografie: „Die Menschen werden, u. a. auch aufgrund der guten medizinischen Versorgung, immer älter, damit steigt auch der Pflegebedarf.“ Zudem laufe  die Pensionierungswelle der 60er-Jahre-Generation. Auch die Anforderungen im Job würden immer komplexer werden.

 Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) unterstreicht, dass der Fachkräftemangel besonders in der Pflege virulent sei, „weil es ein Beruf von Mensch zu Mensch ist, weil die Bevölkerung immer älter wird, wodurch aber auch der Pflegebedarf steigen wird und weil unsere Pflegekräfte bis zu ihren Grenzen und manchmal sogar darüber hinaus gefordert sind“.

Medizinisches Wissen

Dinh Thinh Phan (im Foto rechts) ist ebenso motiviert: „Ich lerne sehr gutes Medizinwissen, wenn ich diese Ausbildung gemacht habe.“ In Niederösterreich gefallen ihm die Natur, die frische Luft und, dass bisher alle sehr freundlich zu ihm waren. Außerdem sei das Essen sehr gut. „Es gibt sogar Reis“, fügt Phuong Tran lächelnd hinzu.

Begrüßungsfest: Vietnamesische Hilfe für die Pflege in Niederösterreich

Teschl-Hofmeister, Phuong Tran, Vorständin der NÖ LGA Elisabeth Bräutigam, Thinh Phan, Markus Golla und Ulrike Prommer (IMC Krems).

Das Ausbildungsprogramm zur Pflegeassistenz wird ausschließlich in deutscher Sprache stattfinden, dabei erlernen die Teilnehmenden Fachkenntnisse. Neben der Theorie gibt es fixe Praktika in den Einrichtungen der Landesgesundheitsagentur. Schon jetzt sei klar, dass es nach abgeschlossener Ausbildung eine verbindliche Zusage für eine berufliche Einstiegsmöglichkeit geben wird.

Das Programm findet auch in Zusammenarbeit mit dem Land NÖ statt. Für Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) ist das Engagement für diesen wichtigen Beruf und die interkulturelle Zusammenarbeit ein bedeutender Schritt für die Pflegebranche und die Gesellschaft. Insgesamt sollen 150 Personen im Rahmen dieses Programms ausgebildet werden.

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