Sperre von Geburtenstation in NÖ: Hilflosigkeit, Empörung und Widerstand

Geburtenstation soll mit 24. März geschlossen werden
Die Schließung der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Waidhofen/Ybbs sorgt für viel Kritik.

Am Donnerstag wurde es bekannt: Die Geburtenstation und Abteilung für Frauenheilkunde am Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs soll geschlossen werden. Die Entscheidung sorgt im Ybbstal für Aufregung und Entrüstung. Wie von KURIER berichtet, hat die NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) angekündigt, die Station aufgrund des chronischen Mangels an Gynäkologen ab 24. März für immer zu schließen.

Während in Internetforen die Wogen hochgehen und es Kritik an den Verantwortungsträgern hagelt, sind die Reaktionen aus der Politik unterschiedlich. Sie pendeln zwischen Resignation und heftiger Kritik. Die SPÖ fordert klar, dass die Geburtenabteilung unbedingt erhalten bleiben müsse.

Sperre von Geburtenstation in NÖ: Hilflosigkeit, Empörung und Widerstand

Schleritzko fordert LGA auf für Mütter und Kinder Ersatzmaßnahmen zu organisieren

In einem ersten Statement verweist der für die Spitäler zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) auf die dramatische Überlastung der Mitarbeiter, die kollegialen Führung und der Betriebsrates hatte sich damit an den Vorstand der LGA gewandt. Eine Weiterführung der Abteilung sei aus Sicht der Klinik und der LGA als Betreiber aussichtslos.

Sperre von Geburtenstation in NÖ: Hilflosigkeit, Empörung und Widerstand

Schmerzhafter Aderlass für das Klinikum Waidhofen an der Ybbs

„Aufgrund der aktuellen Situation akzeptieren wir die Entscheidung des Betreibers, eine Weiterführung der Station nicht mehr in Betracht zu ziehen. Gleichzeitig erteilen wir der NÖ LGA den klaren Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass jede werdende Mutter in unserem Land auch weiterhin die bestmögliche Betreuung erhält", so Schleritzko. 

Und weiter: "Unser Ziel in Niederösterreich muss es sein, die qualitativ beste Gesundheitsversorgung zu gewährleisten - von jung bis alt. Dazu braucht es Fachärztinnen und Fachärzte, die dafür sorgen, dass Geburten in Niederösterreich so sicher und komfortabel wie möglich für Mutter und Kind stattfinden können."  Fachpersonal habe man in  Waidhofen/Ybbs seit Jahren gesucht, aber letztlich nicht in ausreichendem Maße gefunden.

Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) bleibt nichts anderes übrig, als die LGA-Entscheidung mit Zähneknirschen und großem Bedauern zu akzeptieren. Krammer zur dramatischen Situation: „Wir haben die jahrelangen Bemühungen des Landesklinikums Waidhofen, die Geburtshilfe aufrechtzuerhalten, immer voll unterstützt. Leider ist die Personalsituation der Abteilung bereits seit zehn Jahren angespannt und würde sich auch aktuell noch weiter verschärfen.“ Die Entscheidung der LGA würde man bedauern, man könne sie aber nachvollziehen, so Krammer. 

Zusicherung

Der Stadtchef verweist auf die Sicherheitsbedenken, die aus dem Klinikum kamen. Die medizinische Sicherheit der Babys und Mütter müsse an erster Stelle stehen, fordert er.  „Ich bin mir sicher, wir sind im Mostviertel mit den Kliniken Amstetten und Scheibbs sehr gut versorgt“, so Krammer.

Sperre von Geburtenstation in NÖ: Hilflosigkeit, Empörung und Widerstand

Bürgermeister Werner Krammer, WVP

Wichtig sei, dass es zu keinem Personalabbau kommen wird. Es sei aus dem Klinikum versichert worden, dass man für das betroffene Personal individuelle Angebote finden werde. Außerdem sei der Stadt zugesagt worden, dass durch die Schließung der Abteilung der Standort des Landesklinikums Waidhofen nicht infrage gestellt werde, berichtet Krammer.

Harsche Kritik

Nicht akzeptieren wollen die Repräsentanten der Landes-SPÖ die Entscheidung. Frauen und  Kinder im ländlichen Raum und speziell in der Region Waidhofen und im Ybbstal dürften nicht benachteiligt werden, fordert SPÖ-Landerat Sven Hergovich. „Die Ausdünnung des ländlichen Raums durch Schwarz-Blau muss gestoppt werden, die Geburtenstation ist zu erhalten. Mikl-Leitner, Landbauer und der blaue Landesrat Luisser, der für die Spitalsfinanzierung zuständig ist, müssen diesen Kahlschlag sofort stoppen“, so Hergovich. Sie würden die Verantwortung dafür tragen, dass sich die Anfahrtswege für Hochschwangere jetzt teilweise verdoppeln, und vielen Familien den Wunsch nach einer wohnortnahen Geburt zerstören. Einmal mehr attackiert Hergovich in diesem Zusammenhang das Engagement eines zusätzlichen LGA-Vorstands mit 340.000 Euro Gage, das sei inakzeptabel.

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SPÖ-Landesräte Sven Hergovich und Ulrike Königsberger-Ludwig

Sozial- und Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) ist ebenfalls sehr besorgt: „Leider zeigt diese Schließung, wovor ich seit Jahren gewarnt habe. Es gibt keinen Gesamtplan und deswegen wird jetzt wieder in einer Einzelaktion eine wichtige Abteilung geschlossen und die Gesundheitsversorgung in einer ländlichen Region ausgehöhlt."  Die Entscheidung sei gefallen, ohne sich vorher Gedanken gemacht zu haben, wie die Versorgung der schwangeren Frauen gewährleistet werden könne. 

Nach der Absiedelung der Neurologie in Mauer würden nun abermals Beschäftigte und die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen gestellt und im Stich gelassen. „Diese Schließung ist abzulehnen“, erklärt Königsberger-Ludwig.

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