Soldaten dürfen Brücke nicht bauen
Das Ybbs-Hochwasser im August 1991 war eines der heftigsten, das das Tal je verwüstet hat. Im Katastropheneinsatz errichteten die Melker Pioniere damals die weggerissene Pfandlbrücke bei St. Georgen am Reith neu. 30 Jahre danach muss man um die schmucke Holzbrücke auch ohne Hochwasser wieder bangen. Die Ybbsquerung ist nämlich sanierungsbedürftig. Die Pioniere würden sogar wieder anrücken, um sie neu zu bauen. Doch ein Veto der Wirtschaftskammer NÖ verhindert den günstigen Brückenneubau.
Es ist ein Dilemma, in dem sich St. Georgens Bürgermeister Josef Pöchhacker (ÖVP), aber auch der Direktor der Wirtschaftskammer, Johannes Schedlbauer, verstrickt sehen. Die 50 Meter lange Holzbrücke ist eine der Attraktionen am Ybbstalradweg und verbindet die B31 am einen Ufer mit dem Rad-Highway am anderen. Die Sanierungsbedürftigkeit rief auch Anrainer auf den Plan. Tatsächlich erwirkte man Zusagen der Melker Pioniere, die im Rahmen einer Übung einen neuen Übergang bauen würden, erzählt Anrainer Otto Huterer. „Vom Land haben wir die fixe Zusage, dass die Materialkosten finanziert würden, die Verköstigung der Soldaten wäre auch geregelt“, schildert er. Doch die vor einem solchen Heereseinsatz notwendige Einwilligung der WK blieb den Ybbstalern bislang versagt.
Wirtschaft
„Die Privatwirtschaft in der Region hat auch ihr Interesse bekundet. Als Interessensvertretung kann ich gerade in der aktuellen Situation so einem Heereseinsatz nicht zustimmen“, so Schedlbauer.
Eine Entscheidung, die Anrainer Huterer zwar nicht akzeptieren, aber Bürgermeister Pöchhacker zumindest nachvollziehen kann. „Es ist leider klar, dass wir uns als Kleinstgemeinde ohne Kommunalsteuereinnahmen einen ausgeschriebenen Brückenneubau nicht leisten können“, sagt er. Allerdings sei er auch froh, dass es in der Region Betriebe gibt, die Arbeitsplätze bieten.
Schedlbauer könnte sich vorstellen, dass das Land der Gemeinde noch mehr finanziell unter die Arme greift. Der Ortschef sieht aber notwendige Straßenprojekte als viel dringlicher an. Notfalls muss als nächster Schritt das Befahren der Brücke über eine Tonnenbeschränkung reguliert werden. Ausflügler würde das noch nicht tangieren. Aber Bauern, die mit den schweren Fuhrwerken über die Brücke müssen, wären die ersten, die einen langen Umweg zur nächsten Ybbsbrücke in Kauf zu nehmen hätten.
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