Wie kann man diese grünen Überlebenskünstler also in den Griff bekommen? Durch Management und Beobachtung, und zwar bevor sie sich zur vollen Größe auswachsen können. Genau das bietet seit Ende des Vorjahres die Firma „micromacro“ an, die mit Mitbegründer Peter Comhaire – auch bekannt als Ögreissler – ihre Wurzeln im Bezirk Gänserndorf hat.
Gemeinsam mit drei anderen Gründungsmitgliedern hat er eine Künstliche Intelligenz auf den Markt gebracht, anhand derer invasive Neophyten frühzeitig identifiziert werden können. „Unsere Software ermöglicht es den Entscheidungsträgern, diese Pflanzen frühzeitig, also noch vor der Blüte, zu erkennen“, so Comhaire. Schon bei einer Pflanzengröße von nur 20 Zentimetern kann der Neophyt anhand von Videodaten ausgemacht und mittels GPS lokalisiert werden. Dadurch kann die Pflanze – wie künftig im Falle der Groß-Enzersdorfer Stadtmauer – entfernt werden, bevor große Schäden und damit auch entsprechende Kosten entstehen.
„micromacro“ richtet sich an Gemeinden, Landwirte und Grünraummanager, aber auch die Asfinag zählt zu den Auftraggebern des Start-ups. Damit wird nicht zuletzt einem EU-Gesetz Rechnung getragen: 2014 verpflichtete die Union jedes Mitgliedsland dazu, die Verbreitung von problematischen Pflanzen einzudämmen.
Die Arbeit mit der „micromacro“-Software ist für den Kunden einfach: Das benötigte Bildmaterial kann entweder selbst aufgenommen werden oder das Team untersucht die betroffenen Strecken. Wenn größere Flächen ausgewertet werden sollen, wird mit einer Drohne gearbeitet. Jedes Bild im Videomaterial wird mit GPS-Koordinaten versehen. So können die Neophyten automatisch lokalisiert werden. Die „micromacro“-Software wertet das Bildmaterial mithilfe ihrer Künstlichen Intelligenz aus und erstellt eine detaillierte Dokumentation darüber, welche invasive Pflanze wo wächst.
Was sind Neophyten?
Ragweed, Riesenbärenklau, Götterbaum, Staudenknöterich oder Springkraut – all diese Pflanzen zählen zu den rund 20 Neophytenarten in Österreich, die laut der Universität für Bodenkultur als problematisch gelten. Und zwar deshalb, weil sie sich negativ auf die Gesundheit auswirken, heimische Pflanzen verdrängen oder Kosten verursachen, indem sie Bausubstanzen oder Straßen schädigen.
Als Neophyten bezeichnet man jene Pflanzenarten, die sich nach der Entdeckung Amerikas 1492 bei uns ausgebreitet haben – was aber nicht heißt, dass alle aus Amerika stammen. Vielmehr kommen die Pflanzen aus allen Teilen der Welt. „Inzwischen ist in Zentraleuropa zirka jede zehnte Pflanze ein Neophyt“, erklärt Leonid Rasran, Botanik-Experte der Boku.
Schnelle Ausbreitung
Manche dieser Pflanzen wachsen bereits seit Jahrhunderten in Österreich und werden nicht mehr als außergewöhnlich wahrgenommen. Kritisch sind nur einige wenige Pflanzen, die negativen Einfluss auf ihr Umfeld nehmen, sogenannte invasive Arten. Diese breiten sich schnell und weitläufig aus und erfordern daher ein Management.
„Gartenbesitzer sollten also insbesondere mit den Arten vorsichtig sein, die aus gleichen oder ähnlichen klimatischen Verhältnissen kommen und draußen gut überleben können“, rät Experte Rasran. Problematische Pflanzen sollte man abmähen, bevor diese reife Samen produzieren können, außerdem sollten Gartenabfälle mit Neophyten nicht liegen gelassen werden.
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