Seltene Tiere, bedrohte Lebensräume: Im Einsatz für die Trockenrasen

Projektpartner der Wiederherstellung von Trockenrasen in der Thermenlinie: (v.l.n.r.): Andreas Weiß(Biosphärenpark Wienerwald Management), Bürgermeister Stefan Szirucsek (Baden), Irene Drozdowski(Obfrau Landschaftspflegeverein), Bürgermeister Christoph Kainz (Pfaffstätten), Hannah Streinesberger(P.U.L.S. Pressepraktikantin Alpenverein) und Stefan Knöpfer (Obmann Verein Hirtenkultur)
Alpenverein organisiert wieder eine "Umweltbaustelle" im Bezirk Baden. Freiwillige Helfer kommen sogar aus Polen und Ungarn.

Sie zählen zu den arten- und insektenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Trockenrasen beherbergen viele gefährdete Tierarten und für Menschen wichtige Bestäuber, Sie sind durch ihr dichtes Wurzelnetz außerdem stabile Kohlenstoffspeicher. Gleichzeitig gehören sie aber auch zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen.

Der Wiederherstellung dieser Trockenrasen hat sich daher der Österreichische Alpenverein verschrieben. Weil dies mit hohem Arbeitsaufwand verbunden ist, organisiert man sogenannte "Umweltbaustellen" - wie aktuell bei Pfaffstätten im Bezirk Baden. Dort werden Büsche entfernt, um den darunterliegenden Rasenflächen ausreichend Licht und Wasser zukommen zu lassen. Und die Organisatoren freuen sich über eine Vielzahl an ehrenamtlichen Helfern.

Seltene Tiere, bedrohte Lebensräume: Im Einsatz für die Trockenrasen

Beim Arbeiten stößt man auf den einen oder anderen interessanten Trockenrasenbewohner wie die Laubholz-Säbelschrecke.

„Die Wiederherstellung von Trockenrasen in der Region war in den letzten 16 Jahren nur durch die Zusammenarbeit vieler verschiedener Akteure möglich“, freut sich Projektleiterin Irene Drozdowski. "Unterstützung bekommen unsere 16 Teilnehmer der Umweltbaustelle, die teilweise sogar aus Polen und Ungarn angereist sind, von weiteren neun Freiwilligen aus der näheren und weiteren Umgebung, die tageweise dazustoßen und mitanpacken."

Beweidung mit Ziegen

Im Rahmen der Aktion „Vielfalt am Alpen-Ostrand“ unterstützen die Helfer ein neues großes Projekt zur Wiederherstellung von Trockenrasen an der Thermenlinie. Im Zentrum stehen ehemalige, mittlerweile verwaldete Hutweideflächen in den Gemeinden Baden, Bad Vöslau und Pfaffstätten. Man rückt mit Scheren, Sägen und Krampen aus, um Teile der Wiederherstellungsflächen für die Beweidung mit Ziegen vorzubereiten. Die Tiere verbeißen dann Gehölze und tragen dadurch zur Erhaltung der Trockenrasen bei. "Entstehen wird letztlich eine parkähnliche, vielfältige Landschaft mit Trockenrasen, Einzelbäumen, Baum- und Gebüschgruppen", sagt Drozdowski.

Stefan Knöpfer vom Verein Hirtenkultur ergänzt: „Mit den Wiederherstellungsprojekten von wertvollen Grasländern kommen auch die Weidetiere wieder zurück, die so lange Zeit hier waren. Denn die Trockenrasen können nur wiederhergestellt werden, wenn man auch die Weidetiere wie Ziegen und Schafe dafür hat – und damit verbunden die Hirten.“

Seltene Tiere, bedrohte Lebensräume: Im Einsatz für die Trockenrasen

Voller Begeisterung bei der Arbeit – Lena und Julian

Für Bürgermeister Christoph Kainz ist das Projekt "ein wichtiger Schritt für die Erhaltung wertvoller Natur in Pfaffstätten". Er betont: „Bei uns gibt es schon über einen langen Zeitraum Aktivitäten für die Trockenrasen, ihre Erhaltung und Wiederherstellung. Durch die kontinuierliche Arbeit über viele Jahre hinweg sind die Trockenrasen mittlerweile wieder landschaftsprägend geworden. Ich freue mich, dass mit diesem Projekt jetzt weitere Flächen wiederhergestellt werden.“

Weitere 10 Jahre

Frühere Initiativen wie das "Life"-Projekt des Landes Niederösterreich 2008 und ein Wiederherstellungsprojekt des Biosphärenparks von 2013 bis 2016 legten den Grundstein für die heutige Arbeit. In 10 Jahren soll die Wiederherstellung der Projektflächen abgeschlossen sein.

Das Gebiet der Thermenlinie zwischen Wienerwald und Wiener Becken ist eines der artenreichsten Gebiete Europas und teilweise Europaschutzgebiet. Die insgesamt 7 Hektar großen Wiederherstellungsflächen befinden sich im "Natura 2000"-Gebiet Wienerwald-Thermenregion. Andreas Weiß, Direktor des Biosphärenparks Wienerwald, weiß die Besonderheit dieser Lebensräume zu schätzen: „Die Trockenrasen und Wiesen waren ein bedeutender Faktor in der Gründung des UNESCO-Biosphärenparks. Für uns und unsere Partner ist es deshalb ein großes Anliegen, dass diese Flächen erhalten und wiederhergestellt werden.“

Nächste Termine der Trockenrasen-Pflegetage:

Bad Vöslau 25. bis 28. September

Pfaffstätten 1. bis 5. Oktober

Baden 12. Oktober

Genauere Informationen: https://landschaftspflegeverein.at/termine/

Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken

Seit 2017 engagiert sich der gemeinnützige Verein für die langfristige Sicherung der biologischen Vielfalt und den Klimaschutz in der Region Wiener Becken – Thermenlinie. Dafür baut man ein regionales Netzwerk an Menschen und Organisationen auf, die sich gemeinsam für die wertvollen Naturflächen in ihrer Gemeinde und über die Gemeindegrenzen hinweg einsetzen. 

Für seine Aktivitäten wurde der Verein mit dem Josef-Schöffel-Naturschutzpreis des Landes NÖ ausgezeichnet.

Partner sind die regionalen Gemeinden in Niederösterreich, die Stadt Wien, Landwirte, Vereine, Schulen, Privatpersonen, Unternehmen, Jägerschaft, Schutzgebiete wie Biosphärenpark Wienerwald und Naturpark Föhrenberge u.v.m. 

Neben der Begleitung bei der Anlage und Pflege artenreicher Grünflächen für biologische Vielfalt und Klimaschutz liegt einer der großen Schwerpunkte auf Pflegemaßnahmen zur Erhaltung bestehender wertvoller Naturflächen gemeinsam mit der Bevölkerung, Schulen und Unternehmen, intensiv begleitet von umfangreichen Naturbildungsaktivitäten, die den Menschen die Natur vor ihrer Haustüre wieder näherbringen. 

Aktuell ist der Landschaftspflegeverein in zwei Wiener Bezirken und 25 NÖ Gemeinden aktiv.

Nähere Infos: www.landschaftspflegeverein.at

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