Schwuler Bürgermeister traut sich – und bekommt kirchlichen Segen

Herbert Pfeffer mit seinem Mann im Grünen
Herbert Pfeffer gab seinem langjährigen Freund im Schloss Traismauer das Jawort.

Es war eine besondere Premiere, der die 250 Hochzeitsgäste am Samstag im Innenhof des Schloss’ Traismauer (Niederösterreich) beiwohnten. Herbert Pfeffer, SPÖ-Bürgermeister von Traismauer, gab seinem langjährigen Freund Mathias Goldhahn das Jawort.

Das war nicht nur die erste standesamtliche Verpartnerung in der Stadtgemeinde (seit 1. April 2017 ist das in Österreich möglich; davor mussten gleichgeschlechtliche Paare dafür in die Bezirkshauptmannschaft). Das Paar erhielt darüber hinaus auch den kirchlichen Sanktus: Pfarrer Wolfgang Payrich segnete die Beziehung und nahm damit erstmals einem gleichgeschlechtlichen Paar das Treuegelöbnis ab.

Lange Nacht

Schwuler Bürgermeister traut sich – und bekommt kirchlichen Segen
Herbert Pfeffer traut sich
Für Pfeffer, der seinen Partner vor acht Jahren während der "Langen Nacht der Museen" kennengelernt hatte, eine besondere Freude: "Als bekennende Christen war es uns ein Herzenswunsch, dass Gottes schützende Hände auch über unsere Beziehung wachen", sagte der Bürgermeister am Tag nach der Hochzeit zum KURIER. "Ich bin nämlich fest davon überzeugt: Wenn Gott uns liebt, dann liebt er uns so wie wir sind." Dass auch Pater Payrich diese Ansicht unterstützte, macht Pfeffer Mut. Denn natürlich gebe es auch Kritiker, die ihm vorwerfen, seine Sexualität zur Schau zu stellen. Das müsse man aushalten, meint Pfeffer. "Ich mache das ja nicht nur für mich, ich mache das auch für alle anderen." Pfeffer hofft, Inspiration für andere Paare zu sein; ihnen Mut zu machen, sich auch zu trauen. Und je mehr Verpartnerungen es gebe, desto schneller würden sie von der Gesellschaft als normal angesehen werden, ist Pfeffer überzeugt.

Dass sich viele Bewohner von Traismauer zumindest nicht an seiner Homosexualität stoßen, zeigte Pfeffer das jüngste Wahlergebnis. Pfeffer, der in Traismauer aufgewachsen und seit jeher offen mit seiner sexuellen Orientierung umgegangen war, wurde 2010 zufällig Bürgermeister. Der Spitzenkandidat der SPÖ war nach dem Verlust der absoluten Mehrheit kurzfristig zurückgetreten. Pfeffer rückte nach.

Schwuler Bürgermeister traut sich – und bekommt kirchlichen Segen
Herbert Pfeffer traut sich
Als er sich 2015 seiner ersten Wahl als Bürgermeister stellte, erhielt die SPÖ mit ihm wieder die absolute Mehrheit. "Es ist schön, wenn es um die Menschen und deren Arbeiten gehen kann – und nicht nur darum, wen sie lieben."

Kommentare