Schweinbarther Kreuz: Leere Kilometer ohne Schienen?

Die hohen Spritpreise, das Klimaticket oder das Wiener Parkpickerl: Gründe, vom Auto auf die Bahn umzusteigen, gibt es für Pendler mittlerweile genug. Umso vehementer fordert Neos-Verkehrssprecherin Edith Kollermann eine „Kehrtwende“ in der Bahnpolitik des Landes.
Nebenbahnen, die in den letzten Jahren eingestellt wurden, sollten schrittweise wieder reaktiviert werden. Und die Neos argumentierten mit Zahlen: Seit den 1980er-Jahren seien über 700 Schienenkilometer im Land eingestellt und im Regelfall gleich abgetragen worden.
„Die Landesregierung kann die Bahn nicht länger nur als Kostenfaktor betrachten, sondern muss Niederösterreich für eine klimafitte Zukunft rüsten. Deshalb ist es ein Gebot der Stunde, die Vernichtung wertvoller Bahnkilometer zu stoppen, Nebenbahnen wieder in Betrieb zu nehmen und zu elektrifizieren“, fordert Kollermann.

Lokalaugenschein am Schienennetz: Edith Kollermann (Neos), Gabriele Rath-Schneider und Elfriede Rath
Bestes Beispiel dafür sei das Schweinbarther Kreuz, das einst die Bezirke Mistelbach und Gänserndorf mit Wien verbunden hat und Ende 2019 trotz Protesten eingestellt wurde. Die Interessensgemeinschaft Regionalbahn Weinviertel kämpft für die Reaktivierung der Bahnanbindung.
Die Züge wurden durch Busse ersetzt, diese würden aber kaum genutzt werden. „De facto fahren nur Schüler damit, die meisten Berufstätigen pendeln mit dem Auto. Für die Orte auf der Strecke bedeutet das noch mehr Verkehr“, sagt Gabriele Rath-Schneider von der IG. Dabei gebe es Lösungen, die bereits von einem Bahn- und Busbetreiber geprüft wurden; die bestehenden Schienen könnten an die Laaer Ostbahn angeschlossen werden und würden so eine Verbindung von Bad Pirawarth bis nach Wien-Floridsdorf schaffen.
VOR: Busse sind Erfolg
Von den ÖBB gibt es dafür eine klare Absage: „Investitionen in die Strecke, die vor einer neuerlichen Aufnahme des Personenverkehrs notwendig wären, würden in keinem Verhältnis zu den danach erwartbaren Fahrgästen stehen“, erklärt Sprecher Christopher Seif. Wirtschaftliche Gründe waren es auch, die 2019 zur Einstellung der Bahnstrecke geführt hätten.
Damals reagierte das Land NÖ und beauftragte den Verkehrsverbund Ostregion (VOR) mit der Installation zweier Buslinien. Es brauche Verkehrskonzepte, die den Anforderungen der Menschen vor Ort gerecht werden, anstatt Pauschallösungen, heißt es aus dem Büro des zuständigen ÖVP-Landesrates Ludwig Schleritzko.
Das zeige sich an den beiden Buslinien: Laut VOR nutzen aktuell 1.200 Fahrgäste die Busse, die Bahn hätte nur 700 Fahrgäste verbuchen können. „Die Erklärung für den Erfolg ist recht einfach: Weil unser Angebot bedarfsgerecht und nahe am Menschen ist“, so VOR-Sprecher Georg Huemer. Die Busse würden direkt in die Siedlungen fahren und seien mit dem Bahnangebot gut abgestimmt.
Ab heuer sollen die beiden Linien elektrisch betrieben werden.
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