Neue Hürde für Amazon-Verteilzentrum in St. Valentin
Den Plänen des Internethandelsriesen Amazon, in St. Valentin ein weiteres Verteilzentrum für die motorisierten Paketdienste zu errichten, werden neben einer Bürgerinitiative auch andere Hürden in den Weg gelegt. Das für den neuen Terminal vorgesehene Betriebsgrundstück unterliegt nämlich schon jetzt einer gewissen Beschränkung für Emissionen aus dem Autoverkehr.
Der Stadt St. Valentin und den Bauwerbern stünde vor einer Realisierung wahrscheinlich ein aufwendiges Umwidmungsverfahren bevor, bei dem letztendlich die niederösterreichische Landesbehörde das entscheidende Wort hätte.
Für die Ansiedelung eines riesigen Logistikzentrum mit vielen Hunderten oder gar Tausenden Hin- und Retourfahrten pro Tag reiche die aktuelle Widmung des fünf Hektar großen Areals nicht aus, ließen NÖ Raumordnungsexperten nun wissen. Dass sich in der Nähe des Baulands eine der NÖ Luftgütemessstationen befindet, ist den Ansiedelungsplänen zudem nicht besonders zuträglich.
EU-Grenzwerte
Hunderte zusätzlich durch die Gegend fahrende Paket-Laster könnten die von der EU vorgegeben Immissionsgrenzen sprengen und das Land NÖ in die Bredouille bringen. Das vom deutschen Immobilienentwickler Fraktal Development (FD) für das Paketverteilcenter ausgesuchte Areal bei der Ortschaft Thurnsdorf ist derzeit als emissionsarmes Betriebsgebiet gewidmet. FD würde das Verteilzentrum errichten und an Amazon vermieten.
Im ausgewählten Betriebsgebiet dürften nach gültiger Widmung täglich nur rund 250 Hin- und Retourfahrten stattfinden. Inoffiziell wird von rund 600 geplanten täglichen Fahrten rund um das Verteilzentrum gesprochen. Weil es aber noch keine offiziellen Unterlagen gibt, ist für Gemeinde, Land und Anrainer die Einschätzung und Bewertung schwierig.
Umwidmung möglich
Dennoch stellt der für Raumordnung und Umweltschutz zuständige LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) den Bauinteressierten die Rute ins Fenster. „Sollte die Gemeinde eine Mehrheit für solch eine Umwidmung zusammenbringen und die Widmung umsetzen, werden wir das im Land sicher nicht durchwinken, sondern auf Basis der Gesetze strengstens prüfen“, sagt Pernkopf.
Verkehrsbedenken müsse man ebenso ernst nehmen, fordert er. Man habe auf Amazon mit fast schon unbeschränkten Marktmacht nicht gewartet und richte sich danach, was der Region guttue und nicht danach, was der Weltkonzern wolle, betont Pernkopf.
Konzept liegt noch nicht vor
St. Valentins Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr (SPÖ) kann im Vorfeld des für den nächsten Mittwoch geplanten Bürgerinfoabends wenig zur neuen Umwidmungsfrage sagen. „Es gibt weder Projektunterlagen noch ein Verkehrskonzept. Liegen die vor, werden wir auf Punkt und Beistrich prüfen“, sagt sie.
Im Gemeinderat wurde bisher mehrheitlich ein positiver Grundsatzbeschluss für die mögliche Amazon-Ansiedelung gefasst. Man wolle die Chance nutzen, das Projekt mit mehr als 100 neuen Jobs prüfen zu können, bevor man endgültig entscheidet, hieß es.
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