"Habe totales Blackout": Ex-Bürgermeister wegen gefährlicher Drohung vor Gericht

Johann Bauer trat nach einem Vorfall als Bürgermeister von Schrattenberg zurück.
Im vergangenen Oktober ging Johann Bauer, damals Ortschef von Schrattenberg, nach einem Wirtshausbesuch auf einen Gemeindebürger los.

An den Fakten lässt sich nicht rütteln. Auch wenn der Angeklagte am Landesgericht Korneuburg mehrmals beteuerte, sich an nichts mehr erinnern zu können. 

Denn gleich zwei Videos belegen, was sich am 13. Oktober 2023 in Schrattenberg (Bezirk Mistelbach) zugetragen hat. Johann Bauer war damals ÖVP-Bürgermeister, vor Richter Martin Bodner sitzt er am Montag aber als Angeklagter. Er soll einen 37-jährigen Gemeindebürger gefährlich bedroht haben - was er auch gar nicht erst abstreitet. Als der Vorfall bekannt wurde, trat Bauer als Ortschef zurück.

"Mein Mandant übernimmt die Verantwortung für sein Handeln", lässt sein Verteidiger gleich zu Beginn der Verhandlung wissen. Es sei dem Alkoholisierungsgrad des ehemaligen Bürgermeisters geschuldet, dass er sich an nichts mehr an diesem Abend erinnern kann. Nur so viel kann er von sich behaupten: "Das ist nicht meine Art und Weise". Und er entschuldigt sich vor dem Richter dafür, wie er sich verhalten hat.

Es begann im Wirtshaus

Bauer sei laut Aussagen zur Mittagszeit im hiesigen Gasthaus eingetroffen und habe sich zur "Ehrenrunde", dem Stammtisch gesellt. Schnell sei der Alkoholkonsum gestiegen, mehrere Flaschen Wein seien von der Runde geleert worden. Bis Bauer begann, den Wirt, den er seit vielen Jahren kennt, wüst zu beschimpfen.

Und nicht nur dieser musste einiges einstecken, sondern auch ein Bewohner des Ortes, der bei der Gemeinde Schulden hatte. 5.000 Euro, um genau zu sein. Der Häuslbauer hatte seine Anschlussgebühren noch nicht beglichen, es gab im Vorfeld bereits mehrere Gespräche mit Bauer darüber. Vor dem Wirtshaus ließ ihn der damalige Ortschef dann wissen: "Du bist tot, mein Freund!"

Am Video sieht man, wie Bauer von einem anderen Gast daran gehindert wird, sich dem 37-Jährigen anzunähern. Kurze Zeit später jedoch stand er vor dem Haus des Schrattenbergers und betätigte die Klingel. Die Frau des Mannes filmte die Begegnung mit. 

Was folgte, waren mehrere Drohungen seitens Bauer. "Ich schlag dich tot, du Arschloch du." "Du bist nächste Woche nicht mehr in deinem Haus, wenn ich möchte" und "Du überlebst das nicht." Dabei rückte Bauer dem 37-Jährigen immer mehr auf die Pelle, tätschelte ihm im Gesicht, stieß ihn an. 

Bis der 37-Jährige die Geduld verliert. Er stößt Bauer zurück. Dieser fällt zu Boden, weshalb sich der Mann vor Gericht wegen Körperverletzung verantworten muss. "Wenn das nicht Notwehr ist, was dann?", fragt seine Verteidigerin im Schlussplädoyer.

Diversion angeboten

Angesichts der Beweislage kann Richter Bodner getrost auf weitere Zeugenaussagen verzichten. Ein Gutachten belegt zudem eine "mittelstarke Berauschung" des früheren Politikers - auch wenn das sein "Blackout", wie er es beschreibt, nicht erklärt. 

"Es ist unschön, was auf den Videos zu sehen ist. Aber das war sicher ein für Sie untypisches Verhalten", schlussfolgert Bodner. Immerhin sei Bauer Stammgast beim Dorfwirt, der sich ein solches Gebaren sicher nicht auf Dauer gefallen lassen hätte, ebenso wenig wie die Stammrunde. 

Zudem ist für ihn klar, dass der 37-Jährige in Notwehr gehandelt habe. "Er wurde über drei Minuten lang massiv beschimpft, stand buchstäblich mit dem Rücken zur Wand. Dafür hat er sich ziemlich lange beherrscht", stellte Bodner fest. 

Sein Vorschlag: Eine Diversion. Bauer musste 150 Euro Verfahrenskosten sowie 600 Euro Bußgeld zahlen. Ein Betrag, den er gleich nach der Verhandlung beglich. 

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