Schläuche werden eingerollt: Feuerwehr schließt nach 90 Jahren

Schläuche werden eingerollt: Feuerwehr schließt nach 90 Jahren
Kein neues Kommando gefunden. Probleme dieser Art sind bei der Feuerwehr in Österreich völlig untypisch.

1999 gab es in Österreich 312.897 gemeldete Feuerwehrmitglieder. Bis 2018 kletterte diese Zahl kontinuierlich auf 339.179 nach oben. Durch die aktive Jugendarbeit ist die Einsatzorganisation weitestgehend von Nachwuchsproblemen verschont. Vor allem in Niederösterreich, wo sich mit 1714 Feuerwehren im Bundesländer-Vergleich mit Abstand die meisten der insgesamt 4500 österreichweiten Wehren befinden, gibt es einen stetigen Mitgliederzuwachs. Umso kurioser ist es, dass nun ausgerechnet in Niederösterreich eine Freiwillige Feuerwehr die Schläuche einrollen muss und nach 90 Jahren für immer schließt.

Schläuche werden eingerollt: Feuerwehr schließt nach 90 Jahren

Die Feuerwehr Schiltern

In ihrer jüngsten Mitgliederversammlung hat die Freiwillige Feuerwehr Schiltern im Gemeindegebiet von Seebenstein (Bezirk Neunkirchen) über die folgenschwere Entscheidung abstimmen lassen. Mit fast 80-prozentiger Mehrheit sprachen sich die Mitglieder für das Ende in Schiltern und einen Zusammenschluss mit der benachbarten Schwester-Wehr in Seebenstein aus.

Der Sitzung war eine wochenlange Debatte um die Führung der Ortsfeuerwehr voraus gegangen. Kommandantin Michaela Lechner hatte im vergangenen September aus zeitlichen und persönlichen Gründen ihren Rücktritt vom Posten der Kommandantin bekannt gegeben.

Müde geworden

Da sich in den Reihen der Aktiven niemand fand, der für eine Kommandofunktion kandidierte, gab es keine Zukunftsaussichten mehr. „Die Feuerwehr Schiltern hatte leider bereits in den vergangenen Jahren mit Personalmangel und Nachwuchsproblemen zu kämpfen, obwohl einige sehr aktive und engagierte Mitglieder mit bewundernswertem Einsatz dagegen angekämpft haben. Aber dieser permanente Kampf macht selbst die stärksten Kämpfer einmal müde“, erklärt Lechner.

Die 34 aktiven Mitglieder von Schiltern wechseln nun zur Feuerwehr nach Seebenstein. „Ich war bei den Sitzungen dabei und die Angelegenheit ist wirklich amikal gelöst worden. In diesem Fall ist es eine sehr sinnvolle Entscheidung“, sagt Bezirksfeuerwehr-Kommandant Josef Huber.

Was die Sicherheit anbelangt, hat Franz Resperger von niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband keine Bedenken. Die Versorgung im Zuständigkeitsgebiet bleibt durch den Standort in Seebenstein voll aufrecht. Die Feuerwehr Schiltern zählte im vergangenen Jahr 19 Einsätze mit 136 geleisteten Einsatzstunden.

Was mit dem Feuerwehrgebäude und den Fahrzeugen geschieht, ist Angelegenheit der Gemeinde Seebenstein. Eine Entscheidung ist diesbezüglich noch nicht gefallen.

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