Schläge für schlechte Noten? Haftstrafe für Mutter

(Symbolbild)
Ex-Gemeindepolitikerin im südlichen Niederösterreich soll Töchter misshandelt haben.

Der Fall hat für Aufsehen in der kleinen Gemeinde im südlichen Niederösterreich gesorgt. Jahrelang war die Familie fixer Bestandteil des Ortslebens. Die Mutter – ehemalige Gemeindepolitikerin – kümmerte sich als Tagesmutter auch um Kinder der örtlichen Volksschule. Der Vater engagierte sich als Gemeinderat. Doch plötzlich wurden von den vier mittlerweile erwachsenen Töchtern massive Vorwürfe gegen die Mutter erhoben: Sie seien über viele Jahre hinweg misshandelt worden, etwa wegen schlechter Schulnoten.

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt spricht von „wiederholten Schlägen mit der flachen Hand, teilweise mit der Faust sowie Stößen, Ziehen an den Haaren, Packen am Arm und Zudrücken, Hin- und Herreißen, Aufschlagen des Kopfes auf der Tischplatte“.

Vorwürfe gegen Ehemann

Im Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt bestritt die Frau die Vorwürfe. Niemals habe sie ihren Töchtern Gewalt angetan, beteuerte sie. Diese seien von ihrem Ehemann aufgehetzt worden. Denn sie sei auf Briefe gestoßen, die ein jahrelanges Doppelleben ihres Gatten offenbart hätten. Sexuelle Ausschweifungen mit einer anderen Frau – und anderen Paaren. Als sie den Mann damit konfrontiert habe, habe dieser gedroht, ihr „die Kinder wegzunehmen“.

Die Frauen selbst schilderten die Vorfälle allerdings dramatisch. Begleitet von ihrem Vater erstatteten sie gemeinsam Anzeige bei der Polizei. „Es war eine sehr emotionsgeladene Geschichte“, erinnerte sich der zuständige Beamte als Zeuge. Die Frauen hätten eine fertig formulierte Aussage in schriftlicher Form mitgebracht. „Manchmal habe ich in der Schule zu weinen begonnen, wenn ich eine schlechte Note bekommen habe, weil ich wusste, das wird zu Hause wieder bestraft“, erzählte eine Tochter.

„Flecken überschminkt“

Eine andere behauptete, mit einem Bügeleisen verbrannt worden zu sein. Blaue Flecken habe die Mutter überschminkt, damit sie in der Schule nicht auffallen. Lehrerinnen der Töchter sagten hingegen aus, nie einen Hinweis auf Missbrauch bemerkt zu haben.

Mittlerweile lebt das Paar getrennt, erst kürzlich gab es offenbar wieder einen Zwischenfall, der vom Ehemann angezeigt wurde: Er sei von der Angeklagten attackiert worden, behauptet er. Die Frau wirft ihm vor, Überwachungskameras im Haus platziert zu haben, um sie „ausspionieren zu können“.

Dem Gericht erschien ihre Verteidigung nicht plausibel, die Frau wurde zu 720 Euro Geldstrafe und zehn Monaten bedingter Haft verurteilt – nicht rechtskräftig.

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