Schildbürgerstreich in NÖ: Brücke saniert, aber Fußgänger ausgebremst
Um rund vier Millionen Euro saniert die Asfinag vier Landesstraßenbrücken über die A1 zwischen Amstetten-Ost und -West. Mit einem Bollwerk an Stahlschienen ist man dabei auf den Schutz des Autobahnverkehrs bedacht. Weil aber bei einer der generalsanierten Überführungen bei Seisenegg in der Gemeinde Viehdorf schlichtweg der Schutz von Fußgängern geopfert wurde, ist die Aufregung groß.
Es geht um die sogenannte Fahrzeug-Rückhaltung durch einen erhöhten 70 Zentimeter breiten Randbalken, der bislang Fußgängern mit Kinderwägen oder Sportlern eine sichere Querung der relativ breiten Autobahnbrücke der L6060 erlaubte. Die Randbalken gibt es nun wieder, wurden aber so mit Leitplanken verbaut, dass dahinter nur mehr ein fast unbenützbarer schmaler Pfad zum Gehen bleibt. Kinderwägen oder Fahrräder durchzuschieben ist unmöglich. „Wir sind sehr verwundert. Wir waren zwar über die Sanierung informiert, aber nie in die Bauausführung involviert“, teilt Viehdorfs Bürgermeister Franz Zehethofer (ÖVP) den Ärger vieler Bürger.
Die Asfinag weißt darauf hin, dass der Randbalken vor der Sanierung zwar als Gehweg genutzt wurde, aber nie ein Gehsteig war, weil sich die Überführung nicht im Ortsgebiet befinde. Die Seisenegger Ortstafel steht jedoch nur rund 100 Meter von der Brücke entfernt. Dass Fußgänger mit Kleinkindern oder Hunden die Autobahn nun ungesichert auf der Fahrbahn dem Autoverkehr ausgesetzt sein werden, lässt man unkommentiert.
Fahrzeug-Rückhaltung
Deutlich wird im Asfinag-Statement, dass man sich bei der Planung der Problematik aber bewusst war. Denn bei der gerade parallel passierenden Sanierung der L6054-Brücke bei Viehdorf „wurde ein anderes System der Fahrzeug-Rückhaltung gewählt, damit ein 70 Zentimeter schmaler Streifen zur Überquerung weiterhin zur Verfügung steht“, sagt Asfinag-Sprecherin Alexandra Vucsina-Valla. Die Begründung: Die Brücke befinde sich zwar ebenfalls nicht, aber doch nahe am Viehdorfer Ortsgebiet. Des Öfteren sei dort mit Fußgängern zu rechnen. Dass auch die Brücke in Seisenegg stark frequentiert wird, wurde ignoriert.
"Wir zahlen nur für die Erneuerung mit"
Die Ausführung auf der Landesstraße 6060 passt nicht in die von Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) ausgegebene Losung, dass in NÖ die aktive Mobilität gegenüber dem Autoverkehr gefördert werden müsse. „Für die Bauweise der Brücke ist die Asfinag zuständig, wir zahlen nur für die Erneuerung der Fahrbahn mit“, erklärt Gerhard Fichtinger vom Straßendienst. Land und Gemeinden seien aber über Baumaßnahmen und Ausführung informiert gewesen, so die Asfinag.
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