Zurück zur „Stinkstadt“: Unterschriften gegen Müll-Mief in St. Pölten
Früher lag über St. Pölten dank der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik oft der Geruch nach faulen Eiern. Heute riecht es vor allem im Westen der Landeshauptstadt oft nicht viel besser,. „Süßlich und nach Verwesung“, so Jürgen Komma. Als Anwohner der beliebten Wohnsiedlung am St. Pöltner Eisberg weiß er im wahrsten Sinne, woher der stinkende Wind weht, nämlich von der nahen Mülldeponie samt mechanisch-biologischer Abfallbehandlungsanlage (kurz: MBA) „Am Ziegelofen“.
Diese wurde von der Stadt knapp 20 Jahre an diesem Standort betrieben. Die Geruchsbelästigung hätte aber erst 2020 nach der Übernahme durch die Zöchling Abfallverwertung GmbH begonnen, so Komma. Der KURIER hatte mehrfach berichtet:
Seither hat er gemeinsam mit seinen Nachbarn zahlreiche Beschwerden bei der zuständigen Kontrollbehörde, dem Land NÖ, eingereicht: „Uns wurde zusammengefasst immer gesagt, dass es nicht mehr stinkt und wir kein Recht auf Parteienstellung haben“, erklärt Komma.
Privatisierung brachte mehr Müllsorten
Dass sich seit der Privatisierung „Am Ziegelofen“ aber viel geändert hat würden nun zahlreiche Bescheide des Landes zeigen. Auf der Mülldeponie dürften statt bisher rund 100 Müllarten nun 341 Abfallsorten gelagert werden. „Der fast 20 Jahre lang offensichtlich problemlos gültige Grenzwert der Geruchsemissionen wurde verfünffacht“, kritisiert St. Pöltens Grünen Chefin Christina Engel-Unterberger.
Als Verein „Landeshauptstadt Luft“ wollen die Anrainer nun mit einer Online-Petition diese Bescheide rückgängig machen. Für „völlig unrealistisch“ hält diese Forderung Leopold Schalhas, Leiter der Abteilung Anlagenrecht beim Land NÖ.
Rechtlich alles in Ordnung
Denn die Rechnungen der Gegner gehe nicht so leicht auf: „Eine Erhöhung des Grenzwerts heißt nicht gleich mehr Gestank“. Außerdem seien Abfälle in Österreich fein aufgegliedert: „Allein für Bodenaushub gibt es 16 bis 18 sogenannte Schlüsselnummern“ , so der Beamte. Dass einzelne der neu zugelassenen Arten geruchsintensiv sein können, schließt er nicht aus. Rechtlich ist „Am Ziegelofen“ alles in Ordnung.
Die Eindämmung der Geruchsbelästigung liege auch den Betreibern am Herzen, sagt Hans Zöchling zum KURIER. So wurde gemeinsam mit der Stadt St. Pölten im Sommer 2021 eine neue Halle über der Deponie angekündigt. Der notwendige Grundankauf sei nun abgeschlossen, hieß es am Donnerstag.
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