Wie Langzeitarbeitslose in St. Pölten den Sprung ins Erwerbsleben schaffen

Wie Langzeitarbeitslose in St. Pölten den Sprung ins Erwerbsleben schaffen
Die Emmausgemeinschaft hilft beim Wiedereinstieg. Zwei ehemalige Klienten erzählten von ihren beruflichen Neuanfängen.

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Was alle Transitarbeitskräfte im sozialökonomischen Betrieb (SÖB) der Emmausgemeinschaft St. Pölten eint, ist, dass sie seit mindestens einem Jahr keinen Job am Arbeitsmarkt gefunden haben. Unterschiedlich sind aber die Gründe dafür, wie Barbara Käfer, zuständig für Personalentwicklung und Outplacement, erklärt: "Von Migranten, die als Asylwerber nicht arbeiten durften, bis hin zu Wiedereinsteigern, die krankheitsbedingt oder aufgrund der Kinderbetreuung nicht beschäftigt waren, werden über das AMS zu uns vermittelt. Ein Vermittlungshemmnis sind oft auch Schulden, da man trotz Arbeit auf Mindestsicherung gepfändet werden kann."

Auch Menschen mit Beeinträchtigungen hätten es laut Käfer schwer, Arbeit zu finden: "Unsere Leistungsgesellschaft grenzt Schwächere ab. Dabei gäbe es in vielen Firmen Platz, denn diese Menschen können arbeiten."

Diversität für Produktivit

So zum Beispiel im Reinigungsunternehmen Markas, das durch ein Inklusionsprogramm schon 14 Arbeitskräfte mit Beeinträchtigung aufgenommen hat. Inklusion mache laut Geschäftsführerin Gerlinde Tröstl auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht Sinn, da sich "Diversität positiv auf die Produktivität" auswirke. Bei der Einstellung sei es "völlig egal woher jemand kommt oder Ähnliches". Wichtig sei, dass der potenzielle Mitarbeiter arbeiten wolle und motiviert sei.

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Gerlinde Tröstl, mit ihrem neuen Mitarbeiter Can D. und Regionalleiterin Jasminka Mutavdzic.

So hat etwa der 25-jährige Can D. nun in der Markas-Waschküche des Landesklinikums St. Pölten eine fixe Anstellung. Für den von Geburt an blinden St. Pöltner ist dies der erste richtige Job, vermittelt durch die Emmaus: "Durch die Vollzeitanstellung ändert sich viel für mich. Ich habe einen geregelten Tagesablauf, verdiene mein eigenes Geld und bin nicht mehr abhängig."

Fehlende Motivation wird analysiert

Fehlende Arbeitsmotivation werde bei Emmaus laut Käfer genau analysiert: "Manche meinen, dass sie bereits genug getan haben und nicht mehr bis 65 arbeiten müssen. Andere haben ihr Leben lang in einer Firma gearbeitet und können sich nichts Anderes vorstellen, sind traurig, gekränkt und zornig auf das System." Auch Josef Kaiblinger verlor während eines Krankenstandes seinen Job als Maler. "Da ich nicht mehr gut auf Leitern steigen kann, wollte mich keiner mehr einstellen", so der 63-Jährige.

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Emmaus-Mitarbeiterin Barbara Käfer mit ihrem Kollegen Josef Kaiblinger, der einst ihr Klient war. 

Bei der Emmaus hatte man Verständnis für seinen Gesundheitszustand, wodurch er nach seiner Zeit als Klient zum Kollegen im Sanierungsbereich der Emmausgemeinschaft wurde. "Die Arbeit selbst und mit den Klienten macht mir Spaß. Ich kann mir gut vorstellen, auch nach meiner Pensionierung hier weiterzuarbeiten", so Kaiblinger.

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