St. Pöltner Tagesstätten: Soziale Integration durch Arbeit

St. Pöltner Tagesstätten: Soziale Integration durch Arbeit
Seit 20 Jahren betreibt die Emmausgemeinschaft in St. Pölten Tagesstätten für psychische beeinträchtigte Personen.

Der KURIER berichtet verstärkt aus der Landeshauptstadt St. Pölten. Wenn Sie über alle wichtigen Themen in der Stadt informiert bleiben wollen, dann können Sie sich hier oder am Ende des Artikels für den wöchentlichen Newsletter "Ganz St. Pölten" anmelden.

Als landwirtschaftlicher Betrieb mitten in der Landeshauptstadt ist die Cityfarm der Emmausgemeinschaft St. Pölten allein schon außergewöhnlicher Platz. Umso bemerkenswerter ist das zwei Hektar große Areal zwischen Traisen und Harlander Bach aber, weil es von psychisch beeinträchtigten Personen in Begleitung bewirtschaftet wird. 

Mit der Gründung der Cityfarm im ehemaligen Traisengarten der Diözese im Jahr 2001 eröffnete die Emmausgemeinschaft ihre erste Tagesstätte. Heute, zum 20-jährigen Jubiläum, werden an insgesamt drei Standorten im Stadtgebiet Menschen mit psychischen Erkrankungen begleitet und gefördert. Zusätzlich zu den 30 Plätzen der Cityfarm, bieten die Tagesstätten "Projekt & Design" und die "Kochwerkstatt" 56 beziehungsweise sieben Plätze. 

Ein Tag in der Cityfarm

„Unsere Gäste leben selbstständig oder im Familienverband und kommen zu uns in die Tagesstätte für 32 Wochenstunden ‚zur Arbeit‘. Der tägliche Arbeitsbeginn ist um 8 Uhr und zu Beginn steht die so genannte ‚Morgenrunde‘ – zum Ankommen, zur Selbstreflexion und für die Zielsetzung für den anstehenden Arbeitstag", erklärt Cityfarm-Leiterin Gabriele Kellner den Tagesablauf in ihrem Betrieb, den sie seit der Gründung an betreut.

"Mittags wird gemeinsam gegessen – ein wichtiger Teil des Emmaus-Konzeptes ist die Tischgemeinschaft, die Gast-Freundschaft, die niemanden ausschließt. Wöchentlich gibt es Arbeitsreflexionen um die eigenen Ziele überprüfen zu können, außerdem gibt es Gruppenangebote für unsere Klientinnen und Klienten.“

Zwischen 2011 und 2020 wurden in der Cityfarm St. Pölten 176 Klientinnen und Klienten betreut. 

40 Prozent der Gäste mit psychischen Erkrankungen wurde eine Einfachdiagnose gestellt, 60 Prozent eine Mehrfachdiagnose. 

Der durchschnittliche Gast ist 36,5 Jahre alt und etwa 27,2 Monate in Betreuung der Emmausgemeinschaft. Danach schaffen insgesamt 28 Prozent den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. 43 Prozent davon sogar auf dem 1. Arbeitsmarkt. 

„Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten in den Tagesstätten der Emmausgemeinschaft haben eine Doppel- oder Mehrfachdiagnose, was die hohen Anforderungen an das Betreuungspersonal verdeutlicht. Umso beeindruckender die Zahlen, beispielhaft für all unsere Tagesstättenangebote, der CityFarm", erklärte Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer. "Im Beobachtungszeitraum 2011 bis 2020 hat sich gezeigt, dass beispielsweise die stationären Aufenthalte unserer Gäste um ein Drittel reduziert werden konnten“, so Langer weiter.

Soziale Eingliederung neben Arbeitsalltag

„Tagesstätten bieten tagesstrukturierende Betreuung in vielfältigen Tätigkeitsfeldern. Vorhandene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Wünsche und Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten werden berücksichtigt“, erklärte auch Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) die Wichtigkeit des Betreuungsangebots anlässlich des 20. Jubiläums.

St. Pöltner Tagesstätten: Soziale Integration durch Arbeit

Karl Langer, Christiane Teschl-Hofmeister und Gabriele Kellner im Rahmen einer Pressekonferenz in der Cityfarm St. Pölten. 

In Tagesstätten gehe es nicht nur um die Eingliederung in das Arbeitsleben, sondern auch um den Aufbau sozialer Kompetenzen. "Außerdem geht es um die Stabilisierung bzw. Verbesserung der Gesamtbefindlichkeit der Klientinnen und Klienten“, so die Landesrätin. 

2020 gab es niederösterreichweit 149 Tagesstätten. 81 sind waren in Wohnheimen integriert. 

Damit konnten 6.207 Plätze Betreuungsplätze geboten werden.

Als "Rettungsanker in turbulenten Zeiten" bezeichnete Geschäftsführer Karl Langer die Emmausgemeinschaft St. Pölten im Allgemeinen. An sieben Standorten in der Landeshauptstadt, wozu Notschlafstellen, Tageszentren, Wohnheime, eine Beratungsstelle, Arbeits- und Beschäftigungsplätze sowie Tagesstättenplätze für Frauen, Männer und Jugendliche gehören, werde Menschen in Krisenzeiten geholfen.

Kommentare