Vierzehn Tage lang zog sich Felix Teiretzbacher aus seiner Kaffeerösterei „Felix Kaffee“ in St. Pölten vollkommen zurück, um sich auf die bevorstehende Weltmeisterschaft in Mailand vorzubereiten. „Ich habe mir Kaffee-Samples aus aller Welt schicken lassen, jeden Tag etwas anderes geröstet und versucht zu erraten, woher sie kommen“, hat der amtierende österreichische Kaffeeröster-Staatsmeister seinen Gaumen geschult. An seiner Technik feilte er an wettkampfähnlichen Maschinen in ganz Österreich, um zu den besten gehören zu können.
"Wow" als Bewertung
Intensive Vorbereitung, die im Wettkampf den Unterschied ausmacht. Denn dort können die Kaffeesorten, die einmal sortenrein und einmal als Mischung („Blend“) geröstet werden müssen, nicht selbst ausgewählt werden. „Wofür hier eine halbe Stunde Zeit ist, dauert normal mehrere Tage. Man muss also die Bohnen kennen und Erfahrung mitbringen, um in dieser kurzen Zeit Rösten zu können“, erklärt Teiretzbacher.
Alle fertig gerösteten Sorten der Teilnehmer wurden am Samstag beim sogenannten „Open-Cupping“ blind verkostete: „Ich habe bei einem Blend ‚Wow‘ vermerkt. Ich dachte, dass der sicher von meinen persönlichen Favoriten aus Norwegen ist, doch es war mein Kaffee“, erzählt Teiretzbacher. Die Röstungen des St. Pöltners überzeugten ihn aber nicht nur selbst, sondern auch die Jury, die ihn zum Weltmeister kürte. Damit ist der St. Pöltner überhaupt der erste Österreicher mit diesem Titel.
Noch keine Zeit zum Feiern
„Es war noch nicht viel Zeit zum Feiern“, sagt Teiretzbacher am Montag. „Wir haben jetzt sehr viele Anfragen aus aller Welt.“ Nicht nur „Felix Kaffee“ selbst profitiere von seinem Sieg: „Es ist ein Booster für die ganze österreichische Szene“, ist er überzeugt.
In St. Pölten wird es die Sieger-Kaffees aber nicht zu kosten geben: „Die Sorten hätte ich selbst nicht gekauft, es waren alte Ernten“, so der Experte. „Ein guter Kaffee muss für mich ausbalanciert sein, was Säure, Süße und Mundgefühl angeht. Und er darf keine Bitterkeit beinhalten.“
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