Schloss Viehofen in St. Pölten: Von der Ruine zum Traumschloss
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Mit einer geschotterten Einfahrt, schön angelegten Rasenflächen und gepflegten in Graublau gehaltenen Fassaden empfängt das Schloss Viehofen mit dem heutigen Tag wieder Besucher. Dabei galt es vor etwa 20 Jahren noch als verlorene Ruine.
Bäume ragten aus dem Gebäude
Historische Fotos einer Ausstellung im Hauptgebäude zeigen, wie Bäume aus dem Rumpf des Gebäudes wachsen – von einem Dachstuhl keine Spur.
Schloss Viehofen vor und nach Renovierung
Schloss Viehofen vor und nach Renovierung
„Der Garten war mit Bäumen verwachsen. Nicht einmal mehr Fensterstöcke gab es, da diese im Krieg verheizt wurden“, erklärt Sabine Figl. Sie ist die Schwiegertochter von Josef Figl, der das Schloss Viehofen Ende der 1990er-Jahre aus einer Konkursmasse heraus erwarb und mit der Revitalisierung der Ruine begann.
Fertigstellung als Vermächtnis
Obwohl der Antiquitätenhändler seine letzten Jahre auch im Schloss verbrachte, erlebte er die Fertigstellung nicht mehr. „Nachdem unser Vater im Jahr 2014 verstorben war, dachten wir im ersten Moment über den Verkauf des Schlosses nach. Es war uns aber ein zu großes Anliegen, sein letztes Projekt fertig zustellen“, erklärt Figl.
Als Burg im 11. Jahrhundert gebaut, hat das Schloss Viehofen im Norden St. Pöltens eine bewegte Geschichte hinter sich, die mit dem Zweiten Weltkrieg fast ein Ende genommen hätte.
Das davor bewohnbare Gebäude war nach dem Krieg – vollkommen verwüstet und geplündert – als Ruine zurückgelassen worden und konnte aus Kostengründen von der Besitzerfamilie Kuefstein (seit 1745) nicht wieder erbaut werden. Über die Jahre verfiel es, bis schließlich sogar der Dachstuhl einbrach.
Ende der 1990er-Jahre kaufte schließlich der aus Eggendorf bei Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) stammende Josef Figl das Schloss und arbeitete bis zu seinem Tod 2014 an der Renovierung.
Das Schloss Viehofen war nicht das einzige historische Gebäude, das Figl revitalisierte. Als Antiquitätenhändler kam er mit vielen Bauten in Berührung, die er oft kaufte und erneuerte. Manche davon bewohnte Figl selbst, die meisten verkaufte er aber nach der Renovierung an neue Besitzer.
So erwarb er auch sein Elternhaus, das er zuvor durch Enteignung verloren hatte, bevor er sich seinem letzten Projekt, dem Schloss Viehofen, widmete.
Die Geschichte seiner Gebäude und seines Lebens hat die Familie in einer Ausstellung im Schloss Viehofen zusammengefasst.
Seine privaten Räumlichkeiten haben Matthias und Sabine Figl nun zu einer Suite umfunktioniert.
Gleich nebenan liegt ein großer Saal, der für standesamtliche Trauungen geschaffen scheint. Die anschließenden Räume bieten Platz für Sektempfänge, Hochzeitstafeln, aber auch für das Catering sind eigene Räumlichkeiten vorgesehen, wie Sabine Figl erklärt.
Der Trauungssaal
Mordenes und Antikes: Das Schlafzimmer der Suite...
... wie auch das Wohnzimmer.
Das Areal ist drei Hektar groß.
Zum Schloss gehören auch einige Nebengebäude.
Über die weitläufige Terrasse kann man nicht nur einen besonderen Blick auf die Landeshauptstadt erhaschen, sondern auch das gesamte Areal überblicken. „Zuvor war hier Wildnis“, so Sabine Figl.
Neu aus Gebrauchtem
Nicht nur im Freien, sondern auch in den Innenräumen ist kaum etwas beim Alten geblieben. „Die Böden im Schloss stammen beispielsweise aus einem abgerissenen Wirtshaus in Kilb (Bezirk Melk, Anm.) oder aus einer Bank in Wien. Die Fenster erhielt mein Schwiegervater über ein Tauschgeschäft aus dem Stift Herzogenburg, da dort neue angebracht wurden“, schildert Sabine Figl. Obwohl die Räumlichkeiten bei der Renovierung teilweise auch mit modernen Elementen aufgepeppt worden sind, ist ein Großteil der Möbel im Schloss antik.
Als Fundus diente der Antiquitätenhandel, den das Ehepaar Figl als Familienbetrieb ebenfalls übernommen haben. „Deshalb können die Möbel im Schloss bei Interesse auch gekauft werden“, erklärt Matthias Figl das Konzept.
Dieser kunstvolle Boden stammt aus einem Gasthaus, das abgerissen wurde.
Die Fenster wurden aus dem Stift Herzogenburg übernommen.
Doch nicht nur bei den Möbeln, sondern auch bei den Baustoffen wurde Gebrauchtes wiederverwertet. Neues wurde nur dann gekauft, wenn es nicht mehr anders ging. Gut ersichtlich ist diese nachhaltige Renovierung an den vielfältigen gusseisernen Geländer-Variationen, die die Stiege zur Schlosskapelle säumen. Auch diese wurde von der Familie komplett restauriert, zu meist durch eigene Arbeitskraft.
„Den übermalten Altarraum haben wir noch von einer spezialisierten Firma freilegen lassen, was sehr teuer war“, so die Hausherrin. „Während des Lockdowns hatten wir dann aber Zeit und haben den Rest selbst vom Gerüst aus restauriert.“
Moderner Blickfang ist der Altar.
Die Decke legte die Familie Figl selbst frei.
Die Schlosskapelle Viehofen war komplett übermalt.
Auch die Fenster über dem Altar hat Matthias Figl in Handarbeit aus gebrauchten Fenstern zusammengestückelt. Moderner Blickfang in der Kapelle ist aber der Altar. „Dieser war ursprünglich eine Stiege“, erklärt Figl.
Einmalige Chance
Das Einzige, das der Schlosskapelle noch fehlt, ist Gottes Segen. Diesen bekommt sie aber heute, Samstag, bei der offiziellen Eröffnung durch Prälat Maximilian Fürnsinn, dem ehemaligen Propst vom Stift Herzogenburg.
An diesem Wochenende steht das Schloss Viehofen außerdem erstmals wieder für Besucher offen. Zwischen 10 und 18 Uhr führen die Besitzer persönlich durch die historischen Gemäuer. Im Innenhof werden Streetfood und regionalen Weine angeboten. Weiters gibt es dort auch Kunsthandwerk und besonderes Design zu sehen.
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