Schloss Viehofen in St. Pölten: Von der Ruine zum Traumschloss

Ein weißes Schloss mit rotem Ziegeldach unter blauem Himmel.
18 Jahre lang wurde das Schloss renoviert. Nun wird es erstmals für Besucher und Mieter geöffnet

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Mit einer geschotterten Einfahrt, schön angelegten Rasenflächen und gepflegten in Graublau gehaltenen Fassaden empfängt das Schloss Viehofen mit dem heutigen Tag wieder Besucher. Dabei galt es vor etwa 20 Jahren noch als verlorene Ruine.

Bäume ragten aus dem Gebäude

Historische Fotos einer Ausstellung im Hauptgebäude zeigen, wie Bäume aus dem Rumpf des Gebäudes wachsen – von einem Dachstuhl keine Spur.

Eine alte, verfallene Burg thront auf einem Hügel, teilweise von Bäumen verdeckt.
Ein Schloss und eine Kirche mit roten Dächern stehen auf einem Hügel.

Schloss Viehofen vor und nach Renovierung

Schloss Viehofen vor und nach Renovierung

„Der Garten war mit Bäumen verwachsen. Nicht einmal mehr Fensterstöcke gab es, da diese im Krieg verheizt wurden“, erklärt Sabine Figl. Sie ist die Schwiegertochter von Josef Figl, der das Schloss Viehofen Ende der 1990er-Jahre aus einer Konkursmasse heraus erwarb und mit der Revitalisierung der Ruine begann.

Fertigstellung als Vermächtnis

Obwohl der Antiquitätenhändler seine letzten Jahre auch im Schloss verbrachte, erlebte er die Fertigstellung nicht mehr. „Nachdem unser Vater im Jahr 2014 verstorben war, dachten wir im ersten Moment über den Verkauf des Schlosses nach. Es war uns aber ein zu großes Anliegen, sein letztes Projekt fertig zustellen“, erklärt Figl.

Seine privaten Räumlichkeiten haben Matthias und Sabine Figl nun zu einer Suite umfunktioniert.

Gleich nebenan liegt ein großer Saal, der für standesamtliche Trauungen geschaffen scheint. Die anschließenden Räume bieten Platz für Sektempfänge, Hochzeitstafeln, aber auch für das Catering sind eigene Räumlichkeiten vorgesehen, wie Sabine Figl erklärt.

Ein langer Saal mit Marmorboden, Gemälden und Kristalllüstern.

Der Trauungssaal

Ein Schlafzimmer mit Himmelbett, zwei roten Sesseln und einem Kachelofen.

Mordenes und Antikes: Das Schlafzimmer der Suite...

Ein Wohnzimmer mit einem Sofa, Sesseln, einem Kaminofen und einem Gemälde an der Wand.

... wie auch das Wohnzimmer.

Blick von einer alten Mauer auf einen gepflegten Rasen und einen Turm.

Das Areal ist drei Hektar groß.

Ein großes, weißes Gebäude mit einem Turm unter einem blauen Himmel.

Zum Schloss gehören auch einige Nebengebäude.

Über die weitläufige Terrasse kann man nicht nur einen besonderen Blick auf die Landeshauptstadt erhaschen, sondern auch das gesamte Areal überblicken. „Zuvor war hier Wildnis“, so Sabine Figl.

Neu aus Gebrauchtem

Nicht nur im Freien, sondern auch in den Innenräumen ist kaum etwas beim Alten geblieben. „Die Böden im Schloss stammen beispielsweise aus einem abgerissenen Wirtshaus in Kilb (Bezirk Melk, Anm.) oder aus einer Bank in Wien. Die Fenster erhielt mein Schwiegervater über ein Tauschgeschäft aus dem Stift Herzogenburg, da dort neue angebracht wurden“, schildert Sabine Figl. Obwohl die Räumlichkeiten bei der Renovierung teilweise auch mit modernen Elementen aufgepeppt worden sind, ist ein Großteil der Möbel im Schloss antik.

Als Fundus diente der Antiquitätenhandel, den das Ehepaar Figl als Familienbetrieb ebenfalls übernommen haben. „Deshalb können die Möbel im Schloss bei Interesse auch gekauft werden“, erklärt Matthias Figl das Konzept.

Ein Raum mit blaugrünen Wänden und einem Holzboden in Sonnenstrahlen-Optik.

Dieser kunstvolle Boden stammt aus einem Gasthaus, das abgerissen wurde.

Ein Fenster mit Blick auf einen Turm mit rotem Dach.

Die Fenster wurden aus dem Stift Herzogenburg übernommen.

Doch nicht nur bei den Möbeln, sondern auch bei den Baustoffen wurde Gebrauchtes wiederverwertet. Neues wurde nur dann gekauft, wenn es nicht mehr anders ging. Gut ersichtlich ist diese nachhaltige Renovierung an den vielfältigen gusseisernen Geländer-Variationen, die die Stiege zur Schlosskapelle säumen. Auch diese wurde von der Familie komplett restauriert, zu meist durch eigene Arbeitskraft. 

„Den übermalten Altarraum haben wir noch von einer spezialisierten Firma freilegen lassen, was sehr teuer war“, so die Hausherrin. „Während des Lockdowns hatten wir dann aber Zeit und haben den Rest selbst vom Gerüst aus restauriert.“

Innenansicht einer alten Kirche mit einer Statue und einem Altar.

Moderner Blickfang ist der Altar.

Blick in das Innere einer Kirche mit Gewölbedecke und einem Kronleuchter.

Die Decke legte die Familie Figl selbst frei. 

Innenraum einer kleinen Kapelle mit Statuen und einem Altar.

Die Schlosskapelle Viehofen war komplett übermalt. 

Auch die Fenster über dem Altar hat Matthias Figl in Handarbeit aus gebrauchten Fenstern zusammengestückelt. Moderner Blickfang in der Kapelle ist aber der Altar. „Dieser war ursprünglich eine Stiege“, erklärt Figl. 

Einmalige Chance

Das Einzige, das der Schlosskapelle noch fehlt, ist Gottes Segen. Diesen bekommt sie aber heute, Samstag, bei der offiziellen Eröffnung  durch Prälat Maximilian Fürnsinn, dem ehemaligen Propst vom Stift Herzogenburg.

An diesem Wochenende steht das Schloss Viehofen außerdem  erstmals wieder für Besucher offen. Zwischen 10 und 18 Uhr führen die Besitzer persönlich durch die historischen Gemäuer. Im Innenhof werden Streetfood und regionalen Weine angeboten. Weiters  gibt es dort auch Kunsthandwerk und  besonderes Design zu sehen. 

www.schloss-viehofen.at

Ein belebter Stadtplatz mit einer barocken Säule und Cafés im Hintergrund.

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