Nach Flutkatastrophe: Hitziger Streit um geplantes Frischelager in NÖ

Nach Flutkatastrophe: Hitziger Streit um geplantes Frischelager in NÖ
Jene Felder, auf denen ein Zentrallager errichtet werden soll, standen unter Wasser. Die Gegner des Projekts fühlen sich bestätigt, Stadt kontert.

Heute ist Romana Drexler wieder in der St. Pöltner Innenstadt unterwegs, um Unterschriften zu sammeln. Gemeinsam mit der Initiative Bodenschutz kämpft sie gegen ein Projekt, das ausgerechnet durch die Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich wieder in die Schlagzeilen gekommen ist.

Es geht um das geplante Rewe-Zentrallager, das im Süden der Stadt auf einer Fläche von 17 Hektar entstehen soll. Das Vorhaben ist umstritten, innerhalb weniger Tage konnte Drexler bereits mehr als 3.600 Unterschriften sammeln.

Dass die Flut nicht nur ganze Stadtteile, sondern auch das riesige Areal unter Wasser gesetzt hat, sorgt zusätzlich für Diskussionsstoff. 

Das hat vor allem zwei Gründe: Denn aus der Sicht der Gegner dürfte auf den Flächen gar nicht gebaut werden, weil sich die Stadt damit nicht an das Raumordnungsgesetz halte. Aufgrund des fehlenden Hochwasserschutzes hätten die Flächen längst in Grünland rückgewidmet werden müssen, meinen die Kritiker.

Außerdem sollte die Flutkatastrophe in der Landeshauptstadt den Verantwortlichen eine Lehre sein, so die Initiative. 

„Wir müssen jetzt handeln, um die letzten wertvollen Flächen, die als natürlicher Hochwasserschutz dienen, zu retten. Das jüngste Hochwasser hat gezeigt, dass versiegelte Flächen massive ökologische und ökonomische Schäden verursachen", betont Drexler.

Nach Flutkatastrophe: Hitziger Streit um geplantes Frischelager in NÖ

Drexler (Mitte) sammelt Unterschriften gegen das Projekt

Fest steht aber auch, dass sich die Stadt nicht vom Kurs abbringen lassen will. Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) hält an dem Projekt fest, wie er auf KURIER-Anfrage betont. 

"Effizienter und umweltschonender"

"St. Pölten besteht zu fast 70 Prozent aus Grünland, bebaut bzw. versiegelt sind überhaupt nur knapp 16 Prozent. Zentralisierung und Nachverdichtung in den Städten macht Sinn, wie auch Experten festhalten. Ein Lebensmittelwerk- und Verteilzentrum im Herzen Niederösterreichs schafft Arbeitsplätze und ist effizienter und umweltschonender als ein Lager im Ausland, welches Wertschöpfung dort lässt und noch mehr Fahrten durch das Land bringt", sagt Stadler.

Die Stadt hat mittlerweile ein Flutschutzprojekt eingereicht, derzeit läuft die Wasserrechtsverhandlung.

Und weiter: "Zusätzlich zum erwähnten Hochwasserschutzprojekt plant die Stadt seit Jahren eine generelle Entwicklung des Areals im Süden. Ein wesentlicher Teil dabei ist der sogenannte 'Südsee' als Naherholungsgebiet, aber gleichzeitig auch als dauerhafte Umweltschutz- und Retentionsmaßnahme."

"Direkter Schutz nicht vorgesehen"

Die Bürgerinitiative "Bodenschutz St. Pölten" bleibt dennoch skeptisch. "Die geplanten Maßnahmen führen das Hochwasser um das Areal herum, belassen aber sonst den Hochwasserabfluss gleich. Es soll ausschließlich das betreffende Areal geschützt werden, ein direkter Schutz für andere Bereiche ist nicht vorgesehen und wird auch nicht kollateral bewirkt", wird betont.

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