Polizisten statt Bäume: Sicherheitszentrum sorgt für Kritik
Mehr als 1.600 Menschen leben am Eisberg in St. Pölten. Es sind vor allem Familien, die hier gebaut haben, die Gegend zählt zu den gefragtesten in der niederösterreichischen Landeshauptstadt. Die Grundstückspreise sind entsprechend hoch.
In Sichtweite zu den Siedlungen befindet sich das Landeskriminalamt (LKA) und eine Diensthundeinspektion. Wenn es um das Thema Sicherheit geht, eigentlich die perfekte Nachbarschaft.
Sollte man meinen.
Denn nun hat dieses Zusammenleben Risse bekommen. Grund dafür ist ein neues Sicherheitszentrum, das neben dem Kripo-Hauptquartier auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern errichtet werden soll.
Der Komplex wird künftig 1.300 Beamten Platz bieten, es gibt eine unterirdische Schießanlage, zudem wird das Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl in dem Zentrum untergebracht. Kostenpunkt: rund 208 Millionen Euro. Von einem „Mehr an Sicherheit“, sprach Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei der Präsentation.
„Wurden getäuscht“
Die Anrainer hätten sich allerdings lieber mehr Grün gewünscht. „Uns wurden Tausende neue Bäume zugesagt, aber sicher keine Polizeikaserne“, betont ein Anrainer im KURIER-Gespräch. Er fühlt sich von der Stadt getäuscht, weil ihm eine Erweiterung des Naherholungsgebiets versprochen worden sei.
Umgesetzt wird das Projekt vom Land Niederösterreich, die Stadt St. Pölten stellt Flächen zur Verfügung. Auf einem Flyer, der in der Landeshauptstadt die Runde macht, ist von einem 15 Meter hohen Gebäude, von einer enormen Verkehrsbelastung durch 1.600 zusätzliche Autos und sogar einem Hubschrauberlandeplatz die Rede. Letzterer wird seitens der Exekutive allerdings bestritten, dafür gäbe es keine Notwendigkeit, heißt es auf KURIER-Anfrage.
Pläne für ein Sicherheitszentrum in St. Pölten gibt es schon lange. Als Erster verfolgte Wolfgang Sobotka in seiner Zeit als ÖVP-Innenminister die Idee, Nachfolger Herbert Kickl (FPÖ) wollte von dem Vorhaben allerdings nichts mehr hören.
Nun haben Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Gerhard Karner die Umsetzung beschlossen. Betont wird, dass über die „Ausgestaltung des Areals“ noch nicht entschieden worden sei, ein Architektur-Wettbewerb müsse erst stattfinden.
Verkehrsentlastung
Im Rathaus ist man unterdessen bemüht, die Wogen zu glätten. Man habe Alternativen für den Standort geprüft, die Umsetzung auf einem anderen Areal hätte aber zu „enormen Mehrkosten“ geführt, beteuert ein Sprecher. Eine neue Straße zum Sicherheitszentrum soll für eine Verkehrsentlastung sorgen, verspricht er. Auch ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs sei geplant.
Am Eisberg bleibt die Stimmung dennoch angespannt. „Dass dieses Mega-Projekt mitten in einem Naherholungs- und Wohngebiet errichtet wird, ist eine Frechheit.“
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