Nähmaschine läuft für Frühchen und Sternenkinder bei St. Pölten heiß
Neugeborene kommen im Schnitt mit einer Körpergröße zwischen 50 und 55 Zenitmetern auf die Welt. Hier starten auch die Konfektionsgrößen für Babys. Für die rund sieben Prozent der österreichischen Babys, die das Licht der Welt zu früh – und deshalb wesentlich kleiner – erblicken ist Maßkleidung deshalb Mangelware.
Und dann gibt es noch die Sternenkinder, also jene Kinder, die unmittelbar vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Gerade von diesen Kindern werden oft auch sofort Bilder angefertigt. „Da ist es natürlich ganz etwas anderes, wenn das Kind passende Kleidung trägt, als nur in ein Tuch eingewickelt zu sein“, erklärt Petra Hell.
Stoff-Spende für die Kleinsten
„Ich habe zum Glück nie selbst so ein Schicksal miterleben müssen und habe auch zwei gesunde Enkelkinder“, erzählt die Schneiderin. Doch als sie vor mittlerweile fünf Jahren eine große Stoff-Spende bekam, entschied sie sich, daraus die modische Erstausstattung für die Kleinsten der Kleinen zu nähen.
Sie setzte sich aber nicht alleine an ihre Nähmaschine, sondern trommelte gleich eine ganze Gruppe von Freiwilligen aus ihrer Heimatgemeinde Weinburg (Bezirk St. Pölten-Land) zu einem gemeinsamen Näh-Marathon in der örtlichen Sporthalle zusammen.
Innerhalb von nur zwölf Stunden fertigten damals 70 Helfende 150 Sets mit kleine Hauben, Leibchen und Einschlagdecken für die Sternenkinder des Landesklinikums St. Pölten. „Die Hilfsbereitschaft war überwältigend“, erinnert sich Hell. „Im Advent sind alle bereit, etwas Gutes zu tun.“ Deshalb hielt man auch noch in den Folgejahren an der vorweihnachtlichen Hilfsaktion fest. Auch während der Pandemie, als jeder zu Hause nähte.
Stoffwindeln bis Spannleintücher
Heuer findet der Näh-Marathon am Samstag, den 3. Dezember, von 9 bis 21 Uhr, wieder in seinem gewohnten Setting statt.
Gefertigt werden in diesem Jahr Stoffwindelhöschen und kleine Nestchen für den Verein Pusteblume, der die Vergabe an Sternenkinder organisiert. Für Frühchen werden Bodys, Pumphosen und Spannleintücher gefertigt.
Wer sich fürs Nähen zur Verfügung stellt, sollte seine eigenen Geräte dafür mitbringen. Gefragt sind bei der Aktion aber nicht nur die helfenden Hände von erfahrenen Schneiderinnen. „Wir haben auch Stationen zum Zuschneiden, Bügeln und Verzieren.“ Laut Hell sei jeder zur Aktion eingeladen, egal ob jung oder alt und ganz egal ob Frau oder Mann.
Austausch beim Nähen
Das Nähen selbst ist aber oft auch nur Nebensache: „Unter unseren Helfern sind auch viele betroffene Eltern. Hier finden sie oft andere, die wissen, was das heißt. Der Austausch fällt so oft leichter, als etwa mit Verwandten“, weiß Hell.
Aus dem Stoff für die Kleidung der Sternenkinder wird immer auch ein Herz gefertigt, als Andenken für die Eltern. „Wir können ihnen damit nicht den Schmerz nehmen. Aber zumindest können sie sich sicher sein, dass ihr Kind ganz weich und liebevoll eingepackt ist“, erklärt die Schneiderin.
Großer Zuspruch
Die Aktion erfreut sich heuer bereits vorab großen Zuspruchs. „Wir haben schon so viele Stoffspenden bekommen, dass wir schon mehr als genug haben. Auch eine Nähmaschine wurde uns gespendet“, freut sich die Veranstalterin.
Als Sternenkinder werden jene Kinder bezeichnet, die vor, während oder nach der Geburt sterben. 2021 gab es in Österreich laut Statistik Austria 309 Totgeburten
7,1Prozent aller Babys wurden in Österreich 2021 zu früh geboren
12-Stunden-Nähen:
Die Aktion findet am Samstag, den 3. Dezember, von 9 bis 21 Uhr, in der Kerschanhalle Weinburg statt. Unter allen freiwilligen Helfern wird außerdem ein Christbaum verlost
Doch für diese speziellen Projekte braucht es oft auch eigene Stoffe und Utensilien, wie etwa Druckknöpfe. Finanziert werden diese Anschaffungen meist über Spenden von örtlichen Firmen.
Um den Kostenaufwand für Hell zu stemmen, gründete sie heuer den Verein „Nähen mit Herz Weinburg“. Für diesen wird am zweiten Adventsamstag auch mit einem Punschstand gesammelt.
Alle Infos zur Aktion unter: www.petras-handmade.at
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