Erinnerung an Sternenkinder: Wenn das erste Bild das letzte ist

Erinnerung an Sternenkinder: Wenn das erste Bild das letzte ist
Monika Leeb fotografiert Sternenkinder. Sie hilft Eltern, deren Kind vor oder während der Geburt stirbt, in einer schweren Stunde.

Strahlende Brautpaare und lachende Kinder bei der Geburtstagsfeier: Die Eisenstädter Fotografin Monika Leeb hält die schönsten Augenblicke im Leben fest. Aber auch in schweren Stunden steht die 53-Jährige auf Wunsch parat: Mit Bildern von Sternenkindern versucht Monika Leeb, den Hinterbliebenen bei der Bewältigung ihrer Trauer zu unterstützen.

Engagement

Sie sind noch gar nicht in der Welt angekommen und ihr Leben beginnt mit dem Tod. „Sternenkinder“ werden jene Kinder bezeichnet, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Wie die Eltern mit der Trauer und dem Verlust umgehen, ist unterschiedlich. Monika Leeb will mit ihrem ehrenamtlichen Engagement beim Netzwerk „Dein Sternenkind“ helfen: Sie schenkt Eltern auf Wunsch das erste und letzte Bild ihres Sternenkindes.

Initiative

„Zuerst stand ich dem Ganzen ablehnend gegenüber“, sagt Leeb, die als biomedizinische Analytikerin in einem Krankenhaus arbeitet. Dann habe sie sich mit dem Thema intensiv beschäftigt. Auch persönliche Gründe seien mit im Spiel gewesen. Ein Seminar beim Initiator des Netzwerkes, Kai Gebel, habe den Ausschlag gegeben. Seit April ist die Eisenstädterin als eine von insgesamt 600 Fotografen fix dabei bei der Initiative „Dein Sternenkind“.

Ihr erster Einsatz war bei einem Kind, das nach der Geburt nicht zum Atmen gekommen ist. „Es war natürlich sehr berührend, das Baby in den Armen der Mutter zu sehen, praktisch ein komplett fertig ausgereiftes Baby. Ich konnte selbst beim Bearbeiten der Bilder nicht begreifen, dass das Kind nicht mehr lebt und warum das so ist.“

Erinnerung an Sternenkinder: Wenn das erste Bild das letzte ist

Leeb hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt

„Raum und Zeit stehen still“

Der Moment, bevor man den Raum betrete, wo man als Fotograf nicht wisse, was einen erwarte, sei der Schlimmste. „Drinnen dann empfinde ich, dass Raum und Zeit stehen geblieben sind und keine Rolle mehr spielen.“ Hinter der Kamera könne man sich gut verstecken und man funktioniere. „Trotzdem trifft einem die Situation bis ins Mark.“

Als sie vom Einsatz heimging, hatte sie trotz allem ein gutes Gefühl. „Weil ich mir sicher bin, dass die Bilder den Eltern helfen werden.“ Wenn die Eltern die Fotos auch nicht gleich anschauen wollen: „Diese Porträts werden für immer eine greifbare Erinnerung an euer geliebtes Kind sein“, ist auf der Homepage von „Dein Sternenkind“ zu lesen.

Service durch Spendengelder kostenlos

Die Erfahrung habe ihr gezeigt, dass „man demütig und zutiefst dankbar für gesunde Kinder sein muss, und dass es wichtig, richtig und gut ist, dass ich das weiter mache“, sagt Leeb, selbst dreifache Mutter. Das Service für die Eltern, die ihr Kind verloren haben, ist kostenlos. Anfahrts-und Versandkosten werden vom Fotografen getragen, Kleidung für Babys werden von verschiedenen Organisationen wie etwa dem Verein Pusteblume zur Verfügung gestellt. Finanziert werde das Angebot durch Spendengelder.

Immer wieder komme es auch vor, dass ihre Umgebung auch mit Ablehnung reagiert. „Aber je mehr ich darüber rede, reagiert mein Umfeld mittlerweile auch mit Bewunderung und Stolz.“

Zwei Mal wurde Monika Leeb zu einem Einsatz gerufen, bei einigen Einsätzen war sie Backup-Fotografin. „In einem Fall haben sich die Eltern im letzten Moment umentschieden, sie wollten keine Bilder mehr.“

Mehr Infos unter: www.dein-sternenkind.eu

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