Neues Glockenspiel für den St. Pöltner Rathausturm gegossen
Der Schmelzofen ist auf Temperatur und das Metall wird bereits in Glockenform gegossen, um im Herbst im Sankt Pöltner Rathausturm seinen Platz zu finden. In den kommenden Wochen sollen die restlichen Glocken gefertigt werden, die von der Plattform St. Pölten angekauft und von 48 Sponsoren finanziert wurden.
Entstehen soll ein neues Glockenspiel, das nach alter Handwerkskunst in der Glockengießerei Grassmayr in Innsbruck aus Lehm modelliert wird. Anschließend soll es zu kunstvollen ‚Musikinstrumenten‘ gegossen werden.
Insgesamt werden 48 Glocken im Umfang von vier Oktaven in Innsbruck unter professioneller Aufsicht gegossen. Jedes Musikstück, egal ob klassisch oder modern, das innerhalb dieser musikalischen Bandbreite komponiert wurde, kann mit den Glocken abgespielt werden.
Delegation aus St. Pölten zu Besuch
Beim Guss der ersten Glocken war auch eine Delegation aus St. Pölten vor Ort. Bürgermeister Matthias Stadler spricht von einem Alleinstellungsmerkmal für die Landeshauptstadt: „Mit diesem Glockenspiel ergeben sich für Firmen und für Privatpersonen ungeahnte Möglichkeiten, die Liebe zu dieser Stadt zu zeigen beziehungsweise sein Unternehmen oder die Familie zu verewigen", so Stadler weiter.
Mit der Familie Grassmayr habe man für die Produktion außerdem einen Partner gefunden, der seit Jahrhunderten in diesem Gewerbe federführend ist, sagt der Obmann der Plattform St. Pölten, Dominik Mesner. Das Interesse in der Bevölkerung sei zudem überwältigend gewesen.
Historisches Unternehmen
Die Glockengießerei Grassmayr gibt es seit 1550, seit den schriftlichen Aufzeichnungen im Jahr 1780 haben rund 6.000 Glocken das Werk verlassen. Grassmayr Glocken läuten in über 100 Länder auf allen fünf Kontinenten, die älteste heute noch läutende Glocke wurde 1636 gegossen. Das Projekt mit 48 Glocken sei das umfangreichste, das die Glockengießerei jemals umgesetzt habe, so Mesner.
Man habe damit eine "richtige Sehenswürdigkeit und eine akustische Attraktion in die Landeshauptstadt" geholt, so Matthias Weiländer, der Geschäftsführer der Marketing St. Pölten. Musikalische Fachberater sind der Leiter der Kulturabteilung, Alfred Kellner, und dessen Nachfolger als Direktor der Musikschule St. Pölten, Lukas Schönsgibl.
Wie die Glocken gefertigt werden
Die Glocken werden aus Bronze gefertigt und bestehen zu 80 Prozent aus Kupfer und zu 20 Prozent aus Zinn. Für die Qualität ist beim Guss die Temperatur verantwortlich. Für kleinere Glocken muss sie höher sein als für große. Das Rohmaterial wird dabei auf fast 1200 Grad Celsius erhitzt, bevor es in die vorbereiteten Formen gegossen wird.
Die kleineren Glocken brauchen drei bis vier Tage, um genügend ausgekühlt zu sein und können erst dann aus der Verschalung genommen werden. Bei den großen Glocken, die tiefere Töne liefern, dauert der Abkühlungsvorgang bis zu einer Woche.
Durch eine lange Lagerzeit wird die Dichte des Materials erhöht, wodurch die Glocken deutlich länger belastbar sind und länger erhalten bleiben. Erst dann kann mit der Verzierung der Glocke begonnen werden, etwa mit der Anbringung von Firmenlogos.
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