Natur oder PR: Wer von der Aufforstung in St. Pölten profitiert

Wird in St. Pölten ein Baum gefällt, werden dafür drei neue gepflanzt. Alleine im Vorjahr schlugen so 13.000 Setzlinge auf zehn Flächen Wurzeln.
Eine tolle Aktion, oder? Kritiker in den Sozialen Medien sprachen in Bezug auf die Aufforstungsbilanz der Landeshauptstadt aber eher von „Greenwashing“ und einer „PR-Masche“. Der KURIER hat nachgefragt.
CO2-Bilanz
Erster Kritikpunkt: Die Rechnung „Aus eins mach drei“ schaue zwar auf dem Papier gut aus, aber für einen großen, alten Baum drei kleine Bäumchen zu setzen, ergebe unterm Strich bei der CO2-Bilanz ein saftiges Minus.
Klingt zwar logisch, ist aber nicht ganz so, sagt Hubert Hasenauer, Forstwissenschaftler an der Universität für Bodenkultur in Wien: „Ein alter Wald speichert zwar mehr CO2. Doch junge Bäume wachsen schneller und haben so eine höhere jährliche CO2-Bindung“, erklärt der Experte.
Gesetzliche Verpflichtung
Zweitens: Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, für Ersatz zu sorgen. Die Aktion sei also gar nicht freiwillig und so toll. Das kann Hasenauer bestätigen, aber auch entkräften: „An und für sich ist es üblich, mindestens einen Ersatzbaum zu pflanzen“, so der Experte. In jeder Stadt sei dies aber anders geregelt. Grundsätzlich komme es dabei aber immer auf die Größe der Setzlinge an. In
St. Pölten habe man, in Absprache mit der Forstbehörde, gute Erfahrungen mit dem 1:3-Schlüssel gemacht, wie Michael Koppensteiner von der zuständigen Abteilung erklärt. So pflanze man eher kleinere Bäume, um Kosten zu sparen, und kompensiere auch mögliche Ausfälle effektiv. Mit dieser Methode habe sich der Waldbestand in St. Pölten über die letzten 20 Jahre nicht verschlechtert, bestätigt die Forstbehörde des Landes NÖ.
Biodiversität
Drittens: Die Aufforstungen betreffen vor allem Wiesen und Äcker, die dadurch verwalden. Wichtige Lebensräume für die Artenvielfalt gingen dadurch verloren. Was der Forstwissenschaftler nur teilweise nachvollziehen kann: „Es kommt darauf an, wie man Biodiversität definiert. Geht man von der Naturnähe aus, ist der Wald die höchste Entwicklungsform.“
Es sei auch ein genereller Trend, erklärt Experte Hasenauer: „Österreichweit nimmt der Wald um 3.000 bis 4.000 Hektar zu. In den Städten nehmen hingegen vor allem die landwirtschaftlichen Flächen ab.“
Grünere Innenstadt
Außerdem, so betont die Stadt, werde St. Pölten nicht nur an den Rändern grüner. An vielen Orten, vom Domplatz über die Wiener Straße bis zur Schreinergasse wird es künftig mehr Bäume geben. Mit dem Alumnatsgarten wird es bald einen Park in der Innenstadt geben.
Und rund um die Altstadt sollen mit der Neugestaltung des Promenadenrings viele Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Unterm Strich wird es also auf jeden Fall grüner – was sich einerseits gut anhört, aber auch für die Stadt gut ist.
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