„Manche stammen aus 1995, die meisten entstanden aber zwischen 2017 und 2021“, sagt er. Material hätte er trotz des umfangreichen Werks noch mehr gehabt. „Man glaubt gar nicht, was in einer kleinen Gegend alles los ist.“
Ehemalige Industriegelände, verlassene Häuser, aber auch Detailaufnahmen von vergessenen Gegenständen finden sich in seinem Buch. Ein Ort ist darin oft mehrfach inszeniert. „Manche Spots habe ich 15 bis 20 Mal besucht“, erklärt Satzer. Da er viele Außenaufnahmen schieße, achte er darauf, die Shooting-Locations zu verschiedenen Tageszeiten und auch Jahreszeiten einzufangen. „Manches Mal habe ich nur ein Weitwinkelobjektiv dabei, dann wieder ein Tele. Wie bei jeder künstlerischen Tätigkeit spielt auch bei der „Lost Places“-Fotografie die Tagesverfassung eine Rolle", so Satzer.
Zufall hilft bei Motivsuche
Wie er diese vergessenen Plätze finde, sei unterschiedlich: „Einige verlassenen Orte kennt man vom Vorbeifahren. Das sind aber eher wenige.“ Viele suche er über Satellitenkarten auf Google Maps. „Diese Methode ist zeitaufwendig. Um zu erkennen, ob die Orte sich auch wirklich eigenen, braucht es viel Erfahrung“, erklärt der Fotograf. „Aber auch dann stehen die Chancen immer noch 50:50, dass das Objekt mittlerweile weggerissen, hergerichtet oder verwachsen ist. Man weiß nie, was einen erwartet.“
Der Zufall helfe aber auch bei der Suche nach potenziellen Shooting-Locations. Auf unbekannten Straßen in der Gegend, entdeckt Satzer immer wieder interessante Spots. Vor dem Shooting brauche es aber immer eine Abstimmung mit den Besitzern. „Manche wollen es nicht, viele Objekte stehen aber einfach leer und interessieren keinen mehr.“
So sei es auch bei einem seit 30 Jahren verlassenen Bauernhof in der Region gewesen. „Zwischen Lianen stand ein alter Brunnen, alte Fahrzeuge wie ein Pritschenwagen und ein Glashaus. Im Inneren war noch die ganze Einrichtung vorhanden, es war ziemlich vollgeräumt.“
Wo genau sich dieser Spot befand, verrät Satzer aber nicht. „Leider werden viele Orte durch Vandalismus zerstört, werden besprüht oder geplündert. Deshalb verrate ich meine Orte nicht.“
Soziale Medien als Fluch
Wie bekannte „Lost Places“ auch in der Region leiden, zeige sich laut dem erfahrenen Fotografen am Beispiel des Weichenwerks im St. Pöltner Süden. „Ich habe dort sehr oft fotografiert. Jedes Mal ist mehr zerstört und es liegt mehr Müll herum“, schildert Satzer.
Vor allem die sozialen Medien hätten der Szene nachhaltig geschadet. „Als ich 1990 gemeinsam mit meinem Bruder die ersten Ruinen fotografierte, war man dort immer allein, nichts war abgesperrt – ein goldenes Zeitalter“, erinnert sich Satzer. „Mit dem digitalen Zeitalter hat sich viel verändert. Die sozialen Medien sind ein Fluch.“ Deshalb verzichtet der Fotograf komplett auf einen Online-Auftritt.
Natürliches Licht ist interessanter
Wie viel Zeit in sein Hobby fließe, könne er nicht genau sagen. „Ich bin ein Perfektionist und habe hohe Ansprüche an meine Bilder“, so Satzer. Jedes Foto schieße er nur mit dem Stativ, was vor allem bei Fotografien in dunklen Innenräumen unumgänglich sei. Künstliches Licht komme nicht zum Einsatz. „Natürliches Licht ist viel interessanter“, so der erfahrene Fotograf. „Für ein neues Projekt bin ich gerade in vergessenen Weinkellern unterwegs. In den stockfinsteren Gewölben braucht es natürlich Scheinwerfer.“
Das Buch ist auf Bestellung im Buchhandel oder unter andreas.satzer@tmo.at erhältlich.
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