Der KURIER berichtet verstärkt aus der Landeshauptstadt St. Pölten. Wenn Sie über alle wichtigen Themen in der Stadt informiert bleiben wollen, dann können Sie sich hier oder am Ende des Artikels für den wöchentlichen Newsletter "Ganz St. Pölten" anmelden.
Sobald die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings die Natur aufwecken, beginnt für heimische Kröten ihr jährliches großes Abenteuer: „Nachdem die Tiere den Winter starr im Wald verbracht haben, verlassen sie ihn zum Frühlingsbeginn, um in nahen Gewässern zu laichen“, erklärt Veterinär Davor Stojanovic, der das St. Pöltner Tierheim leitet.
Autoverkehr ist größte Gefahr
Seit Anfang dieser Woche kann dieses Naturschauspiel wieder sehr gut am Eisberg beobachtet werden. Dort verlassen die Tiere im Bereich der Kunrathstraße und der Waldstraße den Stadtwald/Kaiserwald, um zu nahen Teichen zu gelangen.
Bei der Suche folgen sie ihrem Instinkt: „Sie riechen das Wasser sozusagen, auch wenn der Mensch ihren Wanderweg mit einer Straße durchkreuzt“, spricht Stojanovic das große Gefahrenpotenzial, das der Autoverkehr für die Tiere darstellt, an.
Verantwortung übernehmen
„Früher dachte ich, dass die platt gefahrenen Tiere lediglich Teerflecken sind“, erzählt Susanne Wegenkittl, die in der Eisberg-Siedlung wohnt. Als ihr dieser Umstand vor ein paar Jahren bewusst wurde, fühlte sie sich für den Schutz der Tiere verantwortlich.
Dank ihres Einsatzes macht die Stadt St. Pölten seither jährlich mit Schildern Verkehrsteilnehmer auf die Krötenwanderung aufmerksam.
"Eimertaxi" ist einzige Möglichkeit
Ganz reicht dies aber nicht zum Schutz der Tiere: Jeden Abend rückt Wegenkittl abwechselnd mit anderen Anrainern in der Dämmerung mit Kübeln aus. „Wir sammeln die Tiere alle händisch ein und bringen sie entweder im Wald oder im Wasser in Sicherheit“, erzählt die St. Pöltnerin.
Zwar hätte man auch eine Untertunnelung der Straße oder das Aufstellen eines Krötenschutzzaunes am Straßenrand in Erwägung gezogen, das „Eimertaxi“ sei aber die einzig umsetzbare Schutzmöglichkeit.
Weibchen und Krötenpaare, die sich bereits gefunden haben, werden gesondert von den liebestollen Männchen gesammelt, da diese ihre Artgenossinnen sonst förmlich überfallen würden. Nach ungefähr zwei Wochen ist der Liebeszauber wieder vorbei.
„Jedes Exemplar, das sich hier auf Wanderschaft begibt, ist schützenswert“, begrüßt Stojanovic den Einsatz, da viele Arten vom Aussterben bedroht seien.
Kommentare