Krebstherapien: Kampf gegen den Killer Nummer zwei
Jedes Jahr erhalten rund 9.000 Niederösterreicher eine Hiobsbotschaft, die oftmals ihr Leben komplett verändert: Krebs. Der Feind im eigenen Körper ist die zweithäufigste Todesursache, mehr Menschen sterben nur an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Vor allem Hauttumore, Brust- und Prostatatumore sind jene, die am häufigsten auftreten. Allein im vergangenen Jahr wurden in den niederösterreichischen Kliniken 11.600 Krebspatienten behandelt, im ersten Halbjahr 2022 waren es bereits 6.260.
So bitter und schmerzhaft eine Krebsdiagnose für die Betroffenen ist, es gibt auch gute Nachrichten. „Die modernen Krebstherapien entwickeln sich rasant weiter“, berichtet Birgit Grünberger, Abteilungsleiterin für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie am Landesklinikum Wiener Neustadt.
Grünberger hat zum Beispiel Zugriff auf das onkologische Informationssystem (IOS), in dem landesweit alle Krebsfälle und Behandlungsfortschritte dokumentiert werden. Mit dem System, das hierzulande einzigartig ist, können rund 1.200 Ärzte arbeiten. „Damit können wir den bestmöglichen Nutzen für unsere Patienten erzielen“, sagt die Expertin.
Linearbeschleuniger
Um Leben retten zu können, bedarf es freilich modernster Technologien. Angewandt wird in vielen Bereichen etwa die Strahlentherapie, die mit Linearbeschleunigern (Lin Acs) durchgeführt wird. Derzeit stehen in den Landeskliniken sechs LinAcs zur Verfügung, bis 2028 sollen drei weitere folgen. „Die Investitionssumme beläuft sich auf 31 Millionen Euro“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Insgesamt können mit der Anschaffung 4.800 Patienten bestrahlt werden, um 1.500 mehr als zuvor.
Abwehrzellen
Große Hoffnungen setzen die Ärzte am Universitätsklinikum St. Pölten auch auf eine neue Therapieform, die im kommenden Jahr starten soll. Es geht um die „Car-T-Zell Therapie“, die Martin Wiesholzer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin 1, anwenden will.
Dabei wird der Krebs durch körpereigene, modifizierte Abwehrzellen bekämpft. „Aktuell wird diese Therapie in fünf Kliniken in Österreich angeboten, ab 2023 auch hier in St. Pölten“, erzählt Wiesholzer.
Forschung
Ausgebaut werden soll zudem die Abteilung Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Krems. Petra Georg, die bislang am MedAustron Ionentherapiezentrum in Wiener Neustadt tätig war, wird in Krems die Leitung übernehmen. Sie kündigte in einer Gesprächsrunde in St. Pölten an, auch die internationale Zusammenarbeit forcieren zu wollen. „Forschung und Lehre sind für den Ausbau eines onkologischen Zentrums ein wichtiges Thema. Am Uniklinikum Krems arbeiten wir gemeinsam mit der Karl Landsteiner Universität für Gesundheitswissenschaften an präziseren Behandlungen durch genaue klinische Beobachtungen und Untersuchungen. Aktuell sind wir mit dem Aufbau von Biobanken, die Proben von Patienten beinhalten, bis hin zu Laborversuchen beschäftigt“, erzählt Josef Singer, Oberarzt der Klinischen Abteilung für Innere Medizin in Krems.
Geforscht wird übrigens auch daran, was Krebs auslösen kann. So gibt es Hinweise darauf, dass zum Beispiel Luftverschmutzung ein Faktor sein kann.
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