So ist die Situation in allen acht Tierheimen in ganz Niederösterreich. Rund 4.700 Tiere wurden in Baden, Bruck/Leitha, Krems, Mistelbach, St. Pölten, Ternitz und Wiener Neustadt im vergangenen Jahr betreut, vor zehn Jahren waren es noch 4.000. Den Löwenanteil machen Katzen aus, gefolgt von Hunden und Wildtieren.
Das Problem ist, dass die Zahl der aufzunehmenden Tiere also stetig ansteigt, während die Unterbringungsmöglichkeiten gleichgeblieben sind. „Unsere Heime sind deswegen nicht nur ausgelastet, sie sind auch permanent überbelegt“, berichtet Verbandspräsidentin Andrea Specht.
„Besonders gefordert“
Weil Tierschutz Ländersache ist, muss das Land NÖ für ausgesetzte, zurückgelassene, beschlagnahmte und abgenommene Tiere Sorge tragen. Der Anteil an diesen Tieren, die in den acht Betreuungsstellen untergebracht sind, liegt mittlerweile schon bei 80 Prozent, erzählen Specht und Stiowicek.
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Große Sorgen bereiten dem Obmann des St. Pöltner Tierschutzvereines vor allem die steigende Zahl der abgenommenen, meist aufgrund ihrer Haltungsbedingungen „schwierigen“ Hunde (siehe auch Bericht Seite 17). 265 Vierbeiner wurde im Vorjahr im größten Bundesland gezählt, um 96 mehr als noch vor fünf Jahren – eine Steigerung um fast 60 Prozent. „Bei diesen Hunden sind unsere Mitarbeiter ganz besonders gefordert“, berichtet Stiowicek.
Schlechte Bezahlung
Doch die Personaldecke ist dünn. Eine Umfrage unter den Tierheimen hat ergeben, dass es einen dringenden Bedarf von zusätzlichen 38 Vollzeitmitarbeiter gibt, derzeit sind 50 Frauen und Männer in den acht Häusern beschäftigt. „Deswegen möchten wir uns bei den vielen freiwilligen Helfern bedanken, die uns so großartig unterstützen“, betont Specht.
Dass die Suche nach Mitarbeitern schwierig ist, liegt auch am Gehalt. Zwischen 1.500 und 1.800 Euro brutto werden für 40 Stunden bezahlt, „Tierpfleger, die in staatlichen Institutionen beschäftigt sind, verdienen deutlich mehr“, erzählt die Verbandspräsidentin.
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Die Hoffnungen der Verantwortlichen ruhen nun unter anderem auf FPÖ-Tierschutzlandesrätin Susanne Rosenkranz. Noch im Oktober soll mit ihr ein Budgetplan für die kommenden Jahre festgelegt werden. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die finanzielle Lage eine äußerst schwierige ist. Mussten im Jahr 2022 noch zwei Millionen Euro für den laufenden Betrieb aufgewendet werden, waren es im vergangenen Jahr schon 3,6 Millionen.
Rücklagen werden aufgebraucht
Laut Specht können die steigenden Kosten aber nur mehr zu einem Teil durch Weihnachtsmärkte, Spendenaufrufe und Marketingmaßnahmen abgefedert werden. „Ein Großteil der Tierheime hat in den letzten Jahren Abgänge geschrieben. Das heißt, dass die Budgets nur durch die Auflösung von Rücklagen ausgeglichen werden konnten“, sagt Specht.
Thema bei den Verhandlungen soll aber auch der Wunsch nach einem zusätzlichen Tierheim in Niederösterreich sein, heißt es. Dringenden Bedarf sieht Specht im nördlichen Teil das Landes. „Weil Krems vielen Anfragen allein nicht mehr stemmen kann“, warnt sie.
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