Feldhamster auf Trasse der S34 lässt Gegner hoffen
Dass man Feldhamster nur selten zu Gesicht bekommt, liegt einerseits an der nächtlichen Lebensweise der kleinen Nager. Andererseits gibt es aber auch wenige von ihnen. In Österreich stehen sie mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere.
In diesem traurigen Ranking EU-rechtlich geschützter Arten steht es um den früher in Ostösterreich weitverbreiteten Hamster genauso schlecht, wie etwa um Fischotter, Biber oder Steppeniltis, so WWF-Artenschutzexperte Arno Aschauer.
Bau in der S34-Trasse
In St. Pölten dürfte sich der Feldhamster aber wohlfühlen, gleich an vier Stellen wurden vergangene Woche Unterschlupfe des Tieres entdeckt. Das freut nicht nur Artenschützer, sondern vor allem auch Gegner der geplanten Traisentalschnellstraße: „Der Bau befindet sich direkt in der Trasse der S34“, berichtet Aktivistin Elisabeth Prochaska von der NÖ Berg- und Naturwacht.
Die laut Prochaska „unglaublich bedeutenden“ Entdeckungen bestätigen insgesamt elf Zeugen – darunter auch Biologen –, die vergangenen Freitagabend auf einem Feld nach dem Tier Ausschau hielten. Und tatsächlich habe er sich gezeigt: „Vier Personen haben den Feldhamster gesehen, alle Elf haben ihn gehört“, schildert Prochaska.
Neben einer angefertigten Tonaufzeichnung bestätigen auch Aufnahmen einer Wildkamera, die dem KURIER vorliegen, den Fund. Wo genau das Vorkommen dokumentiert wurde, wollen die Aktivisten zum Schutz der Bauten nicht kommunizieren.
Schon mehrere Totfunde
Diese Entdeckung sei aber nicht der einzige Beweis für Feldhamster im Projektgebiet. Im Jahr 2021 hatte alleine Elisabeth Prochaska drei Totfunde direkt auf der Trasse beim Land eingemeldet, so die S34-Gegner.
Der betroffene Landwirt Leopold Steinwendtner soll auch ein Foto eines Feldhamsterbaus dokumentiert haben, welches im UVP-Verfahren nicht als Beweis berücksichtigt worden war. Seitens der Verantwortlichen werde laut den Aktivisten mit Ausnahme eines einzigen Totfundes aus dem Jahr 2016 kein Feldhamster-Vorkommen anerkannt.
Auf den Fotos der Wildkamera ist der Feldhamster deutlich zu sehen.
Von der neuerlichen Feldhamster-Entdeckung erhoffen sich die Aktivisten nun, das momentan wegen Redimensionierung ohnehin auf Eis gelegte Projekt zu Fall bringen zu können. Eine Hoffnung, die nicht aus der Luft gegriffen ist. Erst im Herbst des Vorjahres hatte der Europäische Gerichtshof den Schutz des Feldhamsters mit einem Urteil gestützt, nachdem bei Bauarbeiten in Wien Eingänge der Hamsterbauten zerstört wurden.
"Ziemlich unwahrscheinlich"
Dass das Mega-Projekt S34 durch den Feldhamster gänzlich verhindert werden kann, hält der NÖ Umweltanwalt Tom Hansmann aber für „ziemlich unwahrscheinlich.“
Laut Artenschutzrecht dürfen die Tiere zwar nicht getötet und ihre Quartiere nicht zerstört werden. Es gäbe aber die Möglichkeit „funktionserhaltende Maßnahmen“ wie eine Umsiedelung zu setzen. „Es werden also Ersatzquartiere angeboten. Beim Feldhamster ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er diese auch annimmt“, so Hansmann.
Zuletzt hatte ein auf der Trasse brütender Triel den Bau der S8 verhindert. In
St. Pölten soll der Wachtelkönig für die S34 umgesiedelt werden
60.000 Feldhamster gibt es einer Schätzung aus 2019 nach noch in Österreich. Die Lage spitzt sich laut WWF weiter zu. Grund dafür sei die Zerstörung ihrer Lebensräume durch Flächenfraß und Landwirtschaft
Der Feldhamster wird bis zu 30 Zentimeter lang und kann 600 Gramm wiegen
Bevor derartige Schritte gesetzt werden, müsse aber erst ein Sachverständiger den Fund bestätigen und klären, ob es sich um eine ganze Population handelt oder nur ein einzelnes Exemplar. „Auch wenn der Feldhamster auf der Roten Liste steht, heißt das grundsätzlich nicht, dass das Individuum geschützt werden muss“, so WWF–Experte Aschauer.
Die Aktivisten wollen nun einen unabhängigen Gutachter beauftragen. Derzeit läuft am Bundesverwaltungsgericht ohnehin bereits eine Verhandlung zum S34-Bauabschnitt „Spange-Wörth“, dort soll nun wegen der Hamster ein Antrag eingebracht werden.
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