Die Hüter des Stadtbildes: St. Pöltner Bauvorhaben werden geprüft

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Wenn ein Gremium 15 Sitzungen innerhalb von neun Monaten abhält, statt den geplanten vier Sitzungen im Jahr, dann ist klar, dass es viel zu tun gibt. Genau so erging es dem im Jänner in Kraft getretenen Gestaltungsbeirat der Stadt St. Pölten. Das Expertengremium für städtebauliche und architektonische Fragen wurde Anfang des Jahres, trotz politischer Diskussionen, implementiert.
„Die Aufgabe des Gestaltungsbeirates ist die Einordnung eines Bauvorhabens im Kontext der Stadtplanung sowie die Überprüfung der Qualitätskriterien“, erklärt Stadtplaner Jens de Buck. „Es ist zwar nicht immer leicht, die Interessen des Planers, des Entwicklers, der Öffentlichkeit und der Anrainer zu vereinen, aber bis jetzt haben wir in den meisten Fällen eine gemeinsame Lösung finden können“, setzt der Vorsitzende des Gestaltungsbeirates Friedrich Hueber fort.
Architektin Olivia Schimek-Hickisch, welche ebenfalls im Fachgremium sitzt, merkt an, dass es bei vielen Projekten von Vorteil wäre, sie schon in früheren Bauphasen zu begutachten. Dies wurde bereits im letzten Jahr, vor dem Inkrafttreten des Gestaltungsbeirates von der ÖVP unter Vizebürgermeister Matthias Adl kritisiert. Auch danach ebbte die Kritik nicht ab. Der Grund: Das Gremium würde unter Ausschluss der Öffentlichkeit wichtige Entscheidungen treffen.
Denkmalschutz
Nun präsentierten die Experten ihre Arbeit. Insgesamt 41 Projekte wurden in den 15 Sitzungen seit Jänner begutachtet. Davon wurden nur zwei negativ beurteilt, rund 20 Vorhaben mussten überarbeitet und erneut vorgelegt werden.
Das Projekt, welches den Gestaltungsbeirat in den vergangenen Monaten wohl am meisten beschäftigt hat, sind die sogenannten „Rossmarkthöfe“ am Rathausplatz, welche am Areal des ehemaligen Leiner-Möbelhauses ab 2022 entstehen werden. Laut Zeitplan soll der Liegenschaftsbestand noch im kommenden Winter abgebrochen werden. Ausgenommen davon ist das unter Denkmalschutz stehende Leiner-Haus und die ehemalige Bestattung.
Die Rolle des Expertengremiums in dem Großprojekt ist nicht zu unterschätzen. Beispielsweise fällt den Fachleuten die Entscheidung über die Fassade am Rathausplatz zu. „Das historische Stadtbild soll in seiner Charakteristik erhalten und weiterentwickelt werden“, sagt Hueber.

Stadtplaner Jens de Buck, Vorsitzender des Gestaltungsbeirat Friedrich Hueber, Architektin Olivia Schimek-Hickisch und Architekt Ernst Beneder
Vielseitige Nutzung
Das geplante Quartier soll eine Vielzahl an Funktionen einnehmen. Rund 170 Wohneinheiten, Geschäfts- und Büroflächen, ein Hotel mit 131 Zimmern sowie ein Kongresszentrum für bis zu 450 Personen sollen entstehen. Außerdem will man in der dreijährigen Bauphase, welche mehrere Baufelder umfasst, eine Tiefgarage mit 235 Stellplätzen und Fahrradabstellräume für über 300 Fahrräder realisieren.
Stadtplaner Jens de Buck stellt klar: „Es gab ausreichend Diskussionsstoff, bis das Großprojekt zum jetzigen Stand kam“. Nun liegen die Pläne aber auf dem Tisch.

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