Der Gutsherr Puntila und sein Knecht Matti am Landestheater

Der Gutsherr Puntila und sein Knecht Matti am Landestheater
Bertolt Brechts Volksstück über Herrschaftsverhältnisse wird bis Mitte März in St. Pölten und Baden aufgeführt.

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„Wir zeigen nämlich heute Abend hier Euch ein gewisses vorzeitliches Tier, Estatium possessor, auf deutsch Gutsbesitzer genannt“, sagt das Kuhmädchen im Prolog von Bertolt Brechts Theaterstück „Herr Puntila und sein Knecht Matti“. Und diesem Gutsbesitzer widmet sich das Landestheater Niederösterreich in seinen derzeitigen Aufführungen.

Im reichen Bauern Puntila schlummern nämlich zwei Charaktere. Im betrunkenen Zustand ist der Finne ein geselliger Menschenfreund, aber während seiner „Anfälle von Nüchternheit“ mutiert er zum Tyrannen, der willkürlich sein Personal beschimpft oder entlässt. Als Puntilas Tochter Eva versucht, ihm den Alkohol zu verbieten,  wird sie ebenfalls zum Spielball seiner despotischen Eskapaden. Bei dem Versuch, seine Tochter zu verheiraten, inszeniert diese ein Liebesverhältnis mit dem Chauffeur Matti, was die Herrschaftsverhältnisse auf dem Gutshof noch weiter zuspitzt.

Exil in Finnland

Noch während der Wirren des Zweiten Weltkrieges verfasst Bertolt Brecht das Theaterstück im Jahr 1940 während seiner Zeit im Exil in Finnland. Inspirieren ließ er sich für seine komödienhafte Parabel von  dem Theaterstück „Sägemehlprinzessin“ seiner finnischen Gastgeberin, der Dichterin Hella Wuolijoki.

„Über den Puntila kann ich fast alles schreiben, über den Krieg nichts“, notierte der Autor damals in sein Tagebuch. Die Abhängigkeit von Herrn und Knecht im Stück führe nach Brechts Interpretation zu einer gemeinsamen Verantwortung aller Beteiligten für eine gerechtere Gesellschaft, heißt es in einer Aussendung des Landestheaters.  In der Tradition von Brechts Theaterpraxis inszeniert die Regisseurin und Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam die lustvolle Selbstermächtigung der Figuren.

Vorstellungen auch in Baden

Noch bis Mitte März ist  „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ zu sehen. Neben den vier weiteren Vorstellungen am Landestheater Niederösterreich, eine davon als Schulvorstellung, wird das märchenhafte Volksstück zwei weitere Male auf der Bühne Baden aufgeführt. Die bereits am Donnerstag abgehaltene Premiere war restlos ausverkauft.

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