Brisante Neonazi-Kontakte: Mann hortete sechs Tonnen Kriegsmaterial
Peter Binder will nicht reden. Der bekannte Neonazi und ehemalige Hauptverdächtige im Fall der Briefbombenattentate (bis Franz Fuchs überführt wurde, Anm), ist via Livestream in das Landesgericht St. Pölten zugeschaltet. Binder, der heuer nicht rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, sitzt derzeit im Gefängnis und sollte eigentlich Auskunft darüber geben, wer ihm zu seinem riesigen Waffenarsenal verholfen hatte. Ermittler hatten bei einer Hausdurchsuchung Sturmgewehre, Landminen und auch Maschinenpistolen entdeckt.
Doch der 54-Jährige, der aus seiner Gesinnung nie einen Hehl gemacht hat, verzichtet auf eine Aussage. Deutlich kooperativer zeigt sich da schon ein 50-Jähriger, der ebenfalls ins Visier des Verfassungsschutzes geraten war. Es fanden Observationen statt, Telefone wurden ebenfalls überwacht.
1.500 Euro Gewinn
Laut Anklage soll er Binder zumindest fünf Maschinenpistolen verkauft haben. „Aber nur die Teile, die Waffen waren noch nicht zusammengebaut“, betont der Angeklagte. Der Gewinn aus dem illegalen Geschäft betrug laut der Richterin etwa 1.500 Euro.
„Überblick verloren“
Was im Keller und in einer Lagerhalle bei dem Niederösterreicher gefunden wurde, erstaunt die Behörden jedenfalls bis heute. Insgesamt sechs Tonnen Kriegsmaterial konnten sichergestellt werden, der 50-Jährige hortete unter anderem Unmengen an Munition. „Mich interessieren weniger die Waffen als die Technik. Ich war viel auf Flohmärkten unterwegs, habe Verlassenschaften aufgekauft. Irgendwann habe ich den Überblick verloren“, beteuert er.
Urteil
Von der nationalsozialistischen Gesinnung seines Kunden will der Angeklagte jedenfalls nichts bemerkt haben. „Ich wusste nichts von seinen rechten Gedanken und die Szene war mir auch nicht bekannt“, behauptet er.
Binder habe er einmal zufällig auf einem Flohmarkt kennengelernt, dabei sei man ins Gespräch gekommen. „Wir haben uns über Waffen unterhalten, mehr nicht.“
Bus voll mit Waffen
Schlussendlich bleibt für die Richterin die Frage ungeklärt, wie Binder einen Kleinbus mit Waffen füllen konnte. Der Angeklagte will nicht der Lieferant gewesen sein, er und sein Verteidiger bestreiten das vehement. „Ich bin zutiefst von mir enttäuscht“, sagt der Angeklagte noch zum Schluss.
Das Urteil: Drei Monate bedingte Haft, 24 Monaten kommen von einer Vorverurteilung noch obendrauf. Die Staatsanwältin überlegt noch, nicht rechtskräftig.
Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Montag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter:
Kommentare