"Mach's gut, Franz": Ältester Mann Österreichs mit 109 Jahren gestorben
Als Franz Wielander am 21. Jänner 1914 geboren wurde, regierte Kaiser Franz Joseph über Österreich-Ungarn. Das Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand sollte fünf Monate später den Ersten Weltkrieg auslösen, im selben Jahr wurde der Panamakanal fertiggestellt. In St. Pölten, wo Wielander viele Jahre lang im Ortsteil St. Georgen leben wird, eröffnete im Hotel Pittner das erste Kino.
Unzählige welt- und lokalgeschichtliche Ereignisse hat Wielander miterlebt. Nun ist er am 1. April friedlich eingeschlafen und nicht nur St. Pölten trauert um sein ältestes Urgestein.
Zuletzt ging Wielander selbst in die Geschichte Österreichs als ältester Mann des Landes ein. Erst im Jänner hatte er seinen 109. Geburtstag gefeiert.
Dieser Meilenstein setzt seiner beeindruckenden Lebensgeschichte aber nur die Krone auf. Wielander hat viel er-, aber auch überlebt. Zwei Weltkriege und die Gefangenschaft in Sibirien, aus der er mit nur 44 Kilogramm Körpergewicht heimkehrte.
Ein einfaches Leben
Er führte ein einfaches Leben, wie er im Jänner 2020 im KURIER–Interview erzählte: Bald nach der Schule war der Niederösterreicher als Knecht tätig. „Eine harte Arbeit, keine einfache Zeit“, erinnerte sich der damals 106-Jährige im Gespräch mit Redakteur Johannes Weichhart. Danach war er Maurer.
Bei dem Besuch grassierte gerade die Pandemie, was der Senior aber trotzdem mit Humor nahm: „Corona? Kann ich wirklich nicht brauchen.“
Im Gespräch nach den Geheimnis seines langen Lebens gefragt, grinste Wielander und meinte dann: „Ich hatte nur eine Frau in meinem Leben“. Mit seiner Gattin Hermine, die im Jahr 2017 starb, war er 77 Jahre lang verheiratet. Auch die Kronjuwelen-Hochzeit für 75 gemeinsame Jahre durfte man feiern.
Früher habe er sich gern ein Bier aufgemacht, zuletzt trank er gar keinen Alkohol mehr. Den Zigaretten hatte Wielander bereits mit 30 Jahren abgeschworen.
Auch drei Herzinfarkte, einen Schlaganfall, einen Granatsplitter in der Wange und auch ein schwerer Sturz, nach dem er erst im Vorjahr operiert werden musste, steckte der St. Pöltner weg.
Rüstig im hohen Alter
Selbst mit 109 Jahren wohnte Wielander noch zu Hause, gepflegt von Sohnes und Schwiegertochter. Von seinem Schlafzimmer in die Küche ging er bis zuletzt täglich mittels einer Gehhilfe.
„Auch seinen Humor hatte sich der sechsfache Ururgroßvater in all den Jahren bewahrt, seine große Leidenschaft war es, Witze zu erzählen“, so die Stadt St. Pölten am Dienstag in einer Aussendung.
Abschied
„Aufgrund seines hohen Alters konnte ich viele Geburtstage mit ihm feiern, an die ich mich immer mit einem Lächeln zurückerinnern werde. Er war wahrhaftig ein St. Pöltner Urgestein – mach's gut, Franz“, richtete auch Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) letzte Worte an den Verstorbenen.
Franz Wielander wird am Freitag, 21. April, in der Aufbahrungshalle in St. Georgen verabschiedet. Die Trauerfeier beginnt um 13.30 Uhr.
Alle Nachrichten aus St. Pölten jeden Freitag im Postfach mit dem KURIER St. Pölten-Newsletter.
Kommentare