Rudolf Silvan: "Mehr auf Gewerkschafter hören"
Ein richtiger Quereinsteiger war Rudolf Silvan (53) aus Brunn am Gebirge nicht gewesen, als ihn im Jahr 2019 Landesparteichef Franz Schnabl als SPÖ-Spitzenkandidat in das Team holte. Er war davor bereits in der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) verankert gewesen. Dennoch war für ihn der Einzug ins Parlament eine neue Welt. „Am Anfang habe ich Respekt gehabt, wie ich ins Parlament gekommen bin. Als Amateurpolitiker aus der FSG ist das schon etwas Besonderes. Ich habe mich dann aber rasch eingearbeitet“, sagt er.
Dennoch hat er einen etwas anderen Zugang wie so mancher Berufspolitiker. Im Parlament kommt ihm manchmal alles etwas „theoretisch vor“. Da käme ihm zugute, „dass ich aus der Praxis komme“. Vor seinem Einstieg in die Politik war Landessekretär der Gewerkschaft Bau-Holz gewesen.
Falsche Themen
Er wundert sich auch manchmal, welche Themen gesetzt werden. Selbst hält er die Pflege, das Gesundheitssystem oder Pensionen für jene Bereiche, die die Menschen am meisten betreffen. Silvan: „Wir müssen darum kämpfen, dass die Leute nicht in die Armut getrieben werden.“ Wenn ihm die Diskussion im Parlament – auch in seiner Partei – zu theoretisch ist, macht er Besuche auf den Baustellen. Dort bekommt er unverblümt die Meinung gesagt. „Seid ihr alle wahnsinnig mit der Staatsbürgerschaft?“, hatte man ihm entgegen gehalten, als die SPÖ den Weg zur Staatsbürgerschaft erleichtern wollte. Silvan: „Das ist kein Thema, das die Masse interessiert. Außerdem hat es enorm emotionalisiert, weil es der politische Gegner sofort mit dem Thema Asyl vermischt hat.“
Überhaupt ist Silvan der Meinung, dass es der Sozialdemokratie nicht schade, im Klub mehr auf die Gewerkschafter zu hören. Silvan: „Wichtig ist, auf jene zu hören, die mit den Menschen in den Betrieben reden. Das ist gut für die SPÖ.“ Als es um die Hitze am Bau ging, hätte es positive Rückmeldungen von Arbeitern gegeben.
Womit ein Abgeordneter wie Rudolf Silvan gar nicht viel anfangen konnte, war der interne Streit zwischen der Bundesparteivorsitzenden Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Deswegen ist er froh, dass es jetzt eine Aussprache gegeben hat.
Schlechtes Marketing
Seiner Meinung nach ist es die Breite der Partei, die es für eine Bundesparteivorsitzende schwierig mache. Silvan: „Wenn du aus dem Bereich der FSG kommst und in die Bundespolitik einsteigst, merkst du erst, wie groß diese Partei in Wirklichkeit ist, wie breit sie aufgestellt ist. Für mich ist die SPÖ eine echte Volkspartei, wo von linken bis Mitte-Rechts-Themen alles zu finden ist. Da ist es als Vorsitzende extrem schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Noch dazu als Quereinsteigerin.“
Dennoch zollt er Rendi-Wagner Respekt: „Von mir gibt es Bewunderung, denn was diese Frau ausgehalten hat, musst du einmal aushalten.“ Grundsätzlich ist Silvan der Meinung, dass die SPÖ eine breit aufgestellte Partei bleiben soll. „Strategisch sollten wir uns aber besser aufstellen. Wir haben die richtigen Themen, aber wir haben ein beschissenes Marketing. Doch wir arbeiten mit voller Kraft an einer Verbesserung“, sagt der Brunner.
Trotz der Turbulenz in der Partei und im Parlament will Rudolf Silvan in der Partei bleiben. Gleichgültig ob es Neuwahlen gibt oder ob regulär zu den Urnen geschritten wird, Silvan möchte wieder kandidieren. „Mir macht die Politik Spaß, mir taugt es richtig.“
Wobei er nicht mit Neuwahlen rechnet. Silvan: „Was für einen Grund hätten Sebastian Kurz oder die Grünen, das zu tun?“
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