"Wo sind denn Ihre Brillanten?"

Hermann Nitsch´ Schloss in Prinzendorf.
Ehefrau Rita Nitsch ärgert sich über Fahnder und wehrt sich gegen Vorwürfe.

Die Nachricht war ein Schock: Während das Künstlerpaar Hermann und Rita Nitsch in Deutschland weilte, drehte am Dienstag die Steuerfahndung das Schloss des Paares in Prinzendorf im nö. Weinviertel um. Wie berichtet lautet der Vorwurf "Steuerhinterziehung". Rita Nitsch weist dies im KURIER-Gespräch deutlich zurück. Die Ehefrau des Künstlers zeigt sich auch über das Vorgehen der Finanzbeamten schockiert.

KURIER: Frau Nitsch, am Dienstag durchsuchten Steuerfahnder stundenlang ihr Schloss. Wurden die Beamten fündig?
Rita Nitsch:
Nichts haben sie gefunden. Obwohl sie den ganzen Tag gesucht haben. Und das fast am Jahrestag nach dem Einbruch. Voller Erwartung haben die unseren Safe geöffnet. Aber es war nichts drin. Ein Beamter hat mich angerufen und war sehr gehässig. Er hat gefragt: "Wo sind denn Ihre Brillanten?" Ich hab dann nur gesagt, dass ich keine Brillanten habe. Das war nur eine Erfindung vom Herrn Dietmar Guggenbichler (Detektiv; siehe Zusatzgeschichte, Anm.)

Aber die Fahnder dürften einiges an Unterlagen mitgenommen haben.
Ja. Das Büro haben sie ausgeräumt. Alle Ordner sind weg. Auch die privaten Unterlagen haben sie eingepackt. Darunter auch die Krankenunterlagen meiner Mutter und die Sterbeurkunden meines Vaters. Es waren doch so viele Leute da – aber die haben sich nicht einmal angeschaut, was sie da mitnehmen. Die sind so vorgegangen, als wären wir Schwerkriminelle. Unsere Mitarbeiter durften nicht aufs Klo gehen, nicht telefonieren und das Haus nicht verlassen. Angeblich sollen wir ja auch 20 Schwarzarbeiter im Schloss beschäftigt haben. Aber da haben die von der Finanz ja auch nichts gefunden.

Der Vorwurf lautete auch, dass sie bei dem Einbruch im Vorjahr falsche Summen angegeben haben. Es sollen nicht 400.000 Euro im Tresor gelegen sein, sondern eine Million Euro.
Das stimmt nicht. Auch das kommt von Guggenbichler. Ich frage mich nur, wie er das wissen will. War er bei dem Einbruch dabei?

Aber Sie haben ihn ja selbst nach dem Einbruch beauftragt. Warum eigentlich?
Ich könnte mich in den Hintern beißen. Ich hab’ mich von Anfang an vor ihm gefürchtet. Und wir waren mit der Arbeit nicht zufrieden.

Kommen Sie jetzt aus Deutschland zurück?
Jetzt kommen wir sicher nicht retour. Wir wollen unsere Ruhe, wir haben uns genug aufgeregt. Sie können sich nicht vorstellen, wer aller anruft. Ständig läutet das Telefon. Und derzeit habe ich auch gar keine Lust darauf, nach Österreich zu kommen. Außerdem werden wir anscheinend ohnehin nicht gebraucht. Laut unserem Anwalt sind derzeit keine Befragungen durch die Steuerfahndung geplant.

Durch die Lucona-Affäre wurde Dietmar Guggenbichler als Aufdecker bekannt. Im Vorjahr beauftragte die Familie Nitsch den bekannten Detektiv. In das Schloss des Aktionskünstlers war eingebrochen worden. Unbekannte öffneten den Safe mit einer Flex – und machten reiche Beute. Im Safe befanden sich laut Polizei 400.000 Euro in bar sowie Schmuck im Wert von 100.000 Euro. Der Verdacht damals: Es waren Profis und Insider am Werk.

Die Tat ist bis dato nicht geklärt. Das Ehepaar beschloss, Guggenbichler mit dem Fall zu betrauen. "Ich habe ermittelt und bin draufgekommen, dass ich angelogen wurde", sagt Guggenbichler. "Ich bekam falsche Informationen. Man wollte mich benutzen. Aber ich mache keine linken Sachen."

Die Familie und der Detektiv zerstritten sich schließlich. Guggenbichler teilte seinen Verdacht, dass im Hause Nitsch Steuern hinterzogen werden könnten, der Finanz mit. Die Staatsanwaltschaft Korneuburg bestätigt zwar die Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung – sie beauftragte auch die Hausdurchsuchung im Nitsch-Schloss. Mit welchem Ergebnis? Darüber schweigen sich Staatsanwaltschaft und Finanzministerium aber aus.

Unterdessen hat die FPÖ ein Video des Einsatzes der Finanzpolizei veröffentlicht. Unklar ist, woher die Freiheitlichen das Bildmaterial bezogen haben. Die Partei will die Quelle nicht Preis geben und beruft sich auf das Redaktionsgeheimnis. Auf dem Video sind u.a. Beamte vor dem Nitsch-Anwesen zu sehen, die Kartons in Autos räumen. Auch der Hund der Familie wird gezeigt.

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