Fachhochschule Wiener Neustadt startet neue Weltraum-Mission

Der Fachhochschul-Satellit Pegasus kreiste sechs Jahre lang um die Erde und lieferte wichtige Messdaten für die Forschung
Technologiecluster Aerospace in Wiener Neustadt auf 20 Firmen und 1.500 Mitarbeiter angewachsen.

Wiener Neustadt gilt als die Wiege der europäischen Luftfahrt. 1909 hob am Flugfeld, Europas ältestem und größten Naturflugplatz, die berühmte Etrich-Taube ab.

Der Funke scheint von der Luft- auf die Raumfahrt übergesprungen zu sein. Nachdem die Fachhochschule Wiener Neustadt bereits 2012 als erste Bildungseinrichtung in Österreich den Studiengang „Aerospace Engineering“ eingeführt hat, hat dieser bereits 120 Absolventen in dem Fachgebiet hervorgebracht.

Mit einer neuen Weltraummission unterstreicht man nun die Erfolge in der Spitzenforschung rund um das Thema Raumfahrt, erklärte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) im Zuge der Präsentation am Mittwoch in Wiener Neustadt.

Fachhochschule Wiener Neustadt startet neue Weltraum-Mission

Satellit Pegasus

2017 hatte die Fachhochschule ihr erstes Weltraumabenteuer erfolgreich gestartet und den eigens entwickelten und gebauten Satelliten Pegasus ins Weltall schießen lassen. Pegasus umrundete sechs Jahre lang täglich 16-mal die Erde und lieferte dabei wichtige Messdaten für Wettervorhersagen und Ähnliches an die Bodenstation der Fachhochschule Wiener Neustadt. Anfang des Jahres verglühte der Satellit.

Gefragte Spitzenkräfte

Doch Studiengangsleiter Carsten Scharlemann arbeitet mit seinen Studenten seit 2018 bereits am Nachfolgesatelliten Climb, der im kommenden Jahr ins Orbit befördert werden soll. Durch die vielen Aktivitäten sei Wiener Neustadt eine „Keimzelle“, was die erfolgreiche Forschung anbelangt, sagt Pernkopf. Die Absolventen des Studienganges seien in ganz Europa begehrte Arbeitskräfte, beginnend von Airbus bis hin zu aufstrebenden Raumfahrt-Start-ups, erklärt Scharlemann.

Von den fast 70  niederösterreichischen Unternehmen in der Luft- und Raumfahrtbranche gehören 20 Betriebe mit 1.500 Beschäftigten bereits dem Cluster in Wiener Neustadt an.

Weltraumschrott

Einer dieser Vorzeigebetriebe ist die Fachhochschul-Tochter Fotec, die beispielsweise mit innovativen Antriebssystemen dabei hilft, den Orbit frei von Weltraumschrott zu halten. „Die von uns entwickelten elektrischen und chemischen Antriebe erhöhen die Mobilität und Langlebigkeit von Kleinsatelliten. Sie helfen, sie kontrolliert zum Absturz zu bringen und damit den Weltraum frei von Schrott zu halten“, sagt Bernhard Seifert, Leiter des Aerospace Engineering Department der Fotec.

Fachhochschule Wiener Neustadt startet neue Weltraum-Mission

J. Fries, S. Pernkopf und C. Scharlemann mit neuem Satellit

Krebserregende Raketentreibstoffe 

Das Hauptaugenmerk liegt derzeit auch auf der Entwicklung umweltfreundlicher Antriebsstoffe, auf der Basis von hochprozentigem Wasserstoffperoxid. Dies soll in Zukunft hochgiftige und krebserregende Raketentreibstoffe wie Hydrazin (hochreaktive Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff) ersetzen, erklärt Seifert.

Fotec arbeitet regelmäßig mit der europäischen Raumfahrtindustrie zusammen. „Niederösterreichische Entwicklungen waren schon Teil von zahlreichen erfolgreichen Raumfahrt-Missionen“, erklärt Fotec-Projektmanagerin Johanna Fries.

Da die entwickelten Technologien auch extremen Bedingungen im Weltall standhalten müssen, werden sie umfangreichen Prüfungen unterzogen. Zuständig dafür zeichnet federführend die Aerospace & Advanced Composites GmbH (AAC) im Technologiezentrum Wiener Neustadt.

Hitzeschilder

Wie Forscher Andreas Merstallinger schildert, prüfe er mit 25 Mitarbeitern in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, ob Materialien halten und raumfahrttauglich sind. „Satelliten müssen 15 Jahre oder länger funktionieren, und das völlig servicefrei.“

Kommentare