Radtourismus boomt: Für NÖ ein Millionengeschäft mit Potenzial

Niederösterreich will mit einer klaren Strategie zum Radland Nummer eins im Herzen Europas werden. Studien befeuern die Ambitionen des Landes, weiter in den Radtourismus und das entsprechende Marketing dafür zu investieren.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Radtourismus kann durch Untersuchungen in Zahlen gemessen werden. Ein jährlicher Umsatz von zuletzt rund 252 Millionen Euro hängt unmittelbar mit dem Radtourismus in Niederösterreich zusammen. In Schnitt gibt ein Radler, der in Niederösterreich nächtigt, 94 Euro pro Tag aus, heißt es dazu beim Land Niederösterreich.
Wie stark der Biketourismus floriert, wird derzeit in keiner anderen Region stärker spürbar als am Wechsel im Bezirk Neunkirchen. In diesem Zusammenhang wird das Sprichwort „Totgesagte leben länger“ gerne in den Mund genommen.
Radfahren liegt im Trend, auch bei ausländischen Gästen. „Unser Bundesland hat sich als Radparadies im Herzen Europas etabliert. Damit das auch so bleibt, wird laufend in das Radwegenetz investiert“, betont Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Seit 2006 wurden im Rahmen eines Ecoplus Förderschwerpunktes über 60 Millionen Euro in touristisch genutzte Radwege investiert. Für die kommenden fünf Jahre sind bereits weitere Investitionen in Höhe von rund 9,7 Millionen Euro geplant. Investitionen, die sich auszahlen, erwirtschaftet der Radtourismus in NÖ doch jährlich ein Umsatzvolumen von rund 252 Millionen.
Allein die zehn Top-Radrouten wie der Donauradweg oder der Ybbstalradweg verfügen über eine Gesamtlänge von rund 1.500 Kilometern. Die Bemühungen kommen an, Umfragen „zeigen, dass die Zufriedenheit mit der vorhandenen Infrastruktur stark gestiegen ist und viele Radlerinnen und Radler auf ,ihrer’ Tour mittlerweile zu Stammgästen geworden sind“, so Ecoplus Geschäftsführer Helmut Miernicki.
Als vor neun Jahren das schwer defizitäre Skigebiet in St. Corona am Wechsel geschlossen und die maroden Lifte abgebaut wurden, sahen viele die Region dem wirtschaftlichen Untergang geweiht. Heute kann man sich vor Touristen kaum erwehren. Herzstück des ganzjährigen Bergerlebniszentrums ist der Mountainbike-Park Wexl Trails.
Ansturm
Von dem Besucherrekord von zuletzt 230.000 Ankünften pro Jahr fallen 190.000 Eintritte auf die warme Jahreszeit. 7.000 Eintritte verbuchten die Wexl Trails noch in ihrem ersten vollen Jahr 2017, 2021 waren es 47.400 und im Vorjahr 46.500. Heuer kratzt man bereits an der 50.000er-Marke.
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Wie der heurige Sommer gezeigt hat, habe man allerdings dringend Aufholbedarf in Sachen Camping und Gästebetten. „Wir wurden von Campern aus Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Slowenien gestürmt und müssen unbedingt neue Flächen dafür schaffen“, sagt der Geschäftsführer der Wexl-Arena, Karl Morgenbesser.
Auf die steigende Nachfrage reagiert man mit großen Ausbauplänen. Der zweite Schlepplift, der die Downhiller zur Almrauschhütte in 1.251 Meter Seehöhe ziehen soll, kommt im besten Fall im Herbst 2024. Schon kommende Woche wird das Streckennetz mit der Eröffnung des „Bergkäs’ Trail“ erweitert.

Damit haben Biker erstmals die Möglichkeit, über eine 2,6 Kilometer lange Strecke nach Unteraspang auch den Bahnhof und damit die öffentlichen Verkehrsmittel mit dem Mountainbike zu erreichen. Die öffentliche Anreise zu den Wexl Trails ist bereits von Freitag bis Sonntag – dank Radanhänger – an den Bussen der VOR-Linie problemlos möglich, erklärt Morgenbesser.
Meilenstein
In zwei Wochen startet der „wichtige Lückenschluss“ des Trailangebotes. Ab dem Frühjahr 2024 wird eine neue Strecke den Hochwechsel mit der „Vorauer Schwaig“ in der Oststeiermark verbinden und länderübergreifenden Fahrspaß garantieren, heißt es von der Wexl Arena.
Das Streckennetz an Mountainbikerouten wächst in Niederösterreich zusehends. Aktuell gibt es 330 offiziell ausgewiesene und beschilderte MTB-Strecken mit einer Gesamtlänge von 6.000 Kilometern. Zusätzlich gibt es im Bundesland elf Trailcenter und Trailparks.
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