Querschüsse nach Gemeindejagd-Vergabe

Erfahrung beim Bejagen von Rotwild war Bedingung
Tulln. Höchstbieter fühlt sich unfair behandelt / ÖVP hält ihn für fachlich nicht geeignet.

Aus der Neuvergabe der Gemeindejagd in Tulln ist ein heftiger Polit-Hickhack geworden. Hintergrund ist die Neuvergabe des 267 Hektar großen Jagdreviers in den Tullner Auen mit attraktivem Rotwildbestand. Das hat – laut einem Mehrheitsbeschluss – allerdings nicht der Höchstbieter bekommen, sondern erneut Altbürgermeister Edwin Pircher.

Auf Wunsch von ÖVP-Bürgermeister Peter Eisenschenk wurde das Revier erstmals öffentlich ausgeschrieben, obwohl das nicht nötig gewesen wäre, erklärt ÖVP-Fraktionschef Peter Höckner. Dazu habe man eine Expertise eingeholt, die eine Pachthöhe von 12.100 Euro ergab. Etwa das Doppelte der bisherigen Pacht. Alles wäre glatt gegangen, hätte sich nicht auch der Biobauer Robert Heiss aus Seebarn (ÖVP-Mandatar in der Großgemeinde Grafenwörth) um das Revier beworben. In mehreren Gesprächen bot er bis zu 22.000 Euro für die Jagd an. Was aber nichts nützte: Pircher erhielt das Revier um 13.000 Euro.

Kritik

Heiss fühlt sich unfair behandelt: "Wenn sie gleich sagen, sie wollen die Jagd dem Altbürgermeister geben, ist das ok. Aber wozu dann eine Ausschreibung?", fragt er.

Es sei gar nicht vornehmlich ums Geld gegangen, kontert Höckner. Einerseits habe Heiss keine Erfahrung mit Rotwildbejagung. Das sei auch Teil der Ausschreibung gewesen: "Ich habe extra nachgeschaut, der Punkt war nicht angekreuzt." Heiss hält dagegen: "Mein Jagdkollege hat ausreichend Rotwilderfahrung."

Zusätzlich habe man auf Nachfrage von der Bezirkshauptmannschaft erfahren, dass ein jagdrechtliches Strafverfahren gegen den von Heiss genannten Jagdaufseher läuft, ergänzt Höckner. Deshalb sei auch ein höheres Angebot von Heiss irrelevant gewesen. Höckner gibt aber zu, dass das Verfahren nicht abgeschlossen und daher nicht fix sei, ob es überhaupt zu einer Strafe kommt.

Vorwurf

In einer Aussendung wirft die ÖVP Tulln Stadtrat Ludwig Buchinger von der Bürgerliste TOP vor, gemeinsam mit Bieter Heiss einen Rachefeldzug gegen den ehemaligen Bürgermeister Pircher zu starten. "Ich habe kein Problem mit Pircher und habe von der Ausschreibung nichts gewusst, bevor Heiss mich informierte", antwortet Buchinger, der mit seiner Forderung nach Neuausschreibung allerdings abblitzte.

Kommentare