Falscher Pilot lebte auf großem Fuß: Jetzt muss er 6 Jahre hinter Gitter

Schauspieler Leonardo DiCaprio verkörpert im Film "Catch me if you can" einen Betrüger, der sich als Co-Pilot ausgibt.
Einer geregelten Arbeit ging der bereits dreifach wegen Betrügereien Vorbestrafte nicht nach. Auf einen luxuriösen Lebensstil wollte er aber trotzdem nicht verzichten. Daher war "Kreativität" gefragt.
Ähnlich wie im bekannten Kinofilm „Catch me, if you can“, in dem Leonardo DiCaprio einen amerikanischen Betrüger darstellt, der als falscher Co-Pilot jahrelang kostenlos bei Fluggesellschaften mitflog, gab sich der 23-jährige Deutsche als Pilot aus.
Er täuschte vor, aus einer wohlhabenden Familie zu stammen, die ihn finanziell großzügig unterstütze. So gelang es ihm, sich "wiederholt Pilotenausbildungen und Flüge mit Privatjets und Hubschraubern - zum Beispiel nach Malta oder nach Deutschland - zu verschaffen", wie es in der Anklage der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt formuliert wird.
Der 23-Jährige schloss sogar eine Berufsausfallversicherung für Piloten ab, die er dann auch tatsächlich in Anspruch nahm.
Aber auch der Motorsport hatte es dem Betrüger angetan. 251 Runden drehte er auf einer Rennstrecke, ohne einen Cent dafür zu bezahlen. Inklusive Zusatzleistungen sei ein Schaden von mehr als 34.000 Euro entstanden, heißt es in der Anklage. Dafür legte er fingierte Zahlungsbestätigungen vor. "Ich habe die Summen von meinem Konto überwiesen, obwohl ich wusste, dass das Geld nicht auf meinem Konto ist und dann die Bestätigungen ausgedruckt", erklärte der Angeklagte seine Vorgangsweise am Landesgericht Wiener Neustadt. Verschiedene weitere Urkunden soll er manipuliert haben, um seine nicht vorhandene Liquidität zu beweisen.
Motorrad und Designerschmuck
Gemeinsam mit einer Bekannten gründete er eine Firma - allerdings nur um Zugriff auf das gemeinsame Konto zu erhalten und sich davon zu bedienen. Leasingraten für ein Motorrad ließ er sich bezahlen, Designer-Goldschmuck, Maßkleidung und Schuhe habe er sich anfertigen lassen, die Rechnungen aber nie beglichen, sagt der Staatsanwalt.
Im Falle der maßangefertigten Schuhe behauptet der 23-Jährige, er habe gedacht, sie würden nicht hergestellt, weil er sich schon die geforderte Anzahlung nicht leisten konnte.
Den Ehering seiner Ehefrau meldete der Betrüger als gestohlen und kassierte die Versicherungssumme, obwohl sich das Schmuckstück nach wie vor im Besitz seiner Gattin befand. Ihren Pkw verkaufte er nach einem Unfall gar kurzerhand an das Abschleppunternehmen. Seine zweite Ehefrau wirft ihm wiederholte Misshandlungen vor. Er soll sie unter anderem mit einem Messer bedroht haben. Noch weit drastischer: in einem weiteren Fall habe er ihr eine Schreckschusspistole an den Kopf gehalten - und tatsächlich abgedrückt. Dass die Waffe ungeladen war, wusste die Frau nicht.
Auch Schwiegereltern unter den Opfern
Die Gewaltdelikte bestritt der Mann: "Ich hätte sie nie verletzen können." Die Betrügereien bedauere er hingegen sehr, zeigte er sich bereits am ersten Verhandlungstag reumütig.
Unter den zahlreichen Opfern befinden sich auch seine ehemaligen Schwiegereltern.
Diese unterstützten das Ehepaar mit einem Mietzuschuss - obwohl der Vater des 23-Jährigen die monatliche Miete für die Wohnung bezahlte. "Ich hatte keine Arbeit hatte und meine Frau hat noch studiert", begründete der Angeklagte. Auch großzügige weitere Finanzspritzen erhielt man von den Schwiegerelten. So durfte beispielsweise die Kreditkarte mehrfach benutzt werden.
Sechs Jahre Haft
"Manchmal ist ihr Vater, wenn wir sie besucht haben, schon mit einem Kuvert mit Geld in der Hand auf uns zugekommen", erinnert sich der 23-Jährige. Wiedergesehen haben die beiden ihr Geld aber nicht.
Von Luxus muss sich der Mann nun aber wohl für einige Zeit verabschieden: der Schöffensenat verurteilte ihn am Dienstag zu sechs Jahren Haft. Nicht rechtskräftig.
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